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4.2018
Die Möglichkeiten zur Individualisierung
desManagement-Tools erlauben auchAn-
wendungen jenseits klassischer Gebäude-
verwaltung. „Einer unserer Kunden aus
demkirchlichenUmfeld nutzt sein System
zusätzlich für Tagesberichte, Fahrtenbü-
cher, Reisedokumentation, Reisekosten-
abrechnungen und die Spendenverwal-
tung“, sagt Eric Drach von Loy & Hutz.
MANCHES IST BESONDERS
Ein häufig ge-
nannter Aspekt bei kirchlichem Liegen-
schaftsmanagement ist Erbpacht. Es ist
aber nicht der einzige. „Bei Kirchen gibt
es nichts, was es nicht gibt“, sagt Martin
Spatz aus Hildesheim und nennt zwei
Beispiele: „Da gibt es ein Haus auf zwei
Flurstücken oder besondere Eigentümer-
konstellationen, zum Beispiel bei einem
ökumenischen Zentrum.“ All das muss
ein System flexibel abbilden können.
Losgelöst von der Welt ist kirchliche
Immobilienverwaltung trotzdem nicht.
„FM ist ein Local Business“, betont Prof.
Nävy. Zwar hätten konfessionelle Eigen-
tümer Sakralbauten und Friedhöfe, aber
meist auch Krankenhäuser, Schulen, Kin-
dergärten und Büro- und Verwaltungs
gebäude. „Ob ich als Kirche oder als Kom-
mune einen Kindergarten betreiben will,
ist für das Management der Immobilien
egal“, so Nävy. Entsprechend werde dann
auch ein CAFM-System eingesetzt.
Die Analogie reicht bis in die Prozesse.
„Wir haben für finanzielle Fragen einVier-
Augen-Prinzip als Prozess im System an-
gelegt“, erläutert Hartmut Schaap von der
Rheinländischen Landeskirche. Damit
die Finanzen mit der Finanzbuchhaltung
koordiniert werden, sind Schnittstellen
in die CAFM-Systeme integriert. „Wir
haben eine Anbindung an die Finanz-
buchhaltungMachCS“, berichtet Hartmut
Schaap. So eine Schnittstelle setzt auch das
Erz
bistum Köln ein. „Perspektivisch soll
CAD hinzukommen“, ergänzt Bereichs
leiter Jörg von Lonski.
Ein weiteres Thema ist Betreiber-
verantwortung. Viel Erfahrung hat hier
die Baunataler Diakonie. „In unseren
Werk- und Wohnstätten für Menschen
mit Behinderungen sind die Ansprüche
besonders hoch“, betont FM-Leiter Ge-
org Daher. Im CAFM-System sind alle
sicherheitskritischen Einbauten erfasst
und individuell mit einem Regelwerk-
system verknüpft. „So sehen wir sofort,
welche Anforderungen zu erfüllen sind,
und erfahren Änderungen bei Normen,
Gesetzen und Verordnungen unmittel-
bar“, nennt Daher die Vorteile.
AUCH BIM IST BEREITS PRÄSENT
Auch
das Zukunftsthema BIM ist bei einigen
kirchlichen Trägern bereits präsent. „Wir
bekommen eine neue CAD-Software, die
auch BIM beinhaltet“, berichtet Martin
Spatz vom Bistum Hildesheim. Genutzt
wird BIM allerdings nur bei großen Neu-
bauten. „Für die vielen Kleinprojekte im
Alltag wäre der Aufwand zu groß“, so der
Referatsleiter.
„Bei der Sanierung eines Studieren-
denwohnheims in Köln mit Erweiterung
um eine Etage haben die externen Archi-
tekten das Thema BIM integriert“, nennt
Hartmut Schaap von der Rheinischen
Landeskirche ein Praxisbeispiel. Das Gan-
ze sei ein Versuchsballon, um Aufwand
und Kosten von BIM beurteilen zu kön-
nen. „BIM ist ein zunehmend wichtiger
Aspekt, den wir über Schnittstellen in un-
ser CAFM-System integrieren“, bestätigt
Michael Heinrichs, Geschäftsführer von
IMS, deren Software Imsware bei kirch-
lichen Einrichtungen im Einsatz ist.
Werden BIM und CAFM damit zu-
künftig bei Kirchen eine größere Rolle
spielen? Das ist anzunehmen, wobei kein
Software-Anbieter den Markt dominiert.
„Es gibt die Konzentration auf zehn Top-
Player, die selbstverständlich auchKirchen
als Kunden haben“, sagt Prof. Jens Nävy.
Es werden weiter verschiedene Produkte
angebotenwerden, so wie die Kirchen ver-
schieden arbeiten – je nach Immobilien-
bestand und Nutzungszweck.
SUMMARY
»
Durch den traditionell hohen Gebäudebestand im kirchlichen Umfeld
sind Prozesse rund um Fläche, Bau und Betreiberver-
antwortung meist im Fokus.
»
Unterschiede gibt es weniger bei den Konfessionen,
sondern eher bei den Bedarfen.
»
Ein
CAFM-Pauschalsystem
für den Einsatz im kirchlichen Umfeld gibt es nicht.
»
Auch das
Zukunftsthema BIM
ist bei einigen kirchlichen Trägern bereits präsent.
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Thomas Semmler, Hannover
Eine Kirche ist auch nur eine Immobilie – deshalb muss die Bewirtschaftung
genauso stimmen wie bei jedem anderen Gebäude auch.