Immobilienwirtschaft 9/2017 - page 38

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20 JAHRE SPEZIAL
I
20 ZIELGRUPPEN
Foto: 3000ad/shutterstock.com
gleichsam auch das Menetekel
des Berliner Flughafens zu be­
schreiben scheinen.
EINE HÖCHST EIGENWILLIGE
In­
terpretation findet Sascha Zan­
der für die ihn und sein Büro
betreffenden spezifischen Zeit-
und Marktumstände. Auch sie
spiegelt die konträren auf den
Architekten einwirkenden
Kräfte wider: „DerWohnungs­
bau in unserer Gesellschaft ist
heute in erster Linie ein Wirt­
schaftsgut, eine handelbare
Ware.Dasmacht es sehr schwer,
aus Architektensicht eine wirk­
lich gute Qualität zu erreichen.
Denn es wirken Einflüsse un­
noch peripher die Kernkom­
petenzen eines klassischen
Architekten. Das Konzept
des Dialogischen Entwerfens
fordert Meinhard von Gerkan
weiterhin konsequent ein. Es
gerät zu einemwichtigen, aber
nicht mehr ausschließlich Ton
angebenden Element der Ar­
chitekturkommunikation.
DENN IM SPIEL DER KRÄFTE
und Mächte um ein Bauwerk
entstehen verstrickte Multi­
polaritäten. Diese können nur
noch höchst individuell und
manchmal gar spontan gelöst
werden. Von Gerkan gerät
darüber zunehmend ins Grü­
beln: „In Deutschland hat sich
das Bedingungsfeld für die Ar­
chitekten in einem unvertret­
baren Maße sowohl inhaltlich
wie praktisch verengt. Es geht
in Richtung Verbürokratisie­
rung. Das Gewicht des Mess­
baren, Berechenbaren, also
der Quantifizierung gewinnt
zunehmend anDominanz. Die
künstlerische Komponente
hat die Architekturgeschichte
jahrhundertelang bestimmt.
Doch sie hat ihre Führungs­
rolle zugunsten einer zahlen­
dominantenVorherrschaft des
extrem ökonomischen und
perfektionistisch-technischen
Primats geräumt.“ Worte, die
terschiedlichster gesellschaft­
licher Gruppen – oft von sol­
chen, die sich nicht wirklich
für Architektur interessieren.
Zu Letzteren zähle ich die Ent­
wickler, deren vordergründiges
Interesse die Gewinnerzielung
mit einer Ware ist. Dazu kom­
men die Protagonisten der Ver­
marktung undFinanzierung…
Wir haben uns dieser Störgrö­
ßen entledigt. Das erlaubt uns,
Entwürfe zu produzieren, von
denen wir denken, dass es sich
lohnt, sie zu bauen.“
EINE BERUFSAUFFASSUNG
, die
sich ausschließlich aus den
Leistungsbildern der HOAI
PROTAGONISTEN DER DEUTSCHEN ARCHITEKTUR
MEINHARD VON GERKAN
ist mit Geschäftspartner Volkwin Marg ein
Doyen der deutschen Nachkriegsarchitektur.
Wegweisende Bauten von visionärer Kraft
etablierten sein Büro in Deutschland. Anfang
des Jahrtausends eröffnete er Niederlas-
sungen in Asien mit Spezialisierung auch auf
Sportstadien. Damit gelang sein Einstieg in
das internationale Geschäft.
SASCHA ZANDER UND CHRISTIAN ROTH
sind seit ihrem Gewinn des Mipim-Awards für
Entwicklung und Realisation eines Wohnungs­
bauprojekts in Berlin auch international
bekannt. Ihr Berufsverständnis geht weit über
den rein entwerfenden Architekten hinaus.
Spezifische Kenntnisse, etwa des Berliner
Marktes für Wohnimmobilien, sind essentieller
Bestandteil ihres Erfolgs.
Architektur scheint beständig. Dabei zeigt gerade sie deutlich, welchen Wandel Deutschland
vollzieht. Höchst unterschiedliche Persönlichkeiten wirken daran mit.
„Das ehemals vorherrschen-
de Künstlerische hat seine
Führungsrolle zugunsten
einer Zahlendominanz und
des perfektionistisch-techni-
schen Primats geräumt.“
„Seit der deutschen Wie-
dervereinigung sind wir
eher als Mediatoren und
Teamleader gefragt – im-
mer angewiesen auf die
Kompetenz von anderen …“
„Wir haben uns vieler
Störgrößen entledigt. Das
erlaubt uns, Entwürfe zu
produzieren, von denen
wir denken, dass es sich
lohnt, sie zu bauen.“
EIKE BECKER
reüssiert nach seiner Londoner Zeit bei
Norman Foster im wiedervereinigten Berlin.
Seither verbindet sich in ihm und seinen Pro-
jekten ästhetische Prägnanz mit unstillbarer
Neugier. Er lotet architekturaffine Bereiche
immer weiter aus, um diese für seine Ge-
bäude zu nutzen.
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