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20 JAHRE SPEZIAL
I
20 ZIELGRUPPEN
Doch infolge der Immo-
bilienkrise 2008 brachen die
Übernachtungszahlen ein.
Jetzt sah es zeitweilig eng aus
für die Investoren. Doch die
meisten schafften den Turn
around. Viele Hotelketten
positionierten sich anders,
kappten ihre Kosten, kämpf-
ten mit niedrigen Margen und
verhandelten die Verträge mit
Investoren neu.
Durch die immer engere
Regulierung der Banken je-
doch bekamen viele Projekt-
entwickler nur noch schwer
Finanzierungen. Kreditpro-
longationen wurden zum Pro-
blem. Prominentes Opfer: das
Grandhotel Heiligendamm.
Mit dessen Fall haben Fonds-
anleger sehr viel Geld verloren.
Angesichts des Finanzie-
rungsengpasses waren beim
Hotelsektor die nun auch ver-
stärkt hinzugekommenen ins
titutionellen Investoren aus
der Spezialfonds- und Versi-
cherungsbranche hochwill-
kommen. Inzwischen haben
viele große Investmenthäuser
wie die Patrizia AG, Invesco
zu nehmender Konkurrent,
hatte den Sprung in die Mo-
derne verschlafen. Müller
dagegen lüftete den Mief der
Eco-Hotellerie und konzi-
pierte ein Hotelprodukt exakt
auf den Gästegeschmack hin.
Das Konzept ging auf. Seine
Erfolgsbausteine – Standort,
Qualität und Preis – trafen
den Nerv der Zeit. Mehrfach
wurde die Hotelkette inzwi-
schen als beliebtester Invest-
mentpartner ausgezeichnet.
Das Konzept überzeugte unter
anderen die Tochter der Baye-
rischen Landesbank, Real I.S.
AG, die ebenfalls schon länger
auf dem Hotelsektor aktiv ist.
HUNGER AUF HOTELS UND PRO-
FESSIONALISIERUNG STEIGEN
Angesichts der sich immer
verbreiternden Angebotspa-
lette war besonders bei Fonds
der Appetit auf Hotels groß.
Wenn der richtige Betreiber
für ihr Objekt gefunden sei,
hätten Investoren über 20
Jahre normalerweise relativ
wenig Aufwand mit ihrem In-
vestment, so Andreas Erben,
Head of Hotels bei Colliers.
Das Problem war nur:
Viele Investoren beherrschten
die Klaviatur in der Sprache
der Hotellerie nicht, um für
ihren Standort den richtigen
Betreiber, die passenden Ver-
träge und Konzepte herausfil-
tern zu können. Das ließ das
Risiko steigen. Es gab Fehl-
schläge, aber abgehalten hat
das keinen. Im Gegenteil: Ho-
telentwickler und Investoren
begaben sich auch in Länder
und Regionen, die für die in-
ternationale Hotellerie noch
nicht erschlossen waren. Als
First Mover lockten dort hö-
here Renditen. Neben Asien/
China zogen Russland und der
arabische Raum, allen voran
Dubai, neben den Entwicklern
vor allem Manager Geschlos-
sener Fonds an.
und Art Invest große Hotel-
fonds für institutionelle In-
vestoren aufgelegt und fahren
sehr gut damit. Vor allem, da
mit zunehmender Professi-
onalisierung ein neuer part-
nerschaftlicher Umgang auf
Augenhöhe Einzug hielt.
DER IMMOBILIENHYPE ER-
FASST AUCH DIE HOTELS
Und
schon wieder gibt es Geld im
Überfluss. Vor allem institu-
tionelle Anleger stehen unter
Anlagedruck: „Der Markt ist
inzwischen sehr heiß. Wie in
Boomphasen häufig, hält das
‚Lemminge-Prinzip‘ langsam
Einzug“, sagt Erben. Kritisch
sieht er die zunehmende Re-
gulierung und die staatlichen
Vorgaben, die Neu- und Um-
bauten immer teurer machten.
Inzwischen seien auch
Einkaufsfaktoren von weit
über dem 20- bis 30-Fachen
durchaus am Markt zu sehen,
sagt Andreas Ewald, Managing
Partner, Engel &Völkers Hotel
Consulting. Die Frage sei nur,
wie lange das vom Betreiber
erwirtschaftbar sei. Renditen,
„Die Investo-
renlandschaft
merkte schnell,
dass es durchaus
angenehm ist,
nur einen Mieter
zu haben.“
Andreas Erben
Head of Hotels bei
Colliers International in
Deutschland
Humorvoller als der Rest
ASSET-ASSOZIATIONEN
Andreas Ewald,
Managing Partner, Engel & Völkers
Hotel Consulting
Warum sind Hotelinvestitoren die Königs-
klasse der gesamten Immobilienbranche?
Sie sind spannender, bunter, vielseitiger und
internationaler. Die Investorenlandschaft in dem
Bereich ist offen und vielleicht auch einen Tick
humorvoller als der Rest.
Was wäre, wenn es Hotelinvestoren
nicht gäbe?
Es gäbe sicher weniger Hotels.
Hotelinvestoren haben das Thema Hotel als
eigene Assetklasse mit steigenden Volumina
professionalisiert.
Welchen Konsumartikel verbinden Sie mit
Hotelinvestoren? Warum?
Einen Globus –
es ist ein sehr internationales Geschäft.
Welche Persönlichkeit hat eine Eigenschaft,
die Sie mit Investoren in Hotels verbinden?
Richard Branson – er schaut über den Tellerrand
und hat eine Art der Entrepreneurship, die Hotel-
investoren auch oft innehaben.