Immobilienwirtschaft 9/2017 - page 24

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20 JAHRE SPEZIAL
I
20 ZIELGRUPPEN
„Versicherungen
suchen lang­
fristige Büro­
investments. Sie
fürchten, keine
neue Immobilie
mit vergleich­
barem Ertrag zu
finden.“
Günter Vornholz,
Professor für Immobilien­
ökonomie an der EBZ
terhin die bedeutendste Ge-
werbeimmobilienklasse“, sagt
Trombello. Daran hat auch die
Finanzkrise von 2009 nichts
geändert. „Viele Marktakteure
haben den Büromärkten da-
mals eine schwierige Zukunft
prognostiziert“, erinnert sich
Georg Allendorf, Head of Real
Estate Europe bei der Deut-
sche-Bank-Tochter Deutsche
Asset Management. Durch die
massive Konsolidierung imFi-
nanzsektor würden zahlreiche
Büroarbeitsplätze verschwin-
den, hieß es. Die Realität ist
2017 anders: „Die Märkte
waren schon sehr lange nicht
mehr in so einer guten Verfas-
sungwie heute“, sagt Allendorf.
tungsgesellschaft Catella. Das
ist vorerst vorbei: „Inves
toren
agieren zunehmend mit Ka-
pitalmarkt-getriebenen Mo-
dellen“, so Kai Wolfram, Ge-
schäftsführer Engel & Völkers
Investment Consulting.
DAS TRANSAKTIONSGESCHEHEN
STEIGT
– auch, weil die Null-
zins-Politik der Notenbanken
Investoren aus Bonds in Büro-
türme zwingt. Das treibt deren
Preise stärker als die Mieten;
spiegelbildlich schrumpfen
deshalb die Renditen. „Wert-
schöpfende Strategien sind
gefragt“, sagt Matthias Mitter-
meier, Managing Partner der
auf Büroimmobilien fokussier-
ten Berliner Investmentgesell-
schaft Commodus Real Estate
Capital. „Am nachhaltigsten
ist Value-add.“ Investoren er-
werben Objekte in guten La-
gen mit Teilleerständen und
Modernisierungsbedarf, die
bald darauf – saniert und voll
vermietet – deutlich teurer
wieder veräußert werden.
Das treibt das Transaktions-
geschehen. „Im ersten Quar-
tal dieses Jahres wurden in
Deutschland Büroimmobilien
im Wert von 4,5 Milliarden
Euro gehandelt“, sagt Ignaz
Trombello, Head of Invest-
ment bei der Beratungsgesell-
schaft Colliers International.
„Das Bürosegment ist wei-
DIGITALE TECHNOLOGIEN VER-
ÄNDERN DEN MARKT
Deshalb
können sich Investoren aber
nicht zurücklehnen. „In der
Zukunft dürfte die Nachfrage
nach Büroflächen nicht mehr
von klassischen Mietern wie
Banken, Versicherungen und
der öffentlichen Hand domi-
niert werden“, prognostiziert
Allendorf. Vielmehr würden
Technologie-, Beratungs- und
Gesundheitsunternehmen
stark an Bedeutung gewinnen.
Mit ganz anderen Ansprüchen
an ihre Büroflächen als traditi-
onelle Konzerne.
Hinzu kommen die digi-
talen Technologien: „Sie lassen
Arbeiten und Wohnen immer
mehr zusammenrücken“, sagt
Michael Birnbaum, Geschäfts-
führer bei der Fondsgesell-
schaft KanAm. Reine Büroflä-
chen würden in 20 Jahren in
deutlich geringeremMaße be-
Warum sind Büroimmobili-
en-Investoren die Königs-
klasse für die gesamte
Immobilienbranche?
Das
sind die mit der dicksten
Brieftasche, das macht sie zu
Königinnen und Königen der
Innenstädte (aber wer ist noch
für die Monarchie?) ...
Was wäre, wenn es sie nicht
gäbe?
Alles sehr viel langwei­
liger. Mausgrauer „Friede auf
Erden“.
Welchen Konsumartikel ver-
binden Sie mit Büroimmo-
bilien-Investoren? Warum?
Aston Martin, sehr schön,
aber auch teuer, sensibel und
anfällig.
Welche berühmte Persön-
lichkeit hat eine Eigenschaft,
die Sie mit diesen Investoren
verbinden? Welche Eigen-
schaft ist das?
Sean Connery
(007), er nimmt sich sympa­
thisch lächelnd, was er will.
Die dickste Brieftasche
ASSET-ASSOZIATIONEN
Michael Birnbaum,
Geschäftsführer KanAm
„Auf dem
Büroimmobilien-
Meer schwim­
men in 20 Jahren
nur noch behäbi­
ge Flugzeugträ­
ger und schnelle
Fregatten.“
Thomas Beyerle,
Chefresearcher Catella
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