Immobilienwirtschaft 9/2017 - page 23

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9.2017
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ie kommen aus den USA
und Großbritannien, die
Kriegsschatullen gefüllt
mit Milliardenbeträgen von
Pensionskassen und Stif-
tungen. Sie wollen sich an den
Kadavern laben, die ein spe-
kulativer Bauboom am deut-
schen Büromarkt hinterlassen
hat. Es ist die Zeit der Geier-
fonds – und sie werden das In-
vestmentgeschehen nachhaltig
verändern.
2001 platzt die Internet-
blase – und Millionen Qua-
dratmeter neu errichteter
Büroflächen, geschaffen für
jung-dynamische Webunter-
nehmen, finden keine Nutzer.
Leerstandsraten schießen in
die Höhe, Marktwerte krachen
in den Keller. Ältere Büroob-
jekte sind out, weil Nutzer zur
gleichenMiete neue, moderne
Flächen bekommen. Fonds-
gesellschaften und Versiche-
rungen stehen vor der Wahl,
betagte Türme teuer zu mo-
dernisieren – oder sie an die
Angelsachsen zu veräußern.
Büroimmobilien-Investoren stehen vor massiven Herausforderungen:
Neue digitale Technologien verändern die Anforderungen an Flächen.
Die hohen Preise drücken die Renditen. Das führt zum Comeback
einer alten Strategie: „Kaufen und Halten“ wird wieder interessant.
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BÜRO-
INVESTOR
Neue Nutzer, neue Ansprüche -
alte Strategie
Präsentiert von
Richard Haimann
Die sind von fiktiven Profitkal-
kulationen in Exceltabellen so
verblendet, dass sie Preise weit
über Wert zahlen.
Früh macht sich dies die
Union Investment Real Estate
(UIRE) zunutze. Die Immo-
bilienfondsschmiede der Ge-
nossenschaftsbanken schlägt
2007 mit dem Pegasus-Deal
54 Objekte aus ihren Fonds
für 2,56 Milliarden Euro an
Morgan Stanley und die bör-
sennotierte IVG Immobilien
los. „Der Verkaufspreis lag
insgesamt 325 Millionen Euro
oder 14,5 Prozent über den
Verkehrswerten“, sagt Frank
Billand, damals Mitglied der
UIRE-Geschäftsführung.
Es ist das vorläufige Ende
einer Strategie, die deutsche
Investoren seit Jahrzehnten
gefahren haben: Kaufen und
Halten. „Bürotürme wurden
quasi auf ewig erworben, um
dauerhaft ihre Mieterträge zu
melken“, sagt Thomas Beyerle,
Chefresearcher der internati-
onalen Immobilienbera-
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