Immobilienwirtschaft 9/2017 - page 18

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20 JAHRE SPEZIAL
I
20 ZIELGRUPPEN
„Die Immobilien­
wirtschaft täte
gut daran, Stadt­
planer einzustel­
len. Das spart
Kosten und sichert
Nachhaltigkeit für
Menschen in der
Stadt.“
Prof. Jörg Knieling,
Dekan
Stadtplanung, Hamburger
HafenCity Universität (HCU)
und Wolfsburg (VW), Metro-
polregion (eine EU-Bezeich-
nung für Förderwürdigkeit)
mit Hannover und Göttingen,
funktioniert Stadtplanung und
Entwicklung als „Denk deine
Stadt“-Projekt. 5.500 Bür-
ger machten Vorschläge und
brachten Änderungen ein.
Vom Bürgermeister, dem Rat
der Stadt, zuständigenÄmtern
und Verbänden wurden sie
geprüft, auf Finanzierbarkeit
und Projektsinn abgeklopft
und dann parteiübergreifend
beschlossen. Sie mündeten in
100 Handlungsaufträge mit 15
Jahren Realisierungszeit. Da-
für bekam die 250.000-Ein-
wohner-Stadt 2016 in Berlin
den Politik-Award „Partizipa-
tion“ verliehen.
Co-Kreation, so der Begriff
für zeitgemäße Stadtplanung.
Diese Form überdauert auch
mal politische Führungswech-
sel. Das ist wichtig, denn: Eine
Stadt ist nie fertig. Stadtent-
wicklung ist ein Dauerprojekt.
Und Zeiten ändern sich: Stil-
brüche, Hauruckanordnungen
oder Abriss-Irrtümer, die man
im Nachhinein mühsam zum
Konzept erklärt, entscheiden
bei Städten über Attraktivität,
Steuereinnahmen und Anzahl
der Einwohner. Und von der
Zahl der Einwohner hängt
nicht zuletzt das Gehalt des
Bürgermeisters ab.
Eine neue Generation von
Stadtplanern schafft nun die
Voraussetzungen für langfris­
tige Entwicklungsziele. Derart
erarbeitete und beschlossene
Planungen stärken den umset-
zenden Beamten den Rücken
in der Verwaltung; die Öf-
fentlichkeit beobachtet heute
in den Medien genau, was aus
ihrer Co-Kreationsarbeit wird.
Das ist freilich nicht überall so.
Thorsten Warnecke (42), Lei-
ter Stadtplanung und Umwelt-
schutz der Stadt Braunschweig,
schüttelt den Kopf über eine
Broschüre: „Bürgerbeteili-
gung in Mitteldeutschland.
Wie Städte, Landkreise und
Unternehmen in Sachsen-
Anhalt und Thüringen über
Bürgerbeteiligung denken.“
Darin liestWarnecke Sätzewie:
„Bürgerbeteiligung ist mehr
das Problem als die Lösung;
eine Gefahr für die Demokra-
tie. Sie unterläuftdemokratisch
legitimierte Strukturen.“ Auf-
klärungsarbeit tut not.
NEUE BAUGESETZE
Das der-
zeitige Baurecht, Bauver-
ordnungen, Nutzungs- und
Bebauungspläne sind noch
immer auf die Athener Leitli-
nien von 1933 ausgelegt. Die
EU-Kommission wird hier
zur Grundlagenschaffung
aufgefordert. So soll Brüssel
auf europäischer Ebene ent-
wickelte Richtlinien früher
„Die HafenCity mit dem Solitär
Elbphilharmonie halte ich für
kein nachhaltiges Stadtent-
wicklungsprojekt“,
bedauert
Prof. Jörg Knieling, Dekan Stadt­
planung, Hamburger HafenCity
Universität (HCU). Aus seiner Sicht
ist sie zu monostrukturell auf
Hochpreisiges fokussiert. Teure
Wohnungen, Büros und Hotels
schaffen nur einen weiteren
Stadtteil „für Reiche“. Eine Art
„Gated Community“ mit Wasser als
Begrenzung. Diejenigen, die dort
arbeiten, reisen täglich von weit
her an. Möglichkeiten von innova­
tiver Mobilität, Arbeiten und Leben
wurden vergeben. „Verkehrslas­
tigkeit und Monostruktur ist kein
zukunftsfähiges Konzept und bildet
nun wirklich nicht die Stadtgesell­
schaft ab“, so der Stadtentwickler.
NACHHALTIGE STADTENTWICKLUNG
Verschwendet Hamburg in der HafenCity Ressourcen?
Foto: Hanjo Tews
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