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20 JAHRE SPEZIAL
I
20 ZIELGRUPPEN
S
tadtplanung hat es immer
schon gegeben. Nero ließ
Rom, nachdem es abge-
brannt war, wiederaufbauen:
breitere Straßen, damit Feu-
er nicht übergreifen können,
begrenzte Traufhöhen, um
löschen zu können.
Fürsten, Könige und Bi-
schöfe waren früher unsere
Stadtplaner. Heinrich der
Löwe hat 1175 mit der Burg
Dankwarderode das Zentrum
Braunschweigs geschaffen; al-
les andere wuchs später drum
herum. Was Herrscher bauen
ließen, steht oft noch heute,
prägt das Gesicht einer Stadt
und sorgt für Tourismus, Ein-
wohnerzahlen und Steuern.
Ab 1933 übernahmen Stadt-
planer und Beamte die Hoheit
über das Gesicht unserer Städ-
te. Mit der Charta von Athen
wurde für ganz Europa die
Trennung von Arbeiten und
Wohnen beschlossen. Das ist
das „Fundament“ bis heute.
2007 merkten die gewählten
Vertreter, dass dies so nicht
Nachhaltige Stadtplanung funktioniert mit den Bürgern. Denn die
Berücksichtigung menschlicher Bedürfnisse baut in den Funktiona
lismus Elemente ein, die politische Trends überdauern.
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STADT-
PLANER
„Co-Creation“ als Trend
Präsentiert von
Karen Niederstadt
mehr weitergehen kann, soll,
darf. Man beschloss mit der
Charta von Leipzig die Mit-
bestimmung der Bürger und
die Aufhebung der Trennung
von Mensch und Arbeit. Das
ist nun die neue „Traufhöhe“.
Stadtentwicklung wird
immer wieder neu erfunden,
lokal unterschiedlich und
mit einem stets wachsenden
Anspruch an Material, Tech-
nik und Gesetze. Ein Dauer-
Großexperiment. Ihre Fehler
haben Bestand.
DAS FUNDAMENT DER STADT-
PLANUNG: DIE ATHEN-CHARTA
1933 wurde die Charta von
Athen verabschiedet. Sie wur-
de später EU-weit zur Pla-
nungsgrundlage für Städtebau
und Entwicklung. ImWesent-
lichen legt die Richtlinie unter
dem Namen „Die funktionale
Stadt“ fest, dass Wohnen und
Arbeiten zu trennen sind. Die
Zonen der idealen Stadt waren
nach der Athen-Charta die
Innenstadt mit Verwaltung,
Handel, Banken, Einkaufen,
Kultur. ImGürtel rund um die
Innenstadt sollte voneinander
getrennt Industrie, Gewerbe
und Wohnen angesiedelt sein.
Für die Peripherie im Grün-
gürtel sollten Satellitenstädte
mit reiner Wohnfunktion ein-
gebettet werden.
Für Stadtplaner und Ar-
chitekten bedeutete das die
Auflösung der urbanen Stadt
sowie deren funktionale Tren-
nung. Die autogerechte Stadt
wurde zum Maß aller Dinge.
Passend zumWirtschaftswun-
der der Nachkriegszeit.
Diese Ziele schufen bis
heute eine an den vermeint-
lichen oder tatsächlichen Be-
dürfnissen des motorisierten
Individualverkehrs orientierte
Stadt. Großflächige Parkplätze
und Parkhäuser und vier- bis
sechsspurige innerstädtische
Schnellstraßen entspringen
dieser Zeit. Und da stehen sie
nun. Bis heute, EU-weit. Ein
Blick auf den Stadtplan von
z.B. Berlin beweist es. Aber
„Oft verfolgen
Städte keine
übergeordneten
Konzeptionen,
sondern es geht
um eng ange
legte Reglemen
tierungen der
Entwurfsarbeit
des Architekten.“
Hadi Teherani,
Vorstand
der Hadi Teherani AG,
Hamburg
Fotos: Roger Mandt, Berlin; RYGER/shutterstock.com