Immobilienwirtschaft 9/2017 - page 36

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20 JAHRE SPEZIAL
I
20 ZIELGRUPPEN
Gleichzeitig fehle es an guten
Pflegekräften, fährt Salden
fort: „Neue Mitarbeiter zu
finden, sie zu halten und ihre
Arbeits- und Beschäftigungs­
fähigkeit zu sichern, ist wich­
tig. Die familiäre häusliche
Pflege, die vor 20 Jahren noch
üblich war, spielt heute eine
untergeordnete Rolle.“
Eine weitere Hürde liegt in
der Vielzahl der unterschied­
lichen landesrechtlichen
Gesetze und Verordnungen.
Viele Bestandsobjektemüssten
modernisiert oder umgebaut
werden, damit sie den gefor­
bei zugleich fehlendem Fach­
personal. Aktuell gebe es in
Deutschland etwa 13.600 sta­
tionäre Pflegeeinrichtungen
mit etwa 800.000 Bewohnern
und fast 700.000 Beschäf­
tigten. Mindestens 300.000
Betten werden bis 2030 noch
benötigt, schätzt Salden. Das
Immobilienberatungsunter­
nehmen CBRE rechnet bis
dahin mit einem Neubau-
und Ersatzinvestitionsbedarf
von gut 55 Milliarden Euro.
Warum sind Pflegeheim-
Investitionen die Königs-
klasse für die gesamte
Immobilienbranche?
Diese
Spezialimmobilien bedürfen
eines besonderen Know-hows.
Denn es gilt nicht nur, eine
Investition unter komplexen
Rahmenbedingungen zu ver-
walten – auch die Kunden sind
besonders schutzbedürftig.
Was wäre, wenn es sie nicht
gäbe?
Wir würden vermutlich
auf eine große Versorgungslü-
cke zusteuern.
Welchen Konsumartikel
verbinden Sie mit Ihrem
Berufsbild?
Ich sehe mich als
Unternehmer und verbinde
dieses Berufsbild mit einer
Kuckucks-Uhr. Es geht darum,
dafür zu sorgen, dass die Zahn-
räder ineinandergreifen; gleich-
zeitig muss man zur richtigen
Zeit am richtigen Ort sein.
Welche berühmte Persön-
lichkeit hat eine Eigen-
schaft, die Sie mit Ihrem Be-
rufsbild verbinden? Welche
Eigenschaft ist das?
Da fällt
mir der erfolgreiche Triathlet
Jan Frodeno ein, Olympiasieger,
Deutscher Meister und Weltre-
kordhalter. Zwar habe ich nicht
wie er mehrfach den Iron Man
gewonnen, aber eine Gemein-
samkeit sehe ich trotzdem:
Auch das Unternehmertum
ist kein Kurzstreckengeschäft.
Wie beim Triathlon kommt es
darauf an, einen langen Atem
zu haben, vorausschauend
zu agieren und in mehreren
Disziplinen fit zu sein.
Kuckucks-Uhr-Unternehmung
ASSET-ASSOZIATIONEN
Felix von Braun,
DPF-Vorstandschef
„Mindestens
300.000 Betten
werden noch bis
2030 benötigt.“
George Salden,
CEO Capital Bay
weil Pflegeimmobilien hier
vor allem in Konkurrenz zu
anderen Assetklassen stehen.
INVESTITIONEN VON RUND
55 MILLIARDEN EURO
Geor­
ge Salden, CEO der Capital
Bay, ein Unternehmen, das in
Pflegeheime, aber auch in alle
anderen Assetklassen der Im­
mobilienwirtschaft investiert,
sieht die größte Herausfor­
derung in der steigenden
Anzahl an Pflegebedürftigen
Senioren sind keine
homogene Gruppe
(mehr): Pflegeim-
mobilien sollten
die Vielfalt der
unterschiedlichen
Lebenseinstellungen
widerspiegeln.
derten Rahmenbedingungen
entsprechen und überhaupt
noch betrieben werden dür­
fen, sagt Salden. Sei es vor 20
Jahren noch normal gewesen,
Pflegebedürftige in einem
Vier-Bett-Zimmer unterzu­
bringen, würden heute Ein­
bettzimmer mit eigenem Bad
benötigt. Gleichzeitig herrsche
ein Nord-Süd-Gefälle hin­
sichtlich der Anforderungen
an Pflegeunternehmen.
NEUE PRODUKTE FÜR DEN
MARKT
Ein differenziertes
Angebot an Einrichtungen
Foto: Ljupco Smokovski/shutterstock.com
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