Immobilienwirtschaft 9/2017 - page 45

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9.2017
Wyss, Leiter Modernisati-
on & Development bei der
Schweizer Implenia AG. „Wir
müssen uns darauf einstellen,
dass disruptive Entwicklungen
ganze Geschäftsmodelle in der
Bau- und Immobilienbranche
verändern können.“
Auch wenn der 3D-Druck
am Bau noch auf weite Stre-
cken Zukunftsmusik ist: Das
frühzeitige Erkennen der
Markttrends und die Flexibi-
lität, darauf zu reagieren, sei
„das A und O für Projektent-
wickler, wenn sie weiterhin er-
folgreich agieren wollen“, sagt
Daniel Winkler, Leiter Pro-
jektentwicklung Deutschland
bei Apleona GVA. Daher sei
es wichtig, professionelle Pro-
jektteams aufzustellen; ferner
brauche ein Projektentwickler
finanzielle Stabilität und ein
breites Netzwerk mit Kontak-
ten zu Maklern, Nutzern, Be-
hörden und Politik.
VERÄNDERTE FINANZIERUNGS-
MODALITÄTEN
Zur Rentabilität
einer Projektentwicklung tra-
gen nicht zuletzt die Finanzie-
rungsmodalitäten bei – und
auch hier hat sich seit Ende
der 90er Jahre viel verändert:
Fällt doch die jüngste globale
Finanz- und Wirtschaftskri-
se genau in diese Periode. In
die Lücke, die nach Lehman-
Crash und „Credit Crunch“
entstand, sprangen nach dem
Ausfall vieler Banken andere
Geldgeber – so etwa Spar-
kassen und Landesbanken,
Hypotheken- und Genossen-
schaftsbanken sowie auch die
Postbank und die Pfandbrief-
banken, aber auch Family
Offices, Versorgungswerke,
Kapitalsammelstellen und in-
ternationale Staatsfonds.
„Vor 20 Jahren war es üblich,
dass ein Projektentwickler
Grundstücke kaufte, entwi-
ckelte, realisierte und anschlie-
ßend verkaufte“, sagt Apleona-
Experte Winkler. Inzwischen
habe die Risikobereitschaft
der Investoren deutlich zu-
genommen: „Sie steigen oft
früher in die Projekte ein, um
sich in einem angespannten
Investment-Marktumfeld in-
teressante Produkte und at-
traktive Renditen zu sichern.
Investiert wird schon vor dem
ersten Spatenstich oder auch
bevor es Mietzusagen für die
Flächen gibt.“
NEUE WOLKEN AM HORIZONT
Investoren und Kapitalgeber
fordern allerdings deutlich
mehr Sicherheiten als früher,
und auch auf Seiten der Nutzer
sind die Ansprüche gestiegen,
etwa in SachenNachhaltigkeit,
Energie- und Flächeneffizienz
sowieBewirtschaftung. Zudem
sind Entwickler heute vompo-
litischen Meinungsbildungs-
prozess eher betroffen als frü-
her: Die kritische Begleitung
der Öffentlichkeit hat stark
zugenommen (Stichworte:
Wutbürger, Bürgerbegehren).
Für Projektentwickler gelte
es daher, „sehr viel vernetzter
zu denken und zu arbeiten als
vor 20 Jahren“, sagt Nils Olov
Boback, Geschäftsführer der
Bonava. „Dies betrifft nicht
nur die technischen, sondern
auch die kaufmännischen,
juristischen und finanzwirt-
schaftlichenDisziplinen.“ Und
schon zeichnen sich neue He-
rausforderungen ab. „Es wird
eine Zeitrechnung nach der
Niedrigzinspolitik der Euro-
päischen Zentralbank geben“,
sagt Strabag-Real-Estate-Ge-
schäftsführer Rainer M. Schä-
fer. „Diesen Umschwung zu
meistern, ob er nun sanft oder
eher abrupt verläuft, wird eine
große Herausforderung für die
Projektentwickler.“
Co-Autorin: Gabriele Stegers
«
Warum ist Projektentwick-
lung die Königsklasse der
Immobilienbranche?
Die gesamte Wertschöpfungs-
kette, Architektur, Ingenieur-
wesen und Juristerei bis hin
zu betriebswirtschaftlichen
Fachgebieten: Die Projekt-
entwicklung vereint all das,
was im weitesten Sinne mit
Immobilien zu tun hat.
Was wäre, wenn es Projekt-
entwicklung nicht gäbe?
Anders. Denn dass Projekte
umgesetzt werden, liegt oft
am Mut und an der Risiko­
freude von Entwicklern.
Welchen Konsumartikel ver-
binden Sie mit Entwicklung?
Am ehesten den Maßan-
zug. Denn auch die von uns
entwickelten Immobilien sind
Einzelstücke, die großes hand-
werkliches Geschick brauchen.
Und die Praxis, Daten für die
Herstellung eines persönlich
angepassten Maßanzugs digital
zu erheben, lässt sich – wenn
auch eingeschränkt – auf die
Arbeitsweise in der Immo-
bilienwirtschaft unter dem
Stichwort BIM übertragen.
Welche berühmte Persön-
lichkeit hat eine Eigen-
schaft, die Sie mit Projekt-
entwicklung verbinden?
Galileo Galilei. Denn auch bei
der Projektentwicklung gilt es
eine Vision zu entwickeln. Man
muss sie so konsequent verfol-
gen wie Galilei seine These.
Galileo im Maßanzug
ASSET-ASSOZIATIONEN
Günter Nikelowski
ist Geschäftsführer der Strabag
Real Estate GmbH
„Unternehmen
müssen künf-
tige digitale
Entwicklungen
richtig prog-
nostizieren, um
nicht abgehängt
zu werden.“
Steffen Szeidel,
Vorstand
Drees & Sommer SE
Fotos: Strabag Real Estate; Kjpargeter/shutterstock.com
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