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9.2017
Bei der Vermittlung vonMiet-
wohnungen können seines Er-
achtens die Prozesse noch am
ehesten standardisiert werden.
Auch müsse hier, anders als
beim Kauf, keine notarielle
Beurkundung stattfinden.
Auch künftig gebe es viele
Gründe, die für die Beauf-
tragung durch einen Makler
sprechen würden, meint Sven
Keussen, geschäftsführender
Gesellschafter von Rohrer
Immobilien, München, und
geschäftsführender Vorstand
des IVD Süd. Bei einem Pri-
vatverkauf müssten sich Käu-
fer und Verkäufer schließlich
in jedem Einzelfall das not-
wendigeWissen aneignen und
auch anwenden können – und
dies ohne die Erfahrung aus
vorangegangenen Fällen.
MAKLER ALS MODERATOR
Ganz
wichtig ist laut Keussen jedoch
die Rolle des Moderators. Bei
einem emotionalen Produkt
wie einer Immobilie hätten
Käufer und Verkäufer unter-
schiedliche Vorstellungen,
was ohne Mittler schnell zum
Abbruch der Gespräche füh-
ren könne.
In der Prozessorientierung
sieht Kippes ein großes Zu-
kunftspotenzial. So könnten
Vorabbesichtigungen online
stattfinden, und der Makler
müsse nur noch mit einigen
wenigen ernsthaft Interessier-
ten physisch besichtigen.
Das Internet hat diesbezüg-
lich die Berufstätigkeit schon
erheblich verändert. „Früher
waren Printmedien das wich-
tigste Verkaufs- und Akquiset-
ool“, erinnert sichUweMenzel,
seit 1999 bei Aengevelt Immo-
bilien in Düsseldorf und heute
dort Teamleiter Private Immo-
bilien. Heute würde es auf Zei-
tungsanzeigen hin kaum mehr
einen Rücklauf geben. Das
Budget sei zu den Portalen ge-
wandert. Social Media spielen
hingegen als Verkaufsinstru-
ment kaum eine Rolle.
Das Problem des Inter-
nets sei, dass eine Immobilie
aufgrund von Online-Infor-
mationen nicht zu beurteilen
sei. „Die Gefahr von fälschli-
cherweise ablehnenden Ent-
scheidungen ist gewachsen“,
so Erich Hildenbrandt.
K U N D E N B I N D U N G
W I R D
SCHWÄCHER
„Der Kunde ist
zwar heute informierter, an-
dererseits ist dadurch die
Kundenbindung schwächer“,
sagt Uwe Menzel. Auch er
beobachtet, dass ein Objekt
bei der Entscheidungsfindung
schneller rausfällt. „Ich kann
denKunden bei einer Besichti-
gung nicht mehr überraschen“,
bedauert er.
Allerdings gibt es gerade
im sehr hochwertigen Bereich
laut Keussen und Menzel Ver-
käufer, die nicht wünschen,
dass ihre Immobilie öffentlich
angeboten wird. Hier würde
auch künftig das Netzwerk des
Maklers und die Direktanspra-
che zählen.
Warum ist das Wohnungsmakeln die Königsklasse
für die gesamte Immobilienbranche?
Erich Hildenbrandt:
Es ist einer der schönsten Berufe,
die es gibt, weil wir Menschen helfen dürfen, den größ-
ten wirtschaftlichen Vorteil ihres Lebens zu erlangen – und
dies dauerhaft.
Was wäre, wenn es Makler nicht gäbe?
Sven Keussen:
Dann würden viele Verkäufe nicht zustan-
de kommen oder während der Verhandlungen scheitern,
weil es bei einem hochemotionalen Produkt wie einer
Immobilie einen Moderator braucht, der die Interessen
und Emotionen von Käufer und Verkäufer in Einklang
bringt.
.
Welchen Konsumartikel verbinden Sie mit Woh-
nungsmaklern und warum?
Uwe Menzel:
Ich verbinde mit unserem Beruf eine Waa-
ge, denn in unserer Beratungs- und Vermittlungstätigkeit
geht es immer auch darum, die vielfältigen, oftmals sehr
unterschiedlichen Interessen von Verkäufer und Erwerber
auszubalancieren und ins Gleichgewicht zu bringen.
Welche berühmte Persönlichkeit hat eine Eigen-
schaft, die Sie mit dem Wohnungsmakeln verbin-
den? Welche Eigenschaft ist das?
Stephan Kippes:
Angela Merkel hat immer wieder
bewiesen, dass sie in schwierigen politischen Situationen
vermitteln kann – dieses Geschick, einen Ausgleich zwi-
schen Käufer und Verkäufer herzustellen, benötigt auch
ein Immobilienvermittler.
Die Waage
ASSET-ASSOZIATIONEN
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