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20 JAHRE SPEZIAL
I
20 ZIELGRUPPEN
zwei Deutsche Wohnen ge-
glückt wäre. Das Scheitern die-
ses Vorhabens dürfte Konzern-
lenker Rolf Buch inzwischen
verdaut haben. Aber er ist für
seine Beharrlichkeit bekannt.
ZWERG ODER RIESE?
Die Kritik
von Mieterverbänden, Vono-
via sei zu groß, kontert er bis-
weilen mit der Feststellung:
Den Westfalen gehörten nicht
mal zwei Prozent der Miet-
wohnungen in Deutschland
– Vonovia sei also eigentlich
ein Zwerg. Der Immobilien-
konzern will weiter wachsen.
2013 ging er an die Börse, et-
was mehr als zwei Jahre spä-
ter gelang der Sprung in den
Dax, das wichtigste deutsche
Aktienbörsenbarometer. Der
Börsenwert stieg in vier Jah-
ren um gut das Vierfache: von
4,0 Milliarden Euro auf 16,5
Milliarden Euro (Stand: 30.
Juni 2017).
Auch die Konkurrenten
brauchen sich nicht zu verste-
cken. Die im MDax notierte
Deutsche Wohnen bringt
12,2 Milliarden Euro auf die
Waage, LEG Immobilien 5,1
Milliarden Euro sowie Börsen-
Neuling ADO Properties 1,6
Milliarden Euro. Fast genauso
beeindruckend ist der Immo-
bilienbestand des Spitzentrios:
Vonovia, Deutsche Wohnen
V
onovia hat Appetit, und
der scheint groß zu sein.
Seit mehr als zehn Jahren
ist Vonovia der Branchenpri-
mus unter Wohnungskonzer-
nen. Das Immobilienportfolio
der Bochumer hat sich in zehn
Jahren nahezu verdoppelt.
IndenMietwohnungenvon
VonovialebenrundeineMillion
Menschen. Es wären allerdings
weit mehr, wenn zu Beginn
des letzten Jahres die Elefan-
tenhochzeit mit der Nummer
und LEG Immobilien gehören
zusammen fast 650.000 Woh-
nungen.
Damit ist das Potenzi-
al längst noch nicht ausge-
schöpft. Klingt utopisch, wäre
aber möglicherweise sinn-
voll. „Bei Wohnungen lassen
sich Synergien, etwa durch
Digitalisierung oder Stan-
dardisierung von Prozessen
in der Verwaltung, aufgrund
der geringeren Komplexität
des Geschäftsmodells leichter
heben als bei Gewerbeimmo-
bilien“, sagt Analyst Markus
Rießelmann von Independent
Research.
DAS TURBULENTE JAHR
2015
war wohl bislang das turbulen-
teste Jahr für börsennotierte
Wohnungskonzerne hierzu-
lande – zumindest für Vono-
via und die DeutscheWohnen.
Beide erhöhten beimExpansi-
onsstreben kräftig das Tempo.
Vonovia, die zu dieser Zeit
noch als Deutsche Annington
firmierte, schaffte es, allein
durch die Einverleibung von
Gagfah und Südewo (Kauf-
preis insgesamt: 5,8Milliarden
Euro), den Immobilienbesitz
um über 160.000 Wohnungen
aufzustocken.
2001 hatte die Deutsche
Annington 65.000 Woh-
nungen der Deutschen Bahn
Die Großen würden die
meisten Kleinen gerne
fressen, aber manch
Kleiner will das nicht...
Foto: vectoraart/shutterstock.com
Warum sind börsennotierte
Wohnungskonzerne die
Königsklasse der Immobili-
enbranche?
Sie sind die wich
tigsten Anbieter von günstigem
Wohnraum in Deutschland. In
diesem ebenso schwierigen
wie spannenden Umfeld
meistern sie einen beeindru
ckenden Spagat: Sie schaffen
es, sowohl den Interessen ihrer
Investoren als auch denen ihrer
Mieter gerecht zu werden.
Was würden Sie vermissen,
wenn es Wohnungskon-
zerne nicht gäbe?
Meinen Job
mit allen Herausforderungen,
den täglichen Gang in mein
Büro und die Gesichter meiner
Kollegen – und die Diskussi
onen mit manchen Branchen
kollegen, um zu überzeugen,
dass wir „trotz Börse zu den
Guten gehören“.
Welchen Konsumartikel
verbinden Sie mit Ihrer
Branche?
Im Winter: Fernseher
– wie wichtig der ist, merken
wir bei Empfangsstörungen. Im
Sommer: Grill – wie wichtig der
ist, merken wir an Beschwer
den von nicht zum Grillen
eingeladenen Nachbarn.
Welche berühmte Persön-
lichkeit hat eine Eigen-
schaft, die Sie mit Woh-
nungskonzernen verbinden?
Mathias Steiner, Gewichtheber,
Olympiasieger 2008: immer bis
an die Belastungsgrenze gehen
im Heben und Stemmen.
Grillen und Fernsehen
ASSET-ASSOZIATIONEN
Thomas Hegel,
CEO der Landesentwicklungs-
gesellschaft NRW AG