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20 JAHRE SPEZIAL
I
20 ZIELGRUPPEN
Warum ist die Immobilien-
verwaltung die Königsdiszi-
plin der gesamten Immobi-
lienbranche?
Die Immobilien
verwaltung begleitet ein Objekt
über den gesamten Lebens
zyklus. Immobilienverwaltung
bezieht sich auf das Objekt und
die betroffenen Menschen, der
Fokus des Verwalters liegt auf
kaufmännischen, rechtlichen,
technischen und psycholo
gischen Fragen. Leider wird der
König oft mit dem Hausmeister
verwechselt.
Was wäre, wenn es Immobi-
lienverwaltung nicht gäbe?
Dann wäre die Nutzung
von Immobilien nicht mög-
lich.
Welchen Konsumartikel ver-
binden Sie mit Immobilien-
verwaltung?
Das Smartphone.
Das kleine Ding kann (fast)
alles.
Welche berühmte Persön-
lichkeit hat eine Eigen-
schaft, die Sie mit Verwal-
tung verbinden? Welche
Eigenschaft ist das?
Mutter Teresa. Sie hat das
Kümmergen und ist durchset
zungsfähig.
König und Hausmeister
ASSET-ASSOZIATIONEN
Richard Kunze,
Geschäftsführer der
Kunze-Gruppe
habe ich damals übrigens auch
gespürt: Wer wirklich einen
guten Jobmachen wollte, hatte
es oft schwer, dies unter Beweis
zu stellen.“
„Denke ich an die Zeit
zurück, als mein Vater 1970
als WEG-Verwalter begann,
waren die Herausforderungen
eher darin zu sehen, dass
ein Verwalter improvisieren
musste, gab es doch kaum ir-
gendwelche Vorgaben“, geht
Jörg Schlüter, Sachverstän-
diger für WEG-Verwaltung
aus Wangerland, noch weiter
zurück. Aber auch die Eigen-
tümer seien unkomplizierter
gewesen, hätten sie doch
nicht das Google-Halbwissen
gehabt. Erinnerungen insbe-
sondere an die Pionierjahre
in den neuen Bundesländern
hat Thomas Lonsdorfer, Ge-
schäftsführer der ISA Haus-
verwaltung in Magdeburg.
Der Verwaltungsberuf habe
faktisch neu aufgebaut werden
müssen. „Bei manchen Hoch-
schulen wurde das Thema
Immobilienverwaltung unter
demBegriff ‚Hausbewirtschaf-
tung‘ bearbeitet“, meint er.
„Die Herausforderung für
die Verwaltung lag in der Bü-
roorganisation“, meint auch
Richard Kunze, Geschäfts-
führer der Kunze-Gruppe in
Worms. „Wirtschaftspläne
und anderes mussten mit der
Schreibmaschine geschrieben
werden – bei Fehlern erneut.
Korrekturmöglichkeiten gab
es erstmals mit der IBM-Ku-
gelkopf-Schreibmaschine.“
H E U T E : AN FORD E RUNG E N
WACHSEN
„In den vergange-
nen Jahren sind die Anforde-
rungen exponentiell gestie-
gen“, meint Thomas Meier.
Allerdings wüssten viele Ei-
gentümer gar nicht, wie eine
Wohneigentumsgemeinschaft
funktioniere. Und: „DerMarkt
unterstützt nach wie vor nicht
Qualität, sondern eine Preis-
politik, die es einemVerwalter
schwer macht, sich zukunfts
orientiert aufzustellen.“
In Sachsen-Anhalt stiegen,
soThomas Lonsdorfer, immer
mehr große Immobilienunter-
nehmen in den lokalen Markt
ein und übernähmen die Be-
stände. Die Verwaltungsqua-
lität nehme dadurch rapide ab.
Die Unternehmensgröße
beschäftigt auch Richard Kun-
ze: „90 Prozent in der Branche
sind Klein- und Kleinstbe-
triebe. Die Herausforderung
für Firmeninhaber besteht
darin, sich nicht nur als Ver-
walter, sondern auch als Un-
ternehmer zu verhalten“, meint
er. Die Rentabilität werde allzu
oft durch die persönliche Aus-
beutung erreicht. Es gelte, die
eigene Leistung angemessen
zu bepreisen. „Unter den jet-
zigenUmständen ist es schwer,
Kinder zur Nachfolge zumoti-
vieren“, meint er.
Astrid Schultheis, Ge-
schäftsführerin Focus Haus-
verwaltung in Brühl und Vor-
stand beim Verband DDIV,
spricht bei den Herausforde-
rungen die Themen Personal-
suche und Digitalisierung an.
Von einer gut durchdachten
Softwarelösung, die etwa das
Schnittstellenproblem bei
der Nutzung von mehreren
Programmen (Abrechnungs-,
CRM- oder Dokumentenma-
nagementprogrammen) be-
rücksichtigt, träumen viele.
WAS WIRD SICH VERÄNDERN?
„In 20 Jahren wird der Ver-
walter Prozesse und Kommu-
nikationswege rund um die
Immobilie steuern und Ex-
perte bei Fragen der Digitali-
sierung rund um die Immo-
bilie und die beteiligten Wert-
des Faxgerätes. Die Stimmung
im Saal war eindeutig: So et-
was würdeman sich eher nicht
zulegen. Ich habe diese Bege-
benheit lange als Beleg dafür
gesehen, dass der Verwalter
in der eh schon behäbigen
Immobilienbranche diejenige
Spezies ist, die in puncto Inno-
vationsfähigkeit noch einmal
eher hinten zu sehen ist.
Inzwischen meine ich
nach Gesprächen mit manch
Innovativemmich korrigieren
zu müssen: Könnte die Ab-
lehnung des Faxgerätes nicht
auch für die weise Voraussicht
der äußerst kurzen Faxblüte-
zeit sprechen? 20 Jahre Im-
mobilienverwaltung – was hat
sich verändert?
FRÜHER WAR ALLES BESSER!?
Vor 20 Jahren, so Thomas
Meier, Geschäftsführer Pfeuf-
fer Immobilien in Nürnberg
und Präsident des Verbandes
BVI, hatte ein Verwalter noch
ein relativ unkompliziertes Le-
ben: Solange er einmal im Jahr
eine Abrechnung erstellte und
eine Versammlung organisier-
te, ließen ihn die Eigentümer
in Ruhe. „Ein bisschen verwal-
ten“, hieß es da oft, meint er.
„Die Kehrseite der Medaille