Immobilienwirtschaft 9/2017 - page 39

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definiert, ist damit laut Zan­
der obsolet. Dynamisch, fle­
xibel, interdisziplinär, gerade­
zu investigativ sollte sich der
Architekt im heutigen Markt
bewegen: „Um so zu agieren,
müssen wir die wirtschaftli­
chen Parameter des Markts
erst einmal wirklich verste­
hen. Auf dieser Grundlage
realisieren wir dann Projekte,
die weit über dem Durch­
schnitt rangieren. Die zu­
sätzliche Leistung, die wir als
Architekten dabei erbringen,
heißt Marktkenntnis. Das ist
in der Tat sehr ungewöhnlich,
das erbringen die wenigsten
Kollegen“, beschreibt Sascha
Zander sein von ihm selbst
kreiertes Arbeitsumfeld.
DAS ARCHITEKTURBÜRO
als
Werkstatt von Design und
Ideen im 15. Obergeschoss
einesHochhausesmit Ausblick
über die Stadt, in das oberste
Geschoss eines Hochhauses
gebeamt: Dort befindet sich
Eike Becker mit seinem mul­
tinationalen Team von Mitar­
beitern: „Die Standortemeiner
bisherigen Büros wählte ich
immer so, dass sie an Brenn­
punkten der Transformation,
des Werdens liegen. Hier sind
wir mitten im Berliner Bahn­
hofsquartier, umgeben von
Baustellen sowie unzähligen
Bauten unterschiedlichster
Art und Qualität. Das unmit­
telbar mitzuerleben, ist das
Spannende und Großartige.“
Architektur exponiert im un­
mittelbaren Spannungsfeld
von Investitions- und Bau­
tätigkeiten generiert eine of­
fensive Haltung, durch die die
Rolle des Architekten und die
Aufgaben der Architektur kol­
lektiv wieder verstärkt wahrge­
nommen werden können. Die
Werkstatt als Metapher eines
interaktiv agierenden Archi­
tekturbüros ist ein geeignetes
Medium, um etwa an Öffent­
lichkeit, Wirtschaft und Poli­
tik zu treten. Die Zeichen und
AufgabenderZeit scheinenda­
nach zu verlangen. Eike Becker
stellt fest: „40.000 beträgt die
ungefähre Zahl der Einwoh­
ner, die jedes Jahr zusätzlich
nach Berlin ziehen. 2008 auf
der Biennale inVenedig wurde
Berlin noch als eine schrump­
fende Stadt dargestellt. Das ist
gerade einmal neun Jahre her!
Es verdeutlicht, in welchen
Zeiträumenwir esmit welchen
Veränderungen zu tun haben.
Ein klares Zeichen von Dyna­
mik, was für uns Architekten
in einen Anpassungsdruck
übergeht. Das einfach nur ge­
schehen zu lassen, ist zu we­
nig. Wir müssen Antworten
finden, nicht nur in Berlin,
sondern an vielen Stellen auf
der ganzen Welt.“
Warum sind Architekten die
Königsklasse für die ge-
samte Immobilienbranche?
Weil sich Gebautes immer
langfristig positioniert. Es prägt
das Bild eines jeden Ortes. Wie
meinte léonwohlhage? „Kunst,
die niemand sehen will, kannst
du immer noch ins Lager stel-
len, gebaute Architektur nicht.“
Was wäre, wenn es Archi-
tekten nicht gäbe?
Dann gäbe es keine Liebe zum
Detail, denn ideenlos und öde
kann jeder bauen.
Welchen Konsumartikel ver-
binden Sie mit Architekten?
Einen guten Stift. Denn die ers­
ten Linien einer Idee müssen
aufs Papier.
Welche berühmte Persön-
lichkeit hat eine Eigen-
schaft, die Sie mit Archi-
tekten verbinden?
Helmut Schmidt und Harald
Schmidt: Schlagfertigkeit mit
Hang zum Sarkasmus.
Kunst, die nicht wegkann
ASSET-ASSOZIATIONEN
Sascha Zander und Christian Roth,
Zanderrotharchitekten
Zwischen Baukunst
und Solidität:
Gebäude werden
gern als Abbild der
gesellschaftlichen
Ordnung betrachtet.
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