Immobilienwirtschaft 2/2017 - page 58

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
ENERGIEEFFIZIENZ
PLANUNG WICHTIG
Doch wie könnte eine
Planung hin zu geringeren Nebenkosten
aussehen? „Grundsätzlich gehen wir im-
mer von einem integralen Ansatz aus und
definieren den Primärenergiekennwert
zumHeizen, Kühlen, Lüften und Beleuch-
ten“, erläutert Thomas Beyerle, Managing
Director bei Catella Property Valuation.
Als Durchschnittswert wird 100 KWh je
Quadratmeter und Jahr angenommen.
Allerdings seien diese optimalen Werte
nur zu erreichen, wenn schon ein klima-
gerechtes Bauwerk und eine abgestimmte
Gebäudetechnik vorzufinden sei. Und dies
sei im Bestand bei 95 Prozent nicht der
Fall. Deswegen müsse langfristig und vor
allem für die nötigen Finanzen vorgesorgt
werden. Catella bildet schon beimAnkauf
imBestand immer Rückstellungen. Deren
Umfang wird anhand der anstehenden Sa-
nierungsmaßnahmen und vor dem Hin-
tergrund des jeweiligen Lebenszyklus oder
der Nutzungsdauer abgeschätzt.
Energieeffizienz spielt bei dieser
Schätzung eine entscheidende Rolle. Denn
hier lassen sich Einsparungen von gut 15
Prozent durch eine sinnvolle Nutzung
der Beleuchtung oder der Fenster-auf-
und-zu-Mentalität oder beim Wasserver-
brauch erreichen, was sich wiederum auf
die Höhe der Rückstellungen auswirkt.
SANIERUNG ENERGETISCH SINNVOLL
Erst
wenn das funktioniert, macht eine ener-
getische Sanierung Sinn. Diese erfolgt von
außen nach innen. Gerade bei der Gebäu-
dehüllemuss auf die jeweils aktuelle EnEV
geachtet werden. „Probleme bereiten al-
lerdings die sich immer schneller verän-
dernden Energieeinsparverordnungen
– weniger aufgrund der Rationalität als
vielmehr aufgrund der immer kürzer
werdenden Zyklen, um ein Gebäude am
Markt dann attraktiv zu halten“, beklagt
dies Beyerle. Grundsätzlich fänden die-
se „großen“ Maßnahmen nach rund 20
Jahren statt, welche fast auch immer mit
einem Mieterauszug einhergehen.
FLÄCHENEFFIZIENZ WICHTIGER KENNWERT
Ein wesentlicher Faktor für die Planung
ist die Flächeneffizienz. Sie trifftAussagen
über das Verhältnis von tatsächlicher Ar-
beitsfläche zu Nebenflächen. So können
Fachleute nach der so genanntenGIF-Me-
thode Grundrisse optimieren, so dass der
erforderliche Flächenbedarf um 10 bis 15
Prozent sinkt, ohne gesetzliche Vorgaben
der Arbeitsstättenrichtlinie zu verletzen.
Planer können beispielsweise Nebenflä-
chen auch für die Erschließung nutzen
oder übergroße Arbeitsräume vermeiden.
Kombiniert man Flächeneffizienz mit ge-
ringeren Energiekosten eines Neubaus
und vergleicht sie mit Bestandsbauten,
zeigt sich ein überraschendes Bild (siehe
unten „Kosten für Bestand und Neubau
im Vergleich“).
Die Anmietung des Bestandsbaus ent-
spricht also 20.000 Euro Mehrkosten je-
des Jahr, obwohl die Kaltmiete imBestand
deutlich günstiger ist. In die Kostenbilanz
KOSTEN FÜR BESTAND UND NEUBAU IM VERGLEICH
Quelle:
Kostenposition
Bestandsobjekt
Neubau
notwendige Fläche
2.000 m²
1.700 m²
Kaltmiete
8 Euro/m² Monat
11 Euro/m² Monat
Energie- und Nebenkosten
3,5 Euro/m² Monat
1,6 Euro/m² Monat
Kaltmiete absolut
192.000 Euro/a
224.400 Euro/a
Energie- und Nebenkosten absolut
84.000 Euro/a
32.640 Euro/a
Summe
276.000 Euro/a
257.040 Euro/a
Experten
In den weitaus meisten
Fällen ist die Wärme- und
Kälteerzeugung direkt vor
Ort in den Gebäuden die
deutlich effizientere und
wirtschaftlichere Lösung.
Dr. Frank Voßloh,
Geschäftsführer der Viessmann
Deutschland GmbH
Einzelsysteme wie Hei-
zung, Kühlung, Belüftung
oder Beleuchtung müssen
mit einer integrierten
Steuerung in effizienten
Büroimmobilien sinnvoll zu
einem System verbunden
werden.
Volker Zappe,
Leiter Unternehmenskommu-
nikation, BOB efficiency design
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