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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
TITELTHEMA
BLOCKCHAIN – KRYPTOWÄHRUNGEN & SMARTE VERTRÄGE
Die Blockchain, sprich eine verteilte Datenbank, deren Daten-
sätze durch eine kryptographische Prüfsumme vorManipulation
nachhaltig geschützt werden sollen, wird in vielen Publikationen
als unfehlbar dargestellt, jedoch ist diese Annahme nicht ganz
korrekt, zumindest aus ethischer Sicht. Erst kürzlich wurde der
auf der Ethereum Blockchain basierende, dezentral organisierte
Fonds der DistributedAutonomous Organization (DAO) gehackt
und umgerechnet 60Millionen Ether, ein Pendant zur bekannten
Bitcoin, entwendet. Es wurde in den letzten Wochen viel disku-
tiert, den „Diebstahl“ rückgängig zu machen, jedoch fürchtete
die Organisation, dass dies das Vertrauen in die Nichtmanipu-
lierbarkeit des Systems erschüttern würde.
Aufgrund der programmatischen Beschaffenheit des Netz-
werks handelte es sich auch nicht um einen klassischen Dieb-
stahl, sondern um eine Abzweigung der Währung in ein Paral-
lelnetzwerk, wobei der Code eben nicht zwischen legaler oder
illegaler Transaktion unterschieden, sondern nur die Richtigkeit
der Transaktion beachtet hatte. Nun wurde das Problem und die
Währung gelöst – durch einen „Hard Fork“, sprich eine nicht
reguläre Änderung der spezifischen Blockchain. Dies bedeutet
im Umkehrschluss, dass man sich als Technologiepositivist in
die Hände eines Systems begibt, das nicht zwischen Intention
und Ausführung unterscheidet, sondern nur die Ausführung
beachtet. Ein Vorteil von Kryptowährungen und smarten Ver-
trägen ist, dass sie eindeutig zuordenbar sind und dezentral ge-
speichert werden. Dies ist auch der Grund, weshalb einige Länder
wie Schweden und Georgien überlegen, die Blockchain für das
Kataster zu nutzen. Durch diese Technologie könnten aber auch
herkömmliche Finanzintermediäre umgangen werden. Ebenso
bestechend ist, dass es keine grenzüberschreitenden Währungs-
schwankungen bei internationalen Transaktionen gibt, wobei die
relativ jungen Kryptowährungen eine hohe Volatilität aufweisen.
Problematisch ist jedoch, dass die Blockchain außerhalb von
gewohnter Jurisdiktion und Aufsicht operiert. Sie verwaltet sich
praktisch selbst und basiert auf mathematischen Funktionen, die
nicht zwischen richtig und falsch unterscheiden. Ein weiteres
Problem könnte aber auch eine vermehrte Intransparenz durch
die Transaktionsanonymität sein, die in der Immobilienbranche,
gerade in Deutschland, sowieso schon sehr ausgeprägt ist, was
wiederum den Tatbestand der Geldwäsche begünstigt, da ent-
sprechende Prüfungen deutlich schwerer durchführbar wären.
Aus unserer Sicht ist jedoch die Tatsache, dass die Blockchain
mit ihren smartenVerträgen für alle Teilnehmer gleich und nach-
verfolgbar ist, ein nie da gewesener Vorteil imHinblick aufMarkt-
transparenz. Für die Immobilienbranche bietet diese Technologie
insbesondere für die Verwaltung, Finanzierung und Transaktion
gewaltiges Potenzial im Hinblick auf Geschwindigkeit, Prakti-
Foto: Raphael Koch-Destination Davos Klosters