Immobilienwirtschaft 2/2017 - page 51

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Energie zu beheizen, die unsere Großel-
tern benötigten, und wir können Gebäu-
de so planen, dass fast 100 Prozent der
eingesetzten Materialien recycelt werden
können. All dies hat die Immobilien- und
Bauwirtschaft begleitet und ermöglicht.
Und dennoch ist es richtig, dass die Im-
mobilienwirtschaft der technologischen
Entwicklung in vielen Industriebranchen
hinterherhinkt. Die Gründe sind vielfältig.
Sie haben etwas mit nicht-patentierbaren
Gütern zu tun, mit fehlender Skalierbar-
keit in der Er- und Bereitstellung, mit un-
zureichender Datenlage und daraus re-
sultierender Möglichkeit, asymmetrische
Informationen opportunistisch zu nut-
zen, mit umfangreicher Regulierung und
schließlich auch damit, dass es oftmals
ökonomisch sinnvoller war, die konkreten
Bedürfnisse des zukünftigen Nutzers
auszublenden. Es sind solche marktbe-
stimmenden Faktoren, die die Innovati-
onskraft von Branchen bestimmen, und
weniger die fehlende Bereitschaft oder
Offenheit. Auch imFriseurhandwerk oder
im Lehrerberuf hat sich in den letzten 50
Jahren vergleichsweise wenig verändert.
DREI ANSATZPUNKTE
Wennman verstehen
möchte, welche Technologien in Zukunft
die Immobilienwirtschaft durchrütteln
könnten, gibt es drei Ansatzpunkte: Ers
tens, welche Technologien verändern die
oben skizzierten Rahmenbedingungen
für die mangelnde Innovationstätigkeit?
Zweitens, welche Technologien sorgen für
signifikante Kostenreduktionen und/oder
neue Geschäftsmodelle, sprich Qualitäten
und Dienstleistungen? Hierfür ist offen-
sichtlich tiefes Verständnis für sich verän-
dernde Bedürfnisse und gesellschaftliche
Verschiebungen entscheidend. Drittens,
welche Technologien verschieben das
Nutzerverhalten von Immobiliennach-
fragern so stark, dass sich die Immobi-
lienwirtschaft dieser Entwicklung nicht
entziehen kann? Diese drei Fragen ste-
A
uf die Management-Legende Peter
Drucker geht das geflügelte Wort zu-
rück: „Business has only two func-
tions: marketing and innovation.“ Dies
gilt natürlich auch für die Immobilien-
wirtschaft, auch wenn sie bei der zwei-
ten Funktion eher den Entwicklungen in
anderen Branchen folgt, als dass sie diese
Entwicklungen bestimmt. Im Zuge der
Industrialisierung haben sich weltweit
Städte und Immobilien wahrscheinlich
stärker verändert als jemals innerhalb von
100 Jahren zuvor. Es sind gewaltige Ag-
glomerationen entstanden, die höchsten
Gebäude, die jemals auf der Erde standen.
In den Städten wurden verzweigte
Leitungssysteme verbuddelt, und eng
vernetzte Verkehrsinfrastrukturen ver-
binden diese Agglomerationen. Wir ar-
beiten in deutlich anderen Tätigkeiten als
unsere Großväter, mit anderer Technik, in
anderen Gebäuden. Wir sind in der Lage,
unsere Gebäude mit einem Bruchteil der
Nicht die Zukunft verbauen
Wir brauchen ein tieferes
Verständnis für neue Techno­
logien. Denn diese werden
für signifikante Kostenreduk­
tionen sorgen und andere
Geschäftsmodelle hervorbrin­
gen. Auch das Nutzerverhal­
ten von Immobiliennachfra­
gern wird stark beeinflusst
werden. Ein Kommentar.
»
Eine Herausforderung für Stadtentwickler: Autonomes Fahren wird gewaltige Platzreserven
in den urbanen Räumen freisetzen und die Arbeit auf die Straße verlegen.
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