Immobilienwirtschaft 2/2017 - page 65

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entscheidung. Anbieter von Traineepro-
grammen in der Branche sind etablierte
Arbeitgeber wie Corpus Sireo Holding,
Jones Lang LaSalle, Patrizia Immobilien,
PricewaterhouseCoopers, ECE Projekt-
management und zahlreiche Banken, aber
zunehmend auch kleine und mittelstän-
dische Unternehmen.
Der Direkteinstieg beispielsweise als
Junior-Consultant oder Assistent ist bei
den meisten Immobilienunternehmen
möglich. Ein Vorteil gegenüber dem Trai-
neeprogramm ist, dass Absolventen in der
Regel hierbei schnell Verantwortung und
eigene Projekte übertragen bekommen
und mit einem mindestens zehn Pro-
zent höheren Einstiegsgehalt starten als
ihre Trainee-Kollegen. Ideal ist auch oft
ein unbefristeter Arbeitsvertrag. Doch
Vorsicht: Die Orientierungs- und Einar-
beitungsphase fällt bei Direkteinsteigern
kürzer aus als bei Trainees. Der Druck ist
groß, schnell im Tagesgeschäft produktiv
zu sein und zu beweisen, dass man den
Anforderungen gewachsen ist. In der täg-
lichen Zusammenarbeit mit den Kollegen
stehen bei Direkteinsteigern Teamarbeit,
Kreativität und Selbstständigkeit im Vor-
dergrund. Individuelle Entwicklungsmaß-
nahmen parallel zum Job runden ein gutes
Direkteinsteigerprogramm in der Immo-
bilienwirtschaft ab, wobei auch Coaching-
und Mentoring-Elemente nicht fehlen
und regelmäßige Feedbackgespräche mit
dem Vorgesetzten auf der Tagesordnung
stehen sollten.
Bei Deloitte, einem der Big Four der
Prüfungs- und Beratungsbranche, werden
sowohl Direkteinsteiger als auch Trainees
schon am ersten Tag in eines der interdis-
ziplinären Teams im Bereich Real Estate
integriert und bekommen Projektaufga-
ben. „Im weiteren Verlauf ihrer Karriere
übernehmen sie die Leitung von Projekten
und erste Führungsverantwortung“, sagt
Michael Müller, Partner und Leiter Real
Estate bei Deloitte: „Regelmäßige Trai-
nings zur fachlichen und persönlichen
Weiterentwicklung, die speziell auf ihren
Bereich und ihre Position zugeschnitten
sind, unterstützen sie auf jeder Stufe ihrer
Karriere.“ Allen Mitarbeitern steht das
Deloitte Learning Curriculum zur Verfü-
gung, in demalleWeiterbildungsangebote
nach Bereichen undRollen gebündelt wer-
den. Deloitte-Mitarbeiter aus der ganzen
Welt finden sich auf dem Campus in La
Hulpe in Belgien zusammen, nehmen
gemeinsam an Schulungsveranstaltungen
teil und erweitern dort ihr Netzwerk.
MENTOREN ALS UNTERSTÜTZUNG
Bei
Corpus Sireo, Deutschlands führendem
Immobilien-Asset-Management-Dienst-
leister, steht jedem Trainee, der während
des 18-monatigen Programms fünf inner-
betriebliche Stationen deutschlandweit
und in Luxemburg durchläuft, nicht nur
einMentor, sondern auch ein so genannter
Buddy aus dem eigenen Team zur Seite.
Regelmäßige Feedbackgespräche, Work-
shops in der betriebseigenen Academy
und eine SharePoint-basierte Plattform
zum Transfer von Wissen und Erfah-
rungen sowie zumAustausch untereinan-
der ergänzen das Programm.
Auch bei PricewaterhouseCoopers
(PwC) bekommen alle Berufseinsteiger
einen Buddy und einen Mentor zur Un-
terstützung: Während der Buddy oft selbst
erst einige Jahre im Unternehmen ist und
dem Einsteiger bei der allgemeinen Ori-
entierung hilft, steht der Mentor oft zwei
Hierarchiestufen über seinem Mentee. Er
ist als persönlicher Ansprechpartner und
Karriereberater für die Entwicklung seines
Schützlings verantwortlich. Das handha-
ben nicht alle Unternehmen so, um keine
Abhängigkeiten entstehen zu lassen: Bei
der Allianz beispielsweise ist der Mentor
weder Vorgesetzter noch direkter Team-
Kollege. Das soll eine bessere Basis für ein
Vertrauensverhältnis schaffen und von
Abhängigkeiten befreien.
Bei Jones Lang LaSalle können Absol-
venten in vielfältige Felder als Trainees
oder Direkteinsteiger eintauchen: Ge-
sucht werden Nachwuchskräfte für Lea-
sing, Bewertung, AssetManagement, Debt
Advisory, Projektentwicklung, Property
Management und für Residential Invest-
ments. Das Traineeprogramm dauert
hier nur zwölf Monate. Gesucht werden
dafür „offene, intrinsisch motivierte, eher
Vertriebs- und Service-fokussierte Mit-
arbeiter mit ausgeprägten analytischen
Fähigkeiten, Innovationsfähigkeit und
Umsetzungskraft“, wie Izabela Danner
berichtet, die als Mitglied des deutschen
Management Boards den Bereich Human
Resources von JLL in Deutschland leitet.
Bei der Bilfinger Real Estate GmbH,
die als Teil des weltweit tätigen Enginee-
ring- und Servicekonzerns Bilfinger SE
integrierte Management- und Consul-
tingleistungen für Immobilien anbietet,
ist die Dauer des Traineeprogramms
ebenfalls auf nur zwölf Monate konzipiert.
Direkt einsteigen kann man bei Bilfinger
beispielsweise über ein Junior-Centerma-
nagerprogramm oder in Bereichen wie
Property Development Consulting oder
Capital Markets Consulting. Die Nach-
wuchskräfte arbeiten hier eigenständig in
Projekten mit und bekommen von An-
fang an konkrete Aufgaben übertragen.
Eine unternehmenseigene Akademie ge-
währleistet Schulungen und Trainings, an
denen sowohl Trainees als auchDirektein-
steiger teilnehmen können.
Fachkarrieren sind auch bei der Stra-
bag, einem der größten Bauunternehmen
Europas, möglich: Studienabsolventen
werden dabei auf Führungsaufgaben oder
eine Spezialistenrolle vorbereitet. Sie ler-
nen das Aufgabenspektrum des Property
und Facility Management kennen. Ein
Auslandsaufenthalt an einem der Stand-
orte in Osteuropa ist möglich.
SUMMARY
»
Onboarding-Programme
unterstützen die Newcomer über einen längeren Zeitraum dabei, die Unternehmenskultur kennenzulernen,
die notwendigen Kenntnisse zu erhalten, sich zu integrieren und Netzwerke aufzubauen.
»
Etwa jedes fünfte Immobilienunternehmen
bietet
inzwischen Traineeprogramme neben dem Direkteinstieg für Hochschulabsolventen an.
»
Ein
Traineeprogramm
dauert im Immobilien
bereich meist
zwischen zwölf und 24 Monaten und verschafft einen allgemeinen Überblick über die wichtigsten Bereiche des Unternehmens, während beim Direkt-
einstieg die Kandidaten bereits sehr genau wissen sollten, für welchen Spezialbereich der Immobilienwirtschaft ihr Herz schlägt.
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Irene Winter, Berlin
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