Immobilienwirtschaft 7/2017 - page 38

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
KOLUMNE
Auf dem Tag der Immobilienwirtschaft wird der „Innovations-
bericht 2017“ vorgestellt. Darin hat der ZIA die aus seiner Sicht
wesentlichen Treiber der Zukunft identifiziert: Das betrifft ver-
ändertes Nutzerverhalten (Wer geht mit mir in eine Alten-WG?),
Ressourcenverbrauch (Soll ich mir einen dickeren Pullover an-
ziehen?) und Energieneutralität (Die Dämmstärken liegen doch
schon bei 40 cm!). Seit Jahren großeThemen. Auch Serielles Bau-
en (Einmal denken, tausendmal handeln) und BIM (Ab jetzt kei-
ne Kollisionen von Rohren und Trägernmehr) kommen aus dem
Inneren der Branche. Aber GreenTec (Grüne Supertechnologie-
Unternehmen), also Smart Meter und Smart Grids zum Beispiel,
oder die so genannte „Disruption von Intermediären“(Internet
killtMakler), die fortgesetzte „Automatisierung undVernetzung“
(Nie mehr Langweile), das „Internet of Things“(Wenn der Kaffee
immer fließt), „Machine Learning“ (Wow, die Spracherkennung
schreibt jetzt „Eike“, nicht „Michael“) und „Blockchain“ sindThe-
men, die von außen durch die Digitalisierung als Flutwelle auf
die Branche zukommen und Riesenkräfte entwickeln werden.
Aber was heißt das genauer, was füllt diese Schlagworte mit
Saft und Kraft? Ohne Soziale Medien, das mobile Internet oder
Smartphone-Apps geht auch in der Immobilienwirtschaft bald
kaum noch was. Neue Angebote und Geschäftsmodelle machen
mächtigDruck (Mieten statt besitzen, teilen statt mieten). Gleich-
zeitig wächst die Bedeutung von alternativen organisatorischen
Strukturen, wie dem gemeinnützigen Wohnungsbau, genossen-
schaftlichem Bauen und Crowdfunding. In meiner letzten Ko-
D
irekt an der Einfahrt zumCampus EUREF in Berlin befindet
sich das Regler Haus. Ein winzig kleines, eingeschossiges
Backsteinhäuschen mit Ziegeldach, ganz in der Industrie­
tradition des 19. Jahrhunderts. Hier fand ich mich früh am
Morgen mit brummendem Schädel und einer sich anbahnenden
Grippe ein, um Teil der Jury zum Wettbewerb des ZIA-Innova-
tionsberichts zu sein. Diesen Termin wollte ich nicht verpassen.
Immobilienleute tun sich ja schwer mit Innovationen. Die
Branche bietet kaum Diversität, das Beharrungsvermögen ist
groß. Wenn es um Neues geht, kommen Antworten wie diese:
„In München werden einem Standardwohnungen aus der Hand
gerissen. Wir brauchen dafür noch nicht einmal eine Marke-
tingkampagne. Also, warum sollen wir da irgendetwas ändern?“
Übrigens behaupten nicht nur Außenstehende, dass die Immo-
bilienwirtschaft nicht besonders innovativ ist.
DIE SPITZE DES EISBERGS
Vermutlich hat der Zentrale Immobilien
Ausschuss (ZIA) deshalb einen „InnovationThink Tank“ gegrün-
det. Die Fontäne des Wales, das Epizentrum der Erneuerung.
Deshalb mache ich mit bei dieser von Martin Rodeck geführten
Spitze des Eisberges und werfe mich in die Bresche, haue mich
rein für das Gute und Bessere. Wie können wir klüger und res-
sourcenschonender agieren, wie können wir den Planungs- und
Meinungsbildungsprozess effizienter organisieren und dem
Veränderungsbedarf nutzen, damit am Ende tatsächlich bessere
Städte entstehen?
Think Tank
Foto: Dirk Weiß
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