Immobilienwirtschaft 7/2017 - page 28

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
WOHNHOCHHÄUSER
Angesichts der Wohnungsspitzenmieten
in München von fast 28 Euro pro Qua-
dratmeter monatlich oder fast 20 Euro pro
Quadratmeter imMonat in Frankfurt bil-
deten die Mieten in Wohntürmen durch-
aus den Wohnungsmarkt der Stadt ab.
„Viele Investoren sehen in Hochhäusern
eine interessante Investmentmöglichkeit.
Dies zeigt sich insbesondere in Frankfurt.
So sind in der Mainmetropole derzeit
zahlreiche Hochhausprojekte in Planung
oder bereits im Bau“, berichtet Thomas
Schmengler, Geschäftsführer der Deka
Immobilien. In Frankfurt gebe es bereits
rund 30 Hochhäuser, die höher als 100
Meter aufragen. „Ähnliche Investment-
Losgrößen in dieser Menge bietet keine
andere deutsche A-Stadt. Dabei spielen
Wohnhochhäuser eine immer wichtigere
Rolle. Sie entstehen in der Regel in sehr
guten Lagen, haben eine anspruchsvolle
Architektur und verfügen über eine mo-
derne technische Ausstattung. Dies treibt
die ohnehin hohen Baukosten weiter nach
oben, was mit dazu beiträgt, dass die fer-
tiggestellten Wohnungen sich sowohl bei
den Mietpreisen als auch bei den Kauf-
preisen imoberen Preissegment befinden“,
stellt er fest. „Der Trend zu Wohnhoch-
häusern sollte, wenn die konjunkturellen
Rahmenbedingungen positiv bleiben,
auch in anderen deutschen Metropolen
wie zum Beispiel Berlin Einzug halten“,
so Schmenglers Prognose.
ES GIBT AUCH KRITISCHE STIMMEN
Der
Trend zum vertikalen Wachstum ruft
auch skeptische Stimmen hervor. So sind
die Entwicklungsmöglichkeiten für Hoch-
häuser imStadtgebiet seit demdrohenden
Entzug des Welterbe-Status für den Köl-
ner Dom im Jahr 2004 im Stadtgebiet be-
schränkt worden. In München stellen seit
einem Bürgerentscheid im Jahr 2004 die
berühmten Türme der Frauenkirche mit
knapp 100 Meter Höhe die Obergrenze
für Hochhäuser dar. Angesichts der ho-
hen Kaufpreise und Mieten fürchten
Großstädte zudem die Gentrifizierungs-
prozesse in innenstadtnahen Quartieren.
Sie setzen daher auf eine städtebaulich
strategische Entwicklung von Hochhaus-
standorten, um auf diese Weise Akzente
imStadtbild zu setzen. Hochhausrahmen-
pläne wie in Frankfurt sollen zu starke Ag-
glomerationen verhindern und Bodenspe-
kulation unterbinden. „Höher, schneller,
weiter, lautet das Motto der Olympischen
Spiele. In Frankfurt scheint sich dies aber
als bedenkliche Tendenz in der Immo-
bilienwirtschaft durchzusetzen. Denn
viele Investoren fragen: ‚Geht nicht ein
bisschen mehr?‘ Würden wir dem folgen,
würde Frankfurt in kürzester Zeit radikal
umgebaut – ohne Rücksicht auf das städ-
tische Gemeinwohl und die Qualität der
Stadt“, stellt Frankfurts Baubürgermeis­
ter Mike Josef fest. Er wolle dagegen die
Stadt im Sinne des Gemeinwohls entwi-
ckeln und das Wachstum sozial gestalten.
„Alle Frankfurter sollen in einer angemes-
senen und würdigen Wohnung in einem
ihnen zusagenden Stadtteil leben können“,
so Mike. Zugleich gehöre die Skyline zu
Frankfurt. Ihre Weiterentwicklung solle
aber in geregelten Bahnen verlaufen.
„Wohnhochhäuser müssen sich städte-
baulich einfügen und eine soziale Durch-
mischung aufweisen. Ein erster wichtiger
Schritt in diese Richtung ist uns auf dem
ehemaligen Deutsche-Bank-Areal gelun-
gen“, so sein Fazit.
«
Gabriele Bobka, Bad Krozingen
In Berlin sollen die Entwicklungen
„Alexander Tower“ (150 Meter)
der russischen MonArch Group,
„Alexander Residential“ (150 Me-
ter) des amerikanischen Projekt-
entwicklers Hinnes und der Wohn-
turm „Grandair“ (65 Meter) von
Kondor Wessels die zentrale Lage
am „Alex“ aufwerten. Auf dem
Gelände der Berliner Mediaspree
realisiert „Die Wohnkompanie“ die
Türme „Max und Moritz“ (86 und
96 Meter). Agromex entwickelt
an der Fanny-Zobel-Straße das
Ensemble „Hotel & Wohnen an der
Spree“. In den beiden Wohntür-
men (100 und 110 Meter) ent-
stehen rund 220 Wohneinheiten.
Das Wohnhochhaus (33 Meter) der
Howoge Wohnungsbaugesellschaft
in Berlin-Lichtenberg zeigt, dass
auch Mieten im preiswerten Seg-
ment möglich sind. Sie werden im
Durchschnitt unter zehn Euro pro
Quadratmeter liegen. Ein Drittel
der Wohnungen wird als geför-
derter Wohnraum zu 6,50 Euro
pro Quadratmeter angeboten. In
Düsseldorf baut die CG-Gruppe den
„UpperNord Tower“ (120 Meter)
und der Projektentwickler Pandion
das Wohnhochhaus „Pandion Le
Grand“ (60 Meter). In Frank-
furt realisiert gps Städtebau im
Europaviertel den „Grand Tower“
(172 Meter) und NH Projektstadt
das „Praedium“ (60 Meter).
Bauwerk Capital errichtet hier mit
„Solid Home“ ein 66 Meter hohes
Wohnobjekt. Unmittelbar neben
der Frankfurter Zeil entstehen
durch Becken Development an
der Stiftstraße drei Wohntürme
mit 85 Metern, 60 Metern und 44
Metern Höhe. Auch in Hamburg
drehen sich die Baukräne. Strabag
Real Estate und die ECE entwi-
ckeln in der Hafencity das Wohn-
hochhaus „Freeport“, auf der
Westspitze der Strandkaihalbinsel
entstehen zwei je rund 55 Meter
hohe Wohntürme, von denen
einer von Hadi Teherani und der
andere von Christoph Ingenhoven
entworfen wurde. In Köln-
Mülheim baut Kondor Wessels
den 67 Meter hohen Wohnturm
„Opal“, der bereits vor Baubeginn
an die Reggeborgh Vastgoed B.V.
verkauft wurde.
Geplanter „Alexan-
der Tower“ (150
Meter) in Berlin.
BEISPIELE
Ausgewählte Projekte im Bau
1...,18,19,20,21,22,23,24,25,26,27 29,30,31,32,33,34,35,36,37,38,...76
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