Immobilienwirtschaft 7/2017 - page 27

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Euro pro Quadratmeter stoßen bereits
Haushalte, die zur oberen Mittelschicht
gezählt werden, an ihre Grenzen. Aller-
dings lohnt eine differenziertere Analyse,
denn die Preisspreizungen innerhalb eines
Projektes sind enorm“, so Carstensen. Ins-
besondere in den unteren Etagen würden
durchausWohnungen angeboten, die sich
immittleren Preissegment für zentrale La-
gen bewegten. Sie lägen in Frankfurt bei
4.500 Euro pro Quadratmeter bei einer
mittleren Größe von 55 Quadratmetern
und richteten sich an Singles und Paare.
Das bestätigt der Vergleich zu den Kauf-
preisen im Frankfurter „Grand Tower“.
Während der Quadratmeterpreis in der
16. Etage bei rund 6.760 Euro liegt, bewegt
er sich in der 44. Etage bei 15.550 Euro.
„Dennoch dürfte sich der Beitrag, den
Wohnhochhäuser für die Entspannung
auf demWohnungsmarkt leisten, inGren-
zen halten. Jenseits dieser Urban-Luxury-
Living-Projekte wird es daher Zeit, die Re-
alisierung von Wohnhochhausprojekten
auch in Randlagen zu ermöglichen, ohne
die Fehler der Vergangenheit zu wieder-
holen“, so Carstensen.
AB 300 METERN WIRD ES RICHTIG TEUER
In Deutschland gelten Gebäude als Hoch-
häuser, wenn der Fußboden des obersten
Stockwerks mindestens 22Meter über der
Geländeoberfläche liegt. Ökonomisch be-
trachtet lohnt der Bau von Hochhäusern
vor allem in Städten, in denen der Boden
teuer ist und das Gebäude eine Höhe
von rund 300 Metern nicht überschrei-
tet. Die Immobilie bietet dann viel nutz-
baren Raum pro Baufläche. Bei höheren
Gebäuden steigen die Kosten für Statik,
Logistik, Energieversorgung und Infra-
struktur überproportional an. So sehen
dieMuster-Hochhaus-Richtlinie sowie die
meisten Landesbauverordnungen ab einer
Gebäudehöhe von 60 Metern ein weiteres
Sicherheitstreppenhaus als zweiten Ret-
tungsweg vor, zusätzlich werden separate
Feuerwehraufzüge notwendig, die mit
einem Notstromaggregat zu versorgen
sind, ebenso eine automatische Löschan-
lage. Für tragende und aussteifende Bau-
teile gilt ab 60 Metern Gebäudehöhe eine
Feuerwiderstandsdauer von 120Minuten,
bei einer Gebäudehöhe von 240 Metern
gar von 180Minuten. Aufgrund der hohen
Lasten müssen die konstruktiven Bauteile
deutlich stärker dimensioniert werden.
Dadurch nehmen die Konstruktions-
und Versorgungsflächen zu, der Anteil
der Nutzfläche zur Gesamtfläche ab. Die
Baukosten für Wohntürme liegen laut JLL
zwischen zehn und 15 Prozent über den
Ausgaben für traditionelle Mehrfamilien-
häuser. In Hochhäusern mit einer über-
durchschnittlichen Ausstattung könnten
die Mehrkosten sogar bei über 50 Prozent
liegen. Dennoch: Die Nutzer schätzen
die Urbanität, die angebotenen Dienst-
leistungen, den phantastischen Ausblick
und die Ruhe und Zurückgezogenheit, die
durch die Höhe vermittelt werden.
Bei der Vermarktung vonWohnhoch-
häusern spielt die jeweilige Zielgruppe
eine große Rolle. Laut JLL werden in
Deutschland Wohnungen in Wohntür-
men im Mittel für rund 9.000 Euro pro
Quadratmeter vermarktet, die Hälfte der
Wohnungen für maximal 7.600 Euro pro
Quadratmeter und ein Drittel für bis zu
6.500 Euro pro Quadratmeter. Die Kauf-
preise orientierten sich damit eindeutig
am obersten Preissegment. Der aktuelle
Spitzenpreis für Eigentumswohnungen
liege im Vergleich dazu in der teuersten
deutschen Stadt München bei über 9.000
Euro pro Quadratmeter und in Frankfurt
bei etwa 7.000 Euro pro Quadratmeter.
Anders sieht es im Fall von Vermie-
tungen aus. Hier beginne bei den ange-
botenen Mietwohnungen die Spanne in
Deutschland bei zwölf bis 15 Euro pro
Quadratmeter im Monat für mietpreis-
gedämpfte Wohnungen. Die obere Gren-
ze liegt bei etwa 25 Euro im Monat.
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SUMMARY
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Auch in deutschen Metropolen liegen
Wohnhochhäuser
angesichts der zuneh-
menden Flächenknappheit inzwischen im Trend.
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Die Entwicklungsschwerpunkte liegen in
den Top-7-Städten.
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Besonders hochhausaffin sind Berlin und Frankfurt, auf die 52,5 Prozent des
Gesamtvolumens bezogen auf die Wohnungsanzahl entfallen.
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Das Angebot zielt auf eine
elitäre
Zielgruppe
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Ökonomisch lohnt sich der Bau bis in eine Höhe von 300 Metern.
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Bei höheren
Gebäuden steigen die Kosten
für Statik, Logistik oder Energieversorgung überproportional an.
Foto: travelview/shutterstock.com
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