Immobilienwirtschaft 12/2017 1/2018 - page 34

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
PODIUMSDISKUSSION AUF DER EXPO REAL
tiver arbeiten wollten. Dafür sitze man
aber mit dem Nutzer am Tisch, so Holger
Matheis von Beos.
Die Zeit, dass der Investor ein Gebäu-
de baue und ihn nur die Gebäudehöhe
und -breite interessiere, sei vorbei. Immer
mehr werde es zur Praxis, sich auch mit
Technologien zu befassen, mit denen ein
Gebäude funktioniere. Diese Schnittstel-
lenthematik werde wichtiger. „Oft treten
Nutzer mit sehr speziellen Problemen an
uns heran und wir sollen Unternehmen
dabei beraten, attraktiver für Arbeitneh-
mer zu werden“, so Matheis. Die Arbeit
des Projektentwicklers habe sich gewan-
delt, vieleDienstleistungenwürden jedoch
auch outgesourct. Denn die allerspezi-
fischsten Fragen der Nutzer könne man
nicht immer alleine beantworten.
GESUNDHEIT
Dass das Thema Gesundheit
immer wichtiger wird, betonte Martin
Brübach, der beimPharma-Unternehmen
Roche für die Arbeitsplatz-Strategie zu-
ständig ist und als Büronutzer eingeladen
war. So baueman etwa ein eigenes Fitness-
Center in einem der Standorte. Auch bei
den „Zalandos“ dieser Welt sei es ähnlich.
Ein eigener Fitnessraum gehöre oft dazu.
Christian Koch von JLL betonte,
von den Unternehmenskosten seien 80
Prozent Personal- und nur fünf Prozent
Mietkosten. Es sei deshalb nicht wirklich
sinnvoll für Unternehmen, rein auf Miet-
sparkonzepte zu setzen. Diese Sichtweise
setze sich immer stärker durch. „Das Büro
ist das Werkzeug, um eine Produktivitäts-
steigerung zu erreichen“, meinte Koch. Es
sei gut, den Mietern hier Beratung anzu-
bieten. Dann müsse man sich nicht mehr
nur über die Miete streiten.
Jens Böhnlein sprach den Betrach-
tungshorizont einer Immobilie an. Der
gehe inzwischen über die zehn Jahre
hinaus bis auf 15 oder 20 Jahre. Die He-
rausforderung sei, selber zu antizipieren,
was in drei Jahren sein könne, und den
D
er Kampf um Talente hat vielfältige
Auswirkungen auf das Büro. Die Er-
wartungen der Mitarbeiter an eine
ansprechende Arbeitswelt ändern sich.
Unternehmen punkten, wenn sie sich mit
Coworking Areas & Co. beschäftigen, so
ein Ergebnis der Podiumsdiskussion.
Unabhängig vom Kampf um Talente
machen es immer mehr Unternehmen
so wie der Entwickler Beos in Berlin, der
ein „Hotdesking“ (Mitarbeiter teilen sich
einen Arbeitsplatz) eingeführt und damit
gute Erfahrungen gemacht hat, so Holger
Matheis. Grund dafür sei, dass sich die
Projekte sehr schnell änderten.
Das alles bedeutet einen Wandel bei
der Arbeitsplatzgestaltung. Die Studie, die
Jones Lang LaSalle soeben veröffentlicht
hat (siehe Kasten links), zeigt, dass immer
mehr Unternehmen neue Wege der Un-
ternehmensausrichtung und damit auch
der Arbeitsplatzgestaltung gehen. Folge:
Entwickler, die eine Expertise haben bei
der Einrichtung neuer Arbeitsplätze, sind
auf dem Vormarsch. Dabei wird der Ar-
beitsplatzbegriff weiter. Es handelt sich
beim Thema längst nicht mehr nur um
den Schreibtisch, sondern auch um das
Drumherum mit Freizeitmöglichkeiten.
ZEIT DER BERATER
Ein großes Thema sind
die Coworking-Flächen. Immer mehr
Mitarbeiter hätten Zugang dazu. Daraus
entwickele sich eine Dynamik, die sich
nicht mehr zurückdrehen lasse. Jens
Böhnlein, CA Immo, betonte, es gebe oft
Unternehmen, die eine gemeinsame Nut-
zung von Flächen anregten. Die Nachfrage
nach solchen Flächen sei enorm.
Flexibilität der Immobilie wird immer
mehr zu einer unbedingtenVoraussetzung
für ein lohnendes Investment. Aber auch
Entwickler müssen flexibel sein. Eine He-
rausforderung sei etwa, Immobilien so
zu planen, dass nicht die eher den alten
Strukturen verhaftetenArbeitnehmer völ-
lig separiert seien von denen, die innova-
Das neue Büro – neue Skills für Entwickler
Das Büro ist Werkzeug für
Produktivitätssteigerung.
Es verändert sich und mit
ihm die Immobilien und die
Anforderungen an Entwick-
ler: Immer mehr Corporates
suchen Beratung für neue
Arbeitsplatzkonzepte. Die
„Immobilienwirtschaft“ ver-
anstaltete zum Thema eine
Diskussion auf der Expo Real.
„HUMAN EXPERIENCE“
UNTERSUCHT BÜROREALITÄT
UND BEDÜRFNISSE
Nur knapp die Hälfte der
deutschen Arbeitnehmer ist der
Ansicht, an ihrem Büroarbeitsplatz
effektiv arbeiten zu können. Die
Erhebung zeigt, wie Erfahrungen
am Arbeitsplatz das Engagement
der Mitarbeiter beeinflussen.
Für die Studie hat JLL weltweit
7.364 Teilnehmer in zwölf Ländern
und drei Regionen befragt. In
Deutschland sind 506 Menschen,
die in einem Büro und Unterneh-
men mit mehr als 100 Angestell-
ten arbeiten, befragt worden.
Ein Ergebnis: Unternehmen in
Deutschland haben deutlichen Auf-
holbedarf, wenn es darum geht,
die Identifikation und das Engage-
ment ihrer Mitarbeiter zu steigern.
Gerade der länderübergreifende
Vergleich zeigt, dass es ein Bedürf-
nis gibt nach deutlich mobileren,
innovativeren Konzepten.
Weitere Informationen unter
JLL-STUDIE
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