Immobilienwirtschaft 12/2017 1/2018 - page 42

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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
MARKETING
erleichtern? Wo es etwa gelingt, die Miet­
einnahmen durch Ausbau des Dachge­
schosses substantiell zu steigern, kann die
Attraktivität der Immobilie für potenzielle
Käufer so zunehmen, dass Nachteile „ver­
ziehen“ oder zweitrangig werden.
OFFENE (KONTROLLIERTE) KOMMUNIKA-
TION
Weiter ist es wichtig, erhebliche
Nachteile nicht zu verschweigen. Grund­
gedanke hier: Wie kann ein substantieller
Nachteil am besten frühzeitig und kon­
trolliert kommuniziert werden? Denn
was zu Beginn des Vermarktungsprozesses
gegenüber Kaufinteressenten verschwie­
gen wird, fliegt dem Makler im Verlauf
des Vermarktungsprozesses buchstäblich
um die Ohren. Der Kunde, der einen gra­
vierenden Nachteil erst sehr spät oder im
schlimmsten Fall nach dem Notartermin
erfährt, wird denMakler für unseriös hal­
ten – und das völlig zu Recht.
Aus anderer Perspektive: Der Makler,
der Probleme zu Beginn des Vermark­
tungsprozesses – etwa in der Online- und
Print-Anzeige oder am Telefon – von sich
aus anspricht und professionell aufarbei­
tet, wird vom Kunden als seriöser Makler
wahrgenommen. Der potenzielle Kunde,
bei dem der Makler einen Nachteil erst
sehr spät anspricht oder – noch schlim­
mer – der diesen selber aufdeckt, wird den
Makler für unseriös halten und dies auch
noch vielfach weitererzählen.
Gerade bei Problemimmobilien ist
es wichtig, sich eine maximale Rücken
deckung durch den Eigentümer bei der
Auftragsakquisition zu sichern. Denn es
ist nahezu unmöglich, eine solche Immo­
bilie mit einem wankelmütigen Eigen­
tümer zu vermarkten. Sind Immobilien
durch größere Nachteile belastet, sollte der
Makler ganz besonders um vernünftige
Rahmenbedingungen kämpfen. Und dies
heißt bei Problemimmobilien ein qualifi­
zierter Alleinauftrag, ein marktgerechter
Preis, der den Nachteil berücksichtigt,
E
s gibt eine Vielzahl von Nachteilen,
die je nach Schwere eine Immobilie
zur Problemimmobilie machen: Lau­
te Lage, schlechte Infrastruktur, ungüns­
tiger Zuschnitt, Renovierungsüberhang,
Geruchsbelästigungen, falsche Flächen­
proportionen, ungünstige Raumtiefen,
entlegene Wohnung, Ladenhüter, feh­
lender Balkon, Haus ohne Keller, Erb­
pacht, schlechte Lauflage eines Ladens
oder Stufen vor einem Shop, schlechter
Mieter-Mix eines Shopping-Centers oder
fehlendeMagnet-Mieter…die Liste ließe
sich beliebig fortsetzen.
Problemimmobilien sind eine zentrale
Aufgabe für den Immobilien-Profi – eine
Aufgabe, die mehr fordert und wesentlich
anspruchsvoller ist als die Vermarktung
einer ganz oder weitestgehend „perfekten“
Immobilie. Natürlich gibt es keine Mar­
keting-Patentlösungen zur Vermarktung
von Problemimmobilien. Aber es gibt
Möglichkeiten, Probleme zu reduzieren
und damit die Vermarktungschancen
deutlich zu verbessern.
AUSGEFEILTE ZIELGRUPPENAUSWAHL
Pro­
bleme können hierbei einerseits durch
eine ausgefeilte Zielgruppenwahl gelöst
werden. Grundgedanke: Welche Ziel­
gruppe gibt es, die mit diesem Problem
leben kann oder für die es unter Um­
ständen Vorteilskomponenten
bietet? Zum anderen kann man
Probleme teilweise durch bau­
liche Maßnahmen in den Griff
bekommen.
Dort, wo es nicht möglich ist, ein Pro­
blem baulich zu lösen – und das wird lei­
der in vielen Fällen der Fall sein –, gilt es,
die Chance zu prüfen, das Problem durch
andere bauliche Verbesserungen zu kom­
pensieren. Grundgedanke hier: Wie kann
die Immobilie durch sinnvolle bauliche
Maßnahmen – entweder des Eigentümers
oder des späteren Käufers – weiter aufge­
wertet werden, um so die Vermarktung zu
Königsklasse Problemimmobilien
Marketing bei Problemim-
mobilien ist eine der an-
spruchsvollsten Disziplinen
der Immobilienwirtschaft.
Nicht viele Makler tummeln
sich in diesem Segment. Da-
bei kann es durchaus lukrativ
sein – wenn einige Bedin-
gungen beachtet werden.
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