Immobilienwirtschaft 3/2016 - page 46

BEST-PRACTICE-BEISPIEL
„Viel mehr als die Einführung einer neuen Software“
rater nicht gelingen, aber ohne belastbare
Daten funktioniert sie heute ebenfalls
nicht mehr. Die Entwicklung folgt einer
zwingenden Logik: Gut aufbereitete Daten
liefern die besseren Argumente, weil sie
objektiv sind und eine verlässliche Ent-
scheidungsgrundlage bilden. Dies wiede-
rum stärkt das Vertrauen des Kunden in
uns als Berater.“
Peter Bigelmaier, Head of Office Let-
ting bei Colliers International Deutsch-
land, sagt: „Datenbanken dienen nicht
nur demManagement vonDaten, sondern
entwickeln sich vielmehr in Richtung Aus-
wertungs- und Reporting-Tools. Im Im-
mobilienbereich liegt im Vergleich zu Fi-
nanzmärktenweniger Fokus auf Quantität
der Daten denn auf Qualität, es ist daher
nicht unbedingt von ‚Big Data‘ imengeren
Sinne zu sprechen.“
deutung ist bei JLL auch der Datenschutz.
Wir arbeiten bereits seit Jahren mit einer
externenDatenschutzbeauftragten zusam-
men.“
Martina Williams, Head of Client So-
lutions Germany and Continental Europe
bei CBRE, meint: „Big Data wird für die
Beteiligten der Immobilienbranche zu-
nehmendwichtiger undbietet ein enormes
Potenzial bei der vernetzten Analyse und
der fortschreitenden Digitalisierung von
Daten von Gebäuden und Portfolien. Zur
Beratung unserer Kunden nutzt CBRE
spezialisierte Software-Tools zur Daten-
aufbereitung und -auswertung. Hierbei
werden alle vertraglich zugesicherten
Vertraulichkeitsvereinbarungen selbst-
verständlich berücksichtigt. Auch allen
Datenschutzauflagen wird entsprochen.“
Genau wie JLL arbeitet auch CBRE dazu
mit einem Datenschutzbeauftragten zu-
sammen. „Bei Savills spielen Daten in der
«
Gabriele Bobka, Staufen
Was bringt digitales Immo-
bilienmanagement? Andreas
Völker, Geschäftsführer BNP Pa-
ribas Real Estate Consult GmbH,
berichtet aus der Praxis.
Digitalisierung prägt inzwischen
alle unsere Lebensbereiche. Auch
die Immobilienwirtschaft muss
sich diesem Trend stellen. Offen-
sichtlich tut sich die Branche damit
aber noch etwas schwer. Dabei
gibt es schon erfolgreich etablierte
Online-Vertriebsplattformen, vor
allem für die Vermietung und den
Verkauf von Wohnimmobilien.
Auch interne Prozesse des Ver-
triebs und der Objektverwaltung
finden digital statt. Meist handelt
es sich aber um Insel-Lösungen,
die kaum vernetzt sind.
Die Herausforderungen in der
Branche aber wachsen. Die Daten-
und Informationsmengen nehmen
exponentiell zu, gleichzeitig steigt
der Kostendruck.
Digitalisierung heißt aber natürlich
nicht, analoge Prozesse eins zu
eins in die digitale Welt zu trans-
formieren. Vielmehr ergeben sich
sehr schnell Vereinfachungs- und
Automatisierungsmöglichkeiten,
insbesondere über den gesamten
Lebenszyklus der stark von Schnitt-
stellen und von hoher Arbeitstei-
lung geprägten Immobilienbewirt-
schaftung.
Um Digitalisierung im Unterneh-
men voranzubringen, sind zwei
Kernfragen zu beantworten:
Welchen Mehrwert bringt Digita-
lisierung?
Wie verändern sich Geschäftspro-
zesse und interne Abläufe?
Die Berechnung des Mehrwerts
ist nicht einfach. BNP Paribas Real
Estate hat je Use Case den Auf-
wand vor und nach der Einführung
digitaler Prozesse kalkuliert und
hat diese Ersparnis den Investi-
tionen und laufenden Kosten für
das entsprechende Tool und für
die Anpassung vorhandener Soft-
warestrukturen gegenübergestellt.
Die Veränderung von Geschäfts-
prozessen und internen Abläufen
ist dabei eine besonders sensible
Aufgabe, da sie die Tätigkeit von
Mitarbeitern betrifft. Die Umset-
zung von Digitalisierung geht oft
auch mit einem umfassenden
Change-Management-Prozess
einher. Deshalb ist Digitalisierung
eben nicht einfach nur die Einfüh-
rung einer neuen Software, son-
dern auch eine kritische Inventur
über Jahre vorhandener Strukturen
und Prozesse, die in eine neue
Welt überführt werden müssen.
Und dies kann nur gelingen, wenn
man die Anwender und Nutzer bei
dieser Veränderung von Anfang an
mitnimmt.
Der Mehrwert und die Zielvision
von Digitalisierung im Immobilien-
management ist daher auch eine
individuelle, für jedes Unterneh-
men anders zu beantwortende
Frage. Es hilft, den Status quo sehr
kritisch analysieren zu lassen: Was
läuft bereits gut? Wo entstehen
Mehrarbeit und Redundanzen?
Wie läuft heute der Informati-
onsaustausch ab und wie könnte
er vereinfacht werden? Schnell
ergeben sich sehr konkrete
Ansätze für Verbesserungen. Aus
dieser Zielversion können wichtige
Elemente des Anforderungsprofils
für ein digitales Immobilienma-
nagement abgeleitet werden.
Eine Kosten-Nutzen-Analyse liefert
außerdem den Beleg, ob sich
die Einführung einer Innovation
rechnet und nicht nur eine Verän-
derung ohne Mehrwert darstellt.
Wenn die Mitarbeiter tatsächlich
durch das neue System in ihrem
Tagesgeschäft entlastet werden,
das Tool einfach zu bedienen ist
und sich die Einführung zudem für
das Unternehmen rechnet, wird
die Digitalisierung im Immobilien-
management ein Erfolg.
Bewertung von Immobilien und Märkten
schon immer eine bedeutende Rolle“, sagt
Matthias Pink, Head of ResearchGermany
bei Savills: „Der Umgang mit großen Da-
tenmengen ist schon seit Jahren Alltag. Es
gibt ein Team, das ausschließlich für die
Aufbereitung und das Management die-
ser Daten zuständig ist. Ein Großteil der
Daten wird in einer zentralen Datenbank
zusammengeführt.
Die Datenpflege und -anreicherung
erfolgt weitgehend dezentral durch alle
Abteilungen und Mitarbeiter. Vertrau-
licheDaten oder Daten, bei denenChinese
Walls wichtig sind, um Interessenskon-
flikte gegenüber demKunden auszuschlie-
ßen, werden separat abgelegt und verwal-
tet. Als Software nutzen wir sowohl in-
house programmierte Lösungen als auch
externe Datenbank-Software. Auch für die
Beratung ist Big Data bei Savills zentral.
Natürlich würde eine Beratung ohne Be-
46
VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
BIG DATA
Andreas Völker,
Geschäftsführer BNP
Paribas Real Estate
Consult GmbH
1...,36,37,38,39,40,41,42,43,44,45 47,48,49,50,51,52,53,54,55,56,...76
Powered by FlippingBook