Immobilienwirtschaft 3/2016 - page 49

49
0
3.2016
langfristige Verträge über die Versorgung
mit Kabelfernsehen, ohne die aktuelle
Entwicklung im Breitbandmarkt zu be-
rücksichtigen.
Viele Unternehmen vertrauen darauf,
dass sie weiterhin die Versorgung ihrer
Mieter mit Fernsehen vertraglich absi-
chern und vergeben damit für Jahre die
Medienversorgung in den Liegenschaften
an einen einzigen Netzbetreiber. Die Not-
wendigkeit, vertraglich auf die breitban-
dige Entwicklung Einfluss zu nehmen und
die vor Ort angebotenen Bandbreiten und
Preise kritisch zu hinterfragen, setzt sich
nur langsamdurch. Wennman zudemdie
technische Entwicklung eines Kabelnetzes
Revue passieren lässt, wurden viele Netze
nur für einenZweck errichtet –Rundfunk-
bzw. Fernsehsignale in eine Richtung zu
verbreiten –, und nun sollen diese Netze
aufgerüstet werden und für Internet und
weitere Dienste zur Verfügung stehen. Aus
dem normalen Verteilnetz wird ein bila-
terales Netz, das eben mehr als nur Fern-
sehprogramme den Mietern bereitstellt
und Daten genauso empfängt wie sendet.
Abgesehen von den damit häufig einher-
gehenden technischen Schwierigkeiten
mit einemerhöhten Störungsaufkommen,
ändert sich auch die Bedarfssituation der
Mieter. Fiel bisher das Fernsehsignal aus,
war dies schlimm; stockt nun der Internet-
empfang oder die Telefone funktionieren
nicht, bahnt sich eine familiäre Katastro-
phe an, die es möglichst zu vermeiden gilt.
ABER AUCH DER SPRUNG
ins Glasfaser-
Zeitalter sollte wohl überlegt sein. Nicht
alle Unternehmen verfügen über tech-
nische Abteilungen, die in der Lage wären,
jedes Angebot und jede technische Neu-
erung in all ihrer Tiefe zu durchdringen.
Zumindest sollte man aber beim Neubau
oder anstehenden Renovierungen darauf
achten, dass bei der in Auftrag gegebenen
Installation des klassischen Hausverteil-
netzes mit Koaxialkabel nicht jeder Hand-
werker geeignet ist, ein solches Netz zu
installieren. Konnte früher der Elektriker
die Kabel einfach mitverlegen, so sollte
jetzt zumindest ein dibkom-zertifiziertes
Unternehmen (s. Infoblock) dafür Sor-
ge tragen, dass die Biegeradien korrekt
eingehalten werden und Empfangen und
Versenden von Daten und Bewegt-Bild
via Internet auch möglich sind. Bis zum
flächendeckenden Einbau von Glasfaser
in den Häusern mit Zuführung zu den
einzelnen Wohnungen (FTTH: Fibre To
The Home) dürfte es noch etwas dauern,
sodass die aktuelle Koaxial-Alternative
noch einige Jahre funktionieren muss.
ÜBERHAUPT SIND
die vielen Neuerungen
nicht jedermanns Sache. Viele Unterneh-
men tun sich schwer, mit der Entwicklung
Schritt zu halten, auch wenn Verbände
und Beratungsunternehmen reichlich
Schulungen in SachenMedienversorgung
offerieren. Aus der Formel Marktkonso-
lidierung x inhaltliche und technische
Neuerungen wird daher die Empfehlung,
Expertenrat einzuholen. Doch in letzter
Zeit versuchen die Kabelanbieter ver-
stärkt, Beratung von unabhängigen Un-
ternehmen auszublenden, um möglichst
schnell zu direkten Neuabschlüssen oder
Vertragsverlängerungen mit Wohnungs-
unternehmen zu kommen.
SUMMARY
»
Eine Konsolidierungswelle
läuft durch den deutschen
Kabelmarkt
.
»
Neben
Vodafone, Tele Columbus und Unitymedia
sind nur noch wenige mittelständische Kabelnetzbetreiber in der Lage, echten
Wettbewerb im Breitbandkabel
zu liefern.
»
Für Wohnungs- und
Immobilienunternehmen ist es deshalb gerade nicht einfach,
die richtigen Entscheidungen zur Medienversorgung
zu treffen.
»
Denn es ist
notwendig, in den Verträgen die vor Ort angebotenen
Bandbreiten und Preise kritisch
zu
hinterfragen
.
«
Dietmar Schickel, DSC Consulting, Berlin
Entwicklung von Internet und Telefon im Kabel
(in Millionen Einheiten)
DAS DIBKOM-
ZERTIFIZIERUNGSSYSTEM
Es ist das erklärte Ziel der dibkom,
die Voraussetzungen für einen ho-
hen Qualitätsstandard bei Breit-
bandnetzen zu schaffen. Es genügt dabei nicht, allein auf die Ver-
wendung von geeignetem Installationsmaterial (z.B. Klasse A bei
Kabelnetzen) zu setzen. Auf dem Weg von den Komponenten hin
zum Kabelnetz als fertigem Endprodukt liegt die Montage durch
eine Fachkraft. Nur wenn diese Fachkraft genau weiß, was sie tut,
und dieses Fachwissen auch sauber in die Praxis umsetzt, kann
davon ausgegangen werden, dass ein breitbandiges Kommunika-
tionsnetz in seiner Gesamtheit die gewünschte Funktionalität auf-
weist. Auftraggeber größerer Projekte sollten daher grundsätzlich
auf durch die dibkom erteilte Firmenzertifikate achten. Eine Liste
der zertifizierten Fachbetriebe finden Sie im Internet.
ZERTIFIZIERUNG
2011
3,6
3,6
2012
4,4
4,3
2013
5,0
4,9
2014
6,0
5,4
Telefon
Internet
Quelle: ANGA Jahresbericht 2014
1...,39,40,41,42,43,44,45,46,47,48 50,51,52,53,54,55,56,57,58,59,...76
Powered by FlippingBook