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3.2016
Organisation, besonders weil die Mess-
dienste mit Datenübernahme, Integra-
tion und Workflowsteuerung zusehends
ureigene Aufgaben ihrer wohnungswirt-
schaftlichen Kunden selbst übernehmen.
Die Digitalisierung wird letztlich zu einer
Konzentration von breit aufgestellten,
leistungsstarken Anbietern führen. Klei-
ne und regionale Unternehmen, die nur
als Messdienste auftreten, werden sich in
der Immobilienwirtschaft sehr schwertun.
BEI MANCHEM MESSDIENSTLEISTER
bil-
den zusätzliche Geschäftsfelder bereits
ein zweites Standbein, für das ja Orga-
nisationsstruktur, Daten und Know-how
vorhanden sind. Hierzu gehören Energie-
Monitorings und vor allem Contracting.
Die Geschäftsfelder Trinkwasseranalyse
und Rauchwarnmelder sind den Mess-
dienstleistern durch die gesetzlichen
Regelungen quasi in den Schoß gefallen.
Kalo nutzt Trinkwasseranalysen und
Rauchmelderservices, die nach Firmen-
angaben im deutlich zweistelligen Pro-
zentsatz zum Gesamtumsatz beitragen,
auch zur Akquise von Neukunden für die
Heiz- und Betriebskostenabrechnung. Seit
die Wohnungswirtschaft stärker auf de-
zentrale Energiegewinnung setzt, nimmt
die Bedeutung von Contracting als Sparte
bei den Wärmemessdienstleistern eben-
falls zu.
Alle großen Messdienstleister sehen
im Bereich Smart Home bei Mehrfami-
lienhäusern weitere Chancen. Bislang
spielte dieses Thema nur bei Einfami-
lienhäusern eine Rolle. Doch die Mög-
lichkeiten sind vielfältig: Einzelraum-
temperaturregelung, wetterabhängige
Verschattung, Echtzeitverbräuche für
Heizung, Wasser und Strom anzeigen,
bedarfsabhängiges Lüften, automatische
Stromkreisschaltung, E-Mail-Kommuni-
kation zwischen Vermieter und Mieter
und alles von einem Mobilgerät. Ista hat
vor Kurzem ein erstes Produkt gestartet.
Kalo hat die Wartung von Anlagen zur
kontrolliertenWohnraumlüftung ins Pro-
gramm genommen, weil bei Neubauten
und generalsanierten Bestandsgebäuden
eine hohe Nachfrage besteht. Ein weiteres
potenzielles Geschäftsfeld sieht man dort
im Smart Metering für Strom und Erdgas.
Minol setzt neben dem Smart Home auf
Monitoring von Kosten und Verbrauch,
das so genannte Informative Billing.
Das aktuelle Marktumfeld bietet ne-
ben zahlreichen Chancen natürlich auch
Risiken. Dazu zählen dieMessdienstleister
vor allem die instabilen gesetzlichen Rah-
menbedingungen der Energiewende. Im
aktuellen Entwurf des Gesetzes zur Digita-
lisierung bereiten den Messdienstleistern
vor allemdie sehr hohen Sicherheitsanfor-
derungen für die Smart-Meter-Gateways
Sorgen. Sollten die geplanten Regelungen
auch auf das Submetering anzuwenden
sein, verteuerte das die Heizkostenabrech-
nung. Deshalb kämpfenMessdienstleister
undWohnungswirtschaft gegen diese Re-
gelung. Vor allem bei großen Wohnungs-
unternehmen ist Selbstabrechnung nach
wie vor einThema, in letzter Zeit mit leicht
zunehmender Tendenz. Allerdings sehen
das die Messdienstleister angesichts der
zunehmenden Komplexität durch recht-
liche und technische Anforderungen eher
gelassen. Insgesamt zeigt sich die Branche
gut aufgestellt für die Digitalisierung.
SUMMARY
»
Die etablierten Messdienstleister bekommen Konkurrenz
aus der IT- und Software-Wirtschaft, von Energieversorgern und
Start-ups.
»
Techem, ista, Brunata-Metrona, Kalo und Minol
sind mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden.
»
Mit der Digitalisierung
wird die Funkablesung für die Branche wichtiger denn je.
»
Der schnelle Wandel
zur Digitalisierung wird zu einer weiteren Konzentration bei den
Anbietern führen.
»
Die Messdienstleister arbeiten an
Smart-Home-Produkten
im Mehrfamilienhausbereich.
Fotos: Brunata, Kalo, ista Deutschland, Techem
«
Oliver Mertens, Stuttgart
Protagonisten der Branche von
links oben im Uhrzeigersinn:
Klaus Facklam, Geschäftsführer
Brunata Hamburg;
Jan-Christoph Maiwaldt,
Vorstandsvorsitzender Kalo;
Christoph Lüthe,
CSO ista Deutschland;
Cornelia Müller, Head of
Marketing & Products, Techem