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SERIE
GEDÄCHTNISTRAINING
etwa bei sieben Informationseinheiten das
Kurzzeitgedächtnis erschöpft ist. Merken
Sie sich doch bitte mal die Namen „Mül-
ler, Bäcker, Wegmann, Baum und Pflug“.
Bitte jetzt die Augen schließen und über-
legen, welche Namen es waren. Das war
vermutlich, wenn Sie konzentriert waren,
kein Problem.
ERST KURZ, DANN LANG
Wie sieht es aus
mit „Huber, Fischer, Escher, Schröder,
Schleussner, Reuhl, Krug, Peters und
Rahn“? Diese nach einmaligem Lesen
komplett zu wissen ist schon erheblich
schwieriger, ohne Technik kaum möglich
– das Kurzzeitgedächtnis hat nicht genug
Platz.
Was heißt das für die Praxis? Wenn
Sie eine kleine Gruppe von bis zu fünf
Personen auf einmal treffen, können Sie
durch Zuhören und Nachsprechen der
Namen diese zunächst kurzfristig aufneh-
men. Sind es mehr, müssen Sie es etappen-
weise aufteilen.
Nun ist es natürlich nicht unser Ziel,
Namen nur für ein paar Augenblicke zu
wissen. Länger hält das Kurzzeitgedächt-
nis nämlich nicht vor. Aber zunächst
müssen die Namen da rein, bevor Sie
Techniken für das langfristige Merken
V
iele Menschen haben die Erfahrung
gemacht, dass es schwierig ist, sich
Dinge bewusst einzuprägen; gerade
Namen, die in sich zunächst keine Be-
deutung tragen und daher relativ belie-
big sind. Ich kann jemandem vielleicht
noch ansehen, aus welchem Kulturkreis
sein Name vermutlich stammt, auch da-
bei aber natürlich gehörig danebenliegen,
aber sicher nicht, ob er nun Müller oder
Maier heißt.
Gerade deshalb ist der erste Schritt
meiner Namenmerkmethode, die ich in
der letzten Ausgabe bereits vorstellen
durfte, sowichtig wie banal: Einfach durch
das bewusste Wollen kann ich die Namen
zumindest einiger weniger Personen ins
Kurzzeitgedächtnis aufnehmen. Am bes-
ten ist es, Namen einmal selbst auszuspre-
chen. Das geht nur, wenn ich sie verstan-
den habe und mich darauf konzentriere.
Das Kurzzeitgedächtnis hat nur eine
begrenzte Kapazität. „Sieben plus/minus
zwei“ etwa, wie schon der amerikanische
Psychologe Miller in den 50er Jahren
herausfand und dies geschickt mit dem
Slogan „magische Zahl“ verband, ein
frühes Beispiel für gutes Wissenschafts-
marketing. Miller hatte schlicht heraus-
gefunden, dass unabhängig vom Inhalt
Foto: privat; IMAGE & CO / V. DESJARDINS
Serie –
Teil 3
Mipim, Expo Real, Verwal-
tertag bringen zahlreiche
Namensherausforderungen.
Lesen Sie über Methoden,
um Namen ins Kurzzeitge-
dächtnis zu bringen.
Namen merken – zuhören und wollen
Dr. Boris Nikolai Konrad
(31) ist
Deutschlands Gedächtnisexperte.
Der Gedächtnistrainer, Autor und
Neurowissenschaftler hält den
Weltrekord im Namenmerken und
drei weitere Einträge im Guinness-
Buch der Rekorde. Am Donders In-
stitut in Nijmegen erforscht er die
neuronalen Grundlagen außerge-
wöhnlicher Gedächtnisleistungen
und ist einem breiten Publikum
durch seine zahlreichen Fern-
sehauftritte bekannt. In seinem
Buch „Superhirn – Gedächtnistrai-
ning mit einem Weltmeister“ und
in seinen regelmäßigen Vorträgen
erklärt er Gedächtnistechniken,
mit denen sich das Gedächtnis
erheblich verbessern lässt.
ZUR PERSON
Auf Messen gibt es viele Namen. Lassen Sie sie ins Kurzzeitgedächtnis eindringen.