Immobilienwirtschaft 3/2016 - page 60

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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
SMART HOME
so genannten AAL-Systeme können das
Zuhause-Leben von Senioren erleichtern
und sicherer machen. AAL steht für Am-
bient Assisted Living und ist neben den
Segmenten Smart House (Heizungs- und
Rollladensteuerung) und Smart Living
(Multimedia- und Lichtanwendungen)
Teil des Marktes für Smart-Home-An-
wendungen. Insgesamt versteht man unter
Smart Home die Vernetzung von Haus-
technik, Unterhaltungs- und Haushalts-
geräten – mit dem Ziel, die Wohn- und
Lebensqualität, die Sicherheit sowie die
Energieeffizienz zu erhöhen. Der Fokus
von AAL-Systemen liegt auf den Kunden-
bedürfnissen Sicherheit für das häusliche
Umfeld und die eigene Person, zudem
bieten sie technische Assistenzfunktionen.
Immobilieneigentümer können durch
AAL-Systeme, die zum Teil keine bau-
lichen Änderungen und manchmal nicht
einmal einen vorhandenen Internet- bzw.
Telefonanschluss benötigen, Mietern in
Bestandswohnungen mehr Sicherheit,
mehr Komfort und somit einen höheren
Wohnungsnutzen bieten – als optionale,
abrechenbare Dienstleistung. Auf diese
Weise lässt sich auch in Mietermärkten
Leerstand reduzieren und die Abwan-
derung älterer Mieter verhindern. Denn
AAL-Technologien tragen dazu bei, dass
Menschen so lange und so selbstbestimmt
wie möglich in ihrem gewohnten Zuhau-
se leben können. Das geht weit über die
Funktionen des aus diesem Segment be-
sonders bekannten Hausnotrufs hinaus.
NOCH IST DER SMART-HOME-MARKT
nicht
mehr als eine Nische – diese Nische bie-
tet allerdings enormes Potenzial. Wie eine
Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Be-
ratungsgesellschaft PwC ergeben hat,
dürfte im Jahr 2030 ungefähr jedes dritte
neu gebaute oder renovierte Haus über
automatisierte und vernetzte Elektronik,
Heizung oder Lüftung verfügen – im Ver-
gleich zu heute wäre dies eine Verzehnfa-
D
erzeit gibt es in Deutschland mehr
als zwölf Millionen Menschen über
65 Jahre. Von ihnen leben rund 80
Prozent allein. Drei Viertel der heute
65-Jährigen wollen auch mit zuneh-
mendem Alter weiter zuhause leben und
nicht umziehen müssen. Der Wunsch
nach Hilfestellung für selbstbestimm-
tes Wohnen und Leben sowie einer be-
darfsgerechten Wohnungsanpassung ist
dementsprechend groß und wird weiter
steigen, denn im Jahr 2030 werden nach
Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung
bereits 29 Prozent der deutschen Bevöl-
kerung über 65 Jahre alt sein. Nur ein
Bruchteil der Wohnungen ist allerdings
seniorengerecht ausgestattet.
UM DAS ZU KOMPENSIEREN,
werden viele
Senioren kreativ: Da wird das Wohnzim-
mer im Erdgeschoss zum Schlafzimmer,
das Schlafzimmer im ersten Stock nur
noch als Stauraum verwendet. Viele Äl-
tere machen sich auch Sorgen, was pas-
siert, wenn sie zuhause stürzen, sie hilflos
liegen bleiben und niemand davon er-
fährt. Mir ist eine 90-jährige Oldenbur-
gerin bekannt, diemit ihrer Nachbarin ein
Abkommen getroffen hat: Die Nachbarin
kommt sofort herüber und sieht nach
dem Rechten, wenn die Seniorin nicht
spätestens morgens um sieben das Rollo
in ihrem Schlafzimmer hochgezogen hat.
Diese individuellen Lösungen zeigen
vor allem eins: Der Bedarf nach senioren-
gerechten Wohnungen ist sehr viel höher
als das Angebot. Vor allem da die meisten
Senioren in ihrerWohnung bleibenwollen
– auch wenn es sich um eine Mietwoh-
nung handelt. Immobilieneigentümer,
die ihre Bestandswohnungen seniorenge-
recht gestalten, haben somit einen großen
Wettbewerbsvorteil. Die gute Nachricht:
Teure und umständliche Umbauten sind
dafür nicht zwangsläufig nötig. Auch auf
Ältere zugeschnittene Smart-Home-Sys-
teme sind äußerst zweckdienlich. Diese
Smarthome-Technologie:
Marketinginstrument für ältere Mieter
Die meisten Menschen
wollen im Alter möglichst
lange weiter im gewohnten
Umfeld leben. Vermieter
können diesen Prozess unter-
stützen, indem sie ihre Woh-
nungen mit Smart-Home-
Technologien ausstatten, die
auf Ältere zugeschnitten sind.
Was dabei zu beachten ist.
Ein Markt – drei Segmente
Der Smart-Home-Markt setzt sich
zusammen aus Smart Living,
Smart House und AAL
SMART
LIVING
Multimedia
Lichtsteuerung
AAL
Herdabschaltung,
Hilferuf, Sensorik zur
Gefährdungserkennung,
Erinnerungsfunktion,
Vitalmessgeräte
SMART
HOUSE
Heizungssteue-
rung, Rollladen,
Rauchmelder
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