Immobilienwirtschaft 3/2016 - page 35

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3.2016
Neugründungen von Initiativen. Dabei
handelt es sich häufig um Kleingenossen-
schaften, die sich auf ein Projekt konzen-
trieren– seit 2013 sind 355Wohneinheiten
in 17 Projekten fertiggestellt worden. Das
Land vergibt bis zu 20 Prozent landesei-
gener Grundstücke zum Verkehrswert an
Genossenschaften, gegenwärtig sind auf
solchen Flächen mehr als 50 Projekte in
Planung oder Bau. Finanzielle Förderung
können die Gemeinschaften durch Pro-
gramme der Landesförderbank erhalten.
BERLIN BILDET DIE AUSNAHME
Eine bun-
desweite Ausnahme ist ausgerechnet
Berlin. Dort sind die Grundstückspreise
derart in die Höhe geschossen, dass es
für Genossenschaften oder Baugemein-
schaften nahezu unmöglich geworden ist,
sich innerstädtisch Flächen zu sichern.
Das Land hat viel Tafelsilber bereits ver-
scherbelt, die restlichen Flächen vergibt es
nun vorrangig an die landeseigenenWoh-
nungsbaugesellschaften.
Der „Kooperativen Großstadt“ half
die Münchner „Mitbauzentrale“ zunächst
bei der Gründungsbürokratie und ersten
Workshops. Nun wird es um konkrete
Baugrundstücke gehen. Sowa und seine
Mitstreiter möchten in die Stadt – die
dort verfügbaren Flächen liegen jedoch
meist dezentral. Bei der Lösung könnte
ein dritter Partner ins Spiel kommen: die
Traditionsgenossenschaften. Sie besitzen
Grundstücke in zentralen Lagen, auf de-
nen zum Teil nachverdichtet oder neu ge-
baut werden kann. Ideen hierzu könnten
von den Jungen kommen, die sonst an ih-
ren finanziellen Möglichkeiten für solche
Flächen scheitern würden. In Hamburg
bemerkt das Land aus solchen Gründen
bereits ein steigendes Interesse an Koo-
perationen zwischen Baugemeinschaften
und Bestandsgenossenschaften. Seit 2013
sinddurch solche Bündnisse 516Einheiten
in 19 Projekten entstanden. Diese sind in
der Entwicklung weitaus stabiler als die
klassischen Baugruppen. Auch dank sol-
cher Erfahrungen tendieren Interessierte
vermehrt zu professionelleren Strukturen.
In München verweist Stadtbaurätin Merk
außerdem auf die Vorteile, die eine genos-
senschaftliche Organisationsform für die
Kommunen bietet:Wegen der Rechtsform
seien mit diesen Bündnissen leichter Ver-
träge abzuschließen. München will nun
wie Hamburg verstärkt Brücken schlagen.
Nicht zuletzt könnten die Ideen der Jungen
in die Breite wirken, ist Merk überzeugt:
„Wir beobachten bereits ein steigendes In-
teresse aus der Privatwirtschaft, Modelle
und kreative Lösungen zum Beispiel für
die nachbarschaftliche Entwicklung in
Quartieren zu übernehmen.“
SUMMARY
»
Das Gründen von
Wohnungsbaugenossenschaften
boomt.
»
Allein in Bayern
sind in den vergangenen fünf Jahren fast 20 neue
Genossenschaften gegründet worden.
»
Das ist
ein alter Trend:
Genossenschaften sind stets in Zeiten entstanden, in denen städtischer Wohnraum
knapp wurde.
»
Die Stadt München hat reagiert:
Zunächst beschloss die Stadt, bis zu 40 Prozent eigener Flächen exklusiv an Baugenossenschaften zu
vergeben, andere Städte ziehen inzwischen nach.
»
Genossenschaften sind in der Entwicklung
weitaus stabiler
als die klassischen Baugruppen.
«
Kristina Pezzei, Berlin
Es ist eng: In deutschen
Großstädten wird es
immer schwieriger,
bezahlbaren Wohnraum
zu finden.
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