Immobilienwirtschaft 3/2016 - page 30

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
INTERVIEW
Wie sieht es bei der Finanzierung von
Gewerbeimmobilien aus?
Auch hier
sind, bei typischerweise großvolumigeren
Transaktionen, die vielfach anspruchs-
volle Strukturierungen erfordern, Banken
grundsätzlich gut aufgestellt, um auch in
Zukunft zu bestehen. Schließlich ist das
Management von Kreditrisiken über lan-
ge Zeiträume originäres Bankgeschäft. Die
besondere Expertise, die Banken in der
Steuerung großvolumiger Risiken in oder
außerhalb ihrer Bilanz haben, verknüpft
mit tiefgehender Kenntnis und ihrem
Strukturierungs-Know-how, macht sie im
gewerblichen Bereich zu starken Partnern
im Kredit- und Konsortialgeschäft.
Gehen aus Ihrer Sicht Banken inzwi-
schen stärker ins Risiko?
Trotz des inten-
siven Wettbewerbs sind die Kreditverga-
bestandards in der Gewerbefinanzierung
konservativ. Das bestätigt der German
Debt Report (IREBS 2015). Für Woh-
nungsfinanzierungen hat unser Verband
in einer erst jüngst veröffentlichten Erhe-
bung ermittelt, dass trotz deutlich nied-
rigeren Zinsniveaus gegenüber der letzten
Erhebung vor drei Jahren keine erhöhte
Fremdmittelaufnahme verzeichnet wer-
den kann.
Welche Rolle spielen neue Wettbewer-
ber?
Das Aufkommen alternativer Anbie-
ter wie Versicherungen und Debt Fonds,
die auf den deutschen Immobilienfinan-
zierungsmarkt drängen, unterstreicht die
grundsätzliche Attraktivität des Immobili-
enfinanzierungsgeschäfts. Für die Banken
sind diese neuen Anbieter Wettbewerber,
aber auch neue Partner, mit denen sich
die jeweiligen spezifischen Stärken kom-
binieren lassen. Klar ist aber, dass auch für
sie der allgemeine Regulierungsgrundsatz
„Gleiche Regeln für gleiches Geschäft“ zu
gelten hat.
Herr Tolckmitt, die Situation vieler Ban-
ken ist nicht leicht. Was sind die Grün-
de?
Immobilienfinanzierungen gehören
zu den traditionellen Ankerprodukten
des Bankgeschäfts. Angesichts der ho-
hen Wettbewerbsintensität, des aktuellen
Niedrigzinsumfeldes sowie der stark ge-
stiegenen und weiter zunehmenden regu-
latorischen Belastungen sind die Rahmen-
bedingungen für das Immobilienfinanzie-
rungsgeschäft herausfordernd. Allerdings
profitieren etwa die Pfandbriefbanken
auch im Niedrigzinsumfeld von dem
Refinanzierungsvorteil von Pfandbriefen
gegenüber ungedeckten Bankschuldver-
schreibungen.
Welche Strategien versprechen Ertrag?
Um im Wohnimmobiliengeschäft an-
gemessene Renditen zu erwirtschaften,
setzen Banken insbesondere auf hohe
Volumina, Standardisierung sowie eine
schlanke Organisation mit geringem
Verwaltungsaufwand. Strenges Kosten-
management ist hier oberste Devise. Zahl-
reiche Beispiele im Markt belegen, dass
eine solche Strategie tragfähig ist – auch
unter den veränderten regulatorischen
Vorzeichen.
Können Banken mit Immobilien-
finanzierungen noch Geld verdienen?
«
Interview Dirk Labusch
Zunehmende Konkurrenz
und geringere Margen
machen Banken das Leben
schwer. Wir holten Meinun-
gen ein und fragten nach
bei
Jens Tolckmitt
, Haupt-
geschäftsführer des Ver-
bandes deutscher Pfand-
briefbanken (vdp), Berlin.
„Trotz des intensiven Wett-
bewerbs sind die Kreditver-
gabestandards in der Gewer-
befinanzierung konservativ“,
meint Jens Tolckmitt.
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