Controller Magazin 3/2019 - page 78

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Entwicklungen in näherer
Zukunft
In absehbarer Zukunft wird sich die Durchfüh-
rung von Evaluationen mittels QR-Codes und
Mobil Devices zum Standard entwickeln. Elek­
tronische Tools werden bei IT- sowie bei Sach-
bearbeiterschulungen verstärkt eingesetzt wer-
den, um Nachschulungen personenspezifisch
und automatisiert durchzuführen. Übungsaufga-
ben und Lernblöcke lassen sich den Teilneh-
mern gezielt dort anbieten, wo die Evaluation ei-
nen persönlichen Bedarf ermittelt hat. Dies kann
in Schleifen mehrfach durchgeführt werden, um
damit den Erfolg einer Fortbildungsmaßnahe zu
erhöhen. Durch intelligente digitale Unterstüt-
zung erfahren Nachschulungen somit in höchs-
tem Maße eine Individualisierung. Mittels Diag-
nostic Analytics können darüber hinaus auch die
Ursachen für Schulungsdefizite ermittelt wer-
den, also welche Inhalte werden von welchen
Teilnehmern nicht verstanden und vor allem wa-
rum? Warum und wodurch entstehen zwischen
Verstehen und Anwendung Diskrepanzen?
Ebenso ist es absehbar, dass für praktische
Schulungen an „harter“ Technik, wie bspw. der
Reparatur technischer Anlagen, der Einsatz von
Virtual und Augmented Reality immer breiteren
Raum einnehmen wird. Dies ermöglicht es Mit-
arbeitern etwa mittels VR-Brillen, Prozesse zu
simulieren, ohne dass eine technische Anlage
physisch vorhanden ist. Monteure können so
z. B. Wartungen an komplexen Anlagen ähnlich
trainieren, wie Piloten schwierige Manöver im
Flugsimulator. Daten können darüber hinaus un-
ternehmensübergreifend ausgewertet werden
und mittels Diagnostic Analytics und Predictive
Analytics tiefgreifende Erkenntnisse im Sinne
allgemeingültiger Muster liefern, die über den
Einzelfall einer speziellen Personalentwicklungs-
maßnahme hinausgehen. Warum und wann lau-
fen Schulungen gut/schlecht und was ist zu un-
ternehmen, um bestimmte Schulungstypen be-
sonders effizient zu gestalten? Sind analytisch
anspruchsvolle Schulungen am Montagmorgen
und am Freitagnachmittag ineffizienter, weil die
Teilnehmer hier weniger konzentriert sind? Lau-
fen Workshops, die ein besonderes Maß an Kre-
ativität erfordern, am Montagmorgen besonders
gut, weil die Teilnehmer noch von Wochenend­
erlebnissen inspiriert sind? Welche Inhalte
müssen in welchem Theorie-Praxis-Rhythmus
eine Excel-Datei. Insbesondere Business Ana-
lytic Tools sollen zukünftig jedoch tiefergehen-
de Analysen erzeugen. Hierbei werden Descrip-
tive Analytics (beschreibende Aussagen), Diag-
nostic Analytics (erklärende Aussagen), Predic-
tive Analytics (prognostizierende Aussagen)
und Prescriptive Analytics (Handlungsempfeh-
lungen) voneinander unterschieden. Diese
Tools bieten die Möglichkeit, Evaluationsaussa-
gen auf den Stufen zwei und drei nach KIRK­
PATRICK zu generieren. Dabei geht es z. B. um
Aussagen wie „wer hat was (nicht) verstan-
den?“, „warum wurde es nicht verstanden?“,
„wie wird sich das auf die Performance im An-
wendungskontext auswirken?“ und „wie bzw.
mit welchen Maßnahmen kann die Personal-
entwicklung verbessert werden?“.
Digitale Evaluation auf Stufe
zwei und drei
Bereits heute ermöglichen elektronische Tools
die Evaluation auf Stufe zwei und drei in digita-
ler Form. So eignen sich insbesondere elektro-
nische Plattformen für die Durchführung und
Auswertung von Tests zur Ermittlung des
Lern- und Transfererfolgs. Grundsätzlich ist
diese Art von Evaluation immer dann möglich,
wenn die theoretischen und praktischen Fä-
higkeiten sehr nah beieinander liegen, wie dies
bspw. bei IT- oder Sachbearbeiterschulungen
der Fall ist. Auf Grundlage der ermittelten De-
fizite können im Anschluss individualisierte
Nachschulungen erfolgen.
Liegen Theorie und Praxis jedoch weiter ausei-
nander, ist insbesondere für die Evaluation auf
Stufe drei eine abweichende Vorgehensweise
zu wählen. Hierbei erscheint der Einsatz von
Virtual und Augmented Reality sinnvoll. Virtual
Reality (VR) beschreibt dabei eine computerge-
nerierte Wirklichkeit, wohingegen bei Augmen-
ted Reality (AR) die Realität in Echtzeit um virtu-
elle Objekte erweitert wird (vgl. Azuma, 1997,
S. 355-356). Mit Hilfe von VR- oder AR-Brillen
kann das Gelernte direkt an einem virtuellen
Objekt getestet werden. Durch das Einblenden
von Arbeits- und Hinweismeldungen lässt sich
so das Gelernte festigen und weiter optimieren.
Ein etabliertes Beispiel für die Evaluation mittels
VR ist der Einsatz von Flugsimulatoren bei der
regelmäßigen Testung von Piloten.
und als elektronische Medien bspw. über einen
Web Browser wiedergegeben werden. Eine ent-
sprechende Anpassung der Darstellung dieser
Beurteilungsbögen ist hierbei zu empfehlen. In
diesem Kontext sollte darauf geachtet werden,
dass der Beurteilungsbogen auch auf Mobile
Devices komfortabel nutzbar ist. Der Zugang
kann dabei sowohl über eine URL als auch über
einen QR-Code sichergestellt werden. Die Aus-
wertung der abgegebenen Beurteilungen sollte
idealerweise automatisiert erfolgen. Hierbei ist
der Einsatz von BI Tools möglich und in der Re-
gel zu empfehlen.
Beispiel aus der Praxis
Ein Beispiel aus der Praxis liefert die Axians In-
foma GmbH, ein Softwareunternehmen, das ei-
gens veranstaltete Schulungen und Workshops
bislang mit Hilfe von klassischen Beurteilungs-
bögen in Papierform bewerten ließ. Im Zuge der
Digitalisierung interner Prozesse erkannte man
in diesem Bereich jedoch Optimierungspotenti-
al. Zukünftig werden die Beurteilungsbögen
den Teilnehmern über eine Webseite zur Verfü-
gung gestellt. Hierbei wird der Zugang sowohl
über eine URL als auch mit Hilfe eines abge-
druckten QR-Codes ermöglicht. Die Generie-
rung von Zugangsdaten erfolgt automatisiert
über eine interne Plattform, die im gleichen
Zuge der Anmeldung zu Schulungen und Work-
shops, Verwaltung von Schulungsunterlagen
und der Auswertung abgegebener Beurteilun-
gen dient. Mit Hilfe einer geeigneten Zugangs-
datengenerierung kann sichergestellt werden,
dass pro Teilnehmer lediglich eine Beurteilung
abgegeben werden kann. Hinsichtlich der digi-
talen Umsetzung der Beurteilungsbögen wurde
darauf geachtet, pro Bildschirmseite die Ab-
handlung lediglich eines Themenblocks vorzu-
nehmen. Dadurch wird den Befragten eine
übersichtliche Darstellung geboten. Die Anzahl
an offenen Fragen wird dabei möglichst gering
gehalten. Insbesondere bei computergestütz-
ten Evaluationen werden diese erfahrungsge-
mäß nur ungern beantwortet.
Auch die anschließende Auswertung abgege-
bener Beurteilungsbögen und damit die Ermitt-
lung der Teilnehmerzufriedenheit erfolgte bei
der Axians Infoma GmbH bislang anhand eines
manuellen Übertrags einzelner Beurteilungen in
Digitalisierung im Personalentwicklungs-Controlling
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