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setzen muss, damit der Controller sie „lesen“
und konkrete Probleme rechtzeitig identifizie-
ren und lösen kann. In nicht allzu ferner Zu-
kunft werden die vielfältigen Möglichkeiten
Künstlicher Intelligenz (KI) noch ganz andere
Analysen möglich machen. Auch wenn der
Wandel in der Controlling- und Accounting-
Technologie bereits in vollem Gange ist und
das Zusammenspiel beider Abteilungen er-
leichtert, so gibt es doch noch Aspekte, die
dem einen oder anderen Controller Kopfzerbre-
chen bereiten: die Internationalität ihres Unter-
nehmens und dessen Geschäftsmodells.
Globale Strukturen überblicken
Die Welt wächst immer mehr zusammen. Der
weltweite Handel und der Austausch von Wa-
ren haben eine Komplexität erreicht, die kaum
noch zu überblicken ist. Das hat massive Kon-
sequenzen für die Arbeit von Controllern und
Accountants und erhöht zudem das Risiko, ge-
gen Compliance-Vorgaben zu verstoßen. Jetzt
müssen nicht mehr nur die Richtlinien und Ge-
setze eines Landes erfüllt werden, sondern die
Vorgaben vieler. Dadurch bekommen auch die
klassischen Abläufe in der Finanzfunktion zu-
sätzliche Parameter, die einzuhalten sind. Ne-
ben Vorgaben zum Datenschutz oder Geldfluss
machen den Controllern auch die schier end
losen und sich immer wieder ändernden Steuer-
gesetze das Leben schwer. Das Paradoxe dar-
an: Trotz oder gerade wegen dieser Komplexität
ist die Erwartungshaltung der CFOs gegen-
über den Controllern noch größer. In einer
immer dynamischeren Welt wird von Vorstän-
den und Geschäftsführern erwartet, dass das
Controlling stets up-to-date ist. Die einzige
Möglichkeit, dies zu leisten, ist eine zentrale
Plattform, über die das Intercompany Accoun-
ting abgewickelt wird.
Die Konzernverrechnung ist eine der zeitauf-
wändigsten und mühsamsten Aufgaben der
F&A. Sie ist eine Pflicht, die mit dem globalen
Wachstum der Unternehmen umfangreicher
geworden ist. Die einzelnen Unternehmensein-
heiten produzieren oft Hunderttausende ver-
schiedenartiger Transaktionen mit einer Viel-
zahl unterschiedlicher Systeme und Prozesse.
Diese Transaktionen zwischen Einheiten überall
auf der Welt werden in den verschiedensten
Währungen abgewickelt und unterschiedlich
besteuert. Mit mehreren ERP-, Hauptbuch- und
anderen Systemen werden Transaktionen unein-
heitlich abgerechnet, wodurch leicht unausge-
glichene Posten entstehen, die den Abschluss
behindern.
Diese Szenarien sind der Grund, warum Unter-
nehmen, die sich zukunftssicher aufstellen wol-
len, auf eine zentrale Plattform für die Konzern-
verrechnung setzen sollten. Mit dieser Struktur
lassen sich die verschiedenen Aspekte, etwa
Verträge, Rechnungen, Reports, etc. so zusam-
menführen, dass eine gemeinsame Daten- und
Prozessbasis entsteht, die jederzeit einsehbar
ist. So werden Abhängigkeiten deutlich und es
können die Parameter festgelegt werden, nach
denen die Konzernverrechnung erfolgen soll.
Das Wichtigste an dieser Stelle ist, dass der
Workflow der Konzernverrechnung von Anfang
an konsequent und in Abstimmung mit den be-
teiligten Bereichen aufgesetzt wird. Es geht bei-
spielsweise darum zu definieren, welche Trans-
aktionen abgewickelt werden, wo welche Vor-
steuern fällig sind oder wie Wechselkurse fest-
zulegen sind. Je detaillierter der gesamte
Ablauf definiert ist, desto mehr lässt sich auto-
matisieren, was weniger Unwägbarkeiten ent-
stehen lässt und die Validität der Daten sowie
die Compliance nachhaltig verbessert.
Ein weiterer Vorteil einer solchen Struktur ist,
dass sich bei einer zentralen Plattform die Zah-
len jederzeit auf Knopfdruck ermitteln lassen.
Das kann im Fall von Audits, bei Anfragen sei-
tens der Unternehmensleitung oder den Finanz-
behörden sehr hilfreich sein. So lässt sich naht-
los belegen, was, warum, wie gebucht und ge-
zahlt wurde. Vor allem aber sorgt eine übergrei-
fende digitale Konzernverrechnung in vielerlei
Hinsicht für Sicherheit. Unstimmigkeiten
werden viel früher erkannt und die Daten sind
leichter verständlich aufbereitet.
Aussicht auf Besserung
Dank der technologischen Neuerungen bre-
chen bessere Zeiten an – für das Accounting
genauso wie für das Controlling. Dieser Wandel
dürfte auch bei der Unternehmensführung gut
ankommen, denn auch dort ist man bestrebt,
die digitale Zukunft einzuläuten und konkrete
Mehrwerte aus den neuen Technologien zu zie-
hen. Das macht Hoffnung, denn die Ergebnisse
der Censuswide Studie
6
des letzten Jahres sind
doch eher erschreckend. Einschätzungen von
65 Prozent der Befragten, dass ihr Unterneh-
men Buchungsfehler im Volumen von 2 Milliar-
den Dollar als unwesentlich einordnet und beim
Jahresabschluss nicht ausweisen würde, sind
weder zeitgemäß noch akzeptabel.
Fußnoten
1
Mistrust the numbers; BlackLine Report:
2
Die Rolle des Controllers, Fachartikel Control-
lingportal:
Fachinfo/Konzepte/Die-Rolle-des-Controllers-
Aktuelle-externe-Herausforderungen-an-Cont-
roller.html
3
Die Controller-Rolle in der digitalisierten Welt.
Controller Magazin Supplement Mai/Juni 2018,
S. 18 ff.
4
Darum werden Finanzchefs immer wichtiger
Artikel Handelsblatt:
com/unternehmen/leasing/chief-financial-of-
ficer-darum-werden-finanzchefs-immer-wichti-
ger/23242552.html
5
Modernes Controlling – Daten-Hero Facharti-
3545825
6
Mistrust the numbers BlackLine Report; siehe
Fußnote 1
Autor
Dr. Ulrich Müller
BlackLine
Solutions Consultant Finance Transformation
E-Mail:
Tel.: + 49 175 851 52 38
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