Controller Magazin 3/2019 - page 63

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Watz:
Im Moment wird zum Teil der Begriff
Business Partner ersetzt oder auch ergänzt
durch den Begriff Change Agent. Ich finde al-
lerdings, das muss man ein Stück weit relati-
vieren. Der Change Agent hört sich immer so
nach einem modernen Supermann an. Und
das ist er natürlich nicht, denn auch ein Cont-
roller im modernen Verständnis bzw. ein Busi-
ness Partner/Interner Berater war schon im-
mer jemand, der durch sein Wirken im Unter-
nehmen Veränderung identifiziert und damit
natürlich auch angestoßen hat. Die Bedeu-
tung dieser Rolle wächst im Moment aus un-
terschiedlichen Gründen. Bei Vetter erwarten
wir, dass die Business Partner intensiv in die
Fachbereichsthemen involviert sind. Es wird
ein starkes Know-how der betreuten Bereiche
erwartet. Das ist z. B. ein ganz spezielles Pro-
duktions-Know-how, das können aber auch
ein spezielles IT-Know-how oder auch Quali-
tätsaspekte sein. Hier ist es absolut elemen-
tar, dass sich die jeweiligen Bereichscontroller
umfassend einarbeiten. Das wird vorausge-
setzt und das ist auch eine vollkommen ge-
rechtfertigte Erwartung auch der Fachberei-
che, denn man erwartet nicht nur Berichte
und Analysen, sondern Beratungstätigkeit.
Das heißt, wir generieren keine Reports und
spielen diese in die Organisation, sondern ver-
lichkeiten wie Process Mining beginnen wir an
ersten Pilot-Prozessen zu testen. Um diese Wei-
terentwicklung sicherzustellen, setze ich darauf,
die Kompetenzen in meinem Bereich gleichmä-
ßig wachsen zu lassen. Konkret heißt dies, dass
wir in diesem Jahr die gesamte Abteilung zerti-
fizieren lassen, indem wir
Know-how in den
Kompetenzfeldern Business Intelligence,
Advanced Analytics und Management Infor-
mation Design ausbauen
und nachweisen.
Durch die intensive Nutzung von Daten zur Un-
ternehmenssteuerung zeigen sich aber auch
Schwachstellen bezüglich der Datenqualität.
Wir werden also die Rollenkonzepte weiterent-
wickeln, z. B. um mit Governance-Rollen klare
Data Ownership im Unternehmen zu etablieren.
Nur dann schaffen wir es, qualitativ hochwertige
und vertrauenswürdige Informationen für die
Steuerung zu generieren.
JR:
Herr Watz, bei Ihnen sind ganz andere Rol-
len und Kompetenzen erforderlich. Auch wenn
der Begriff Business Partner schon sehr lang
verwendet wird, so haben Sie ihn doch auch
auf eine ganz spezielle Art und Weise ausge-
prägt und zum Leben erweckt. Können Sie uns
da etwas Hintergrund geben, welche Rollen,
welche Kompetenzen bei Ihnen im Bereich der
Business Partner von großer Bedeutung sind?
Kommunikation und Abstimmung ganz essen-
ziell ist. Oliver Watz mit seinem Team hat ganz
enge Berührungspunkte in die Management­
ebenen hinein, wo es darum geht, Entschei-
dungen zu treffen, um das Geschäft in die rich-
tige Richtung zu entwickeln. Daraus ergeben
sich immer wieder Anforderungen an den Infor-
mationsbedarf. Um diesen sicherzustellen, sitzen
wir immer wieder anlassbezogen in interdiszi-
plinären Teams zusammen.
JR:
Könnte ich das so formulieren, dass es die
Aufgabe Ihres Teams ist, das Spannungsfeld
zwischen Governance und Flexibilität auszuba-
lancieren?
Rauch:
Genau! Es sind hier natürlich immer
verschiedenste Interessen, die zusammenkom-
men. Zum einen der Fachbereich, der seine An-
forderungen hat, und auf der anderen Seite Ge-
samtunternehmensfragestellungen, die sich
dann auch in einer Governance wiederfinden,
egal ob jetzt bezogen auf das Rechnungswe-
sen-Controlling-Konzept oder auch auf eine
einheitliche Informationsversorgung. Oliver
Watz ist zum Beispiel gerade dabei, mit seinem
Team das Steuerungskonzept zu optimieren
und Messgrößen für die finanzielle als auch
operative Steuerung zu definieren. Dieses bil-
den wir dann entsprechend in Kennzahlen-
steckbriefen ab und stellen die Informationen
für die Fachbereiche als auch für die Business
Partner bereit. Dabei achten wir auf die Einhal-
tung der Vorgaben, welche wir auch bei Bedarf
hinterfragen.
JR:
Welches ganz konkrete Thema beschäftigt
gerade Ihr Team?
Rauch:
Hochaktuelle Themen rund um die Digi-
talisierung gibt es ganz viele auf dem Markt. Bei
Vetter haben wir begonnen, uns neben der Wei-
terentwicklung der klassischen Steuerungsinfor-
mationen mit Advanced Analytics zu beschäf­
tigen. Wir erweitern zu diesem Zweck auch die
Rollenmodelle und entwickeln Mitarbeiter in
Richtung Data Scientist und Citizen Data Scien-
tist. Ebenso wird unsere Systemarchitektur
weiterentwickelt. Vom Data Warehouse hin zum
Data-Lake-Konzept, um auch unstrukturierte
Daten in unsere Analysen mit einbeziehen zu
können. Wir wollen hier in Kürze erste Use Ca-
ses umsetzen. Auch neue Prozess-Analysemög-
Autoren
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Armin Rauch
ist Vice President Controlling Systeme & BI bei
Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG.
E-Mail:
Jens Ropers
ist Partner und Trainer der CA controller akademie, Wörthsee.
E-Mail:
Dipl.-Betriebswirt (FH) Oliver K. D. Watz
ist Vice President Controlling Business Partner bei
Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG.
E-Mail:
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