51
          
        
        
          ·
        
        
          Mitarbeiter, die es gewohnt sind, alles „vor-
        
        
          gesagt“ zu bekommen, sollen plötzlich eigen-
        
        
          verantwortlich und auch unternehmerisch
        
        
          denken und handeln.
        
        
          ·
        
        
          Die Führungskräfte haben nicht mehr das
        
        
          alleinige Sagen und sollen ihre Mitarbeiter
        
        
          coachend unterstützen.
        
        
          ·
        
        
          Die gewachsenen Hierarchien mit den damit
        
        
          verbundenen Privilegien werden aufgebro-
        
        
          chen und formieren sich abhängig von den
        
        
          Projekten, Zielen und Ideen stets neu.
        
        
          ·
        
        
          Der Umgang mit Unsicherheit und Verände-
        
        
          rung ist plötzlich das tägliche Brot.
        
        
          Dieser Change lässt sich nur mit agilen Teams
        
        
          bewältigen, die ausreichend für diese Aufgaben
        
        
          qualifiziert sind und Support von ganz oben er-
        
        
          fahren. Dabei gilt:
        
        
          Eine große Diversität der
        
        
          Teammitglieder ist zwar förderlich für gute
        
        
          Ideen, sie birgt jedoch auch das Potenzial
        
        
          für Konflikte und Grabenbildung.
        
        
          Diese gilt
        
        
          es durch eine Teamentwicklung aufzufangen
        
        
          und in ein produktives, verständnisvolles Mitei-
        
        
          nander zu überführen. Die „Andersartigkeit“
        
        
          der anderen muss verstanden werden, damit
        
        
          sie geschätzt werden kann.
        
        
          
            Stolpersteine beim Einführen
          
        
        
          
            von Agilität
          
        
        
          Weitere Stolpersteine beim Einführen der Philo-
        
        
          sophie Agilität sind:
        
        
          ·
        
        
          Das Scrum-Team ist eingebettet in alte
        
        
          Strukturen, die an den Schnittstellen ungläu-
        
        
          big auf die agilen Prinzipien schauen und
        
        
          sich fragen, was das soll. „So haben wir das
        
        
          noch nie gemacht.“
        
        
          ·
        
        
          Das Scrum-Team selbst besteht aus Mit
        
        
          -
        
        
          arbeitern, die noch ungeübt in der Selbst-
        
        
          organisation sind. Es entstehen Konflikte aus
        
        
          Rollenunklarheiten und die Gefahr lauert,
        
        
          dass bei Hindernissen alle wieder ins alte
        
        
          und bekannte Schema zurückfallen.
        
        
          ·
        
        
          Agile Teams und Strukturen sollen einge-
        
        
          führt werden ohne Scrum. In diesem Fall
        
        
          gibt es kein Framework, an das sich alle hal-
        
        
          ten können; ein Vorgehen mit Prinzipien der
        
        
          Zusammenarbeit muss erst noch entwickelt
        
        
          werden.
        
        
          In der Scrum-Philosophie und -Methodik gilt
        
        
          der Scrum-Master als derjenige, der die Team-
        
        
          mitglieder, Product-Owner und oft auch die am
        
        
          Rande beteiligten Personen bei der Einführung
        
        
          von Agilität coachen soll. Deshalb ist in der
        
        
          Szene ein neuer Begriff entstanden: der agile
        
        
          Coach.
        
        
          
            Agile Coaches haben
          
        
        
          
            viele Funktionen
          
        
        
          In der Regel ist dieser agile Coach der Scrum-
        
        
          Master. Dieser wurde in der Praxis, wenn es gut
        
        
          lief, in einem 2-tägigen Seminar geschult und
        
        
          auf die
        
        
          Prüfung zum Scrum-Master
        
        
          vorberei-
        
        
          tet, die er online im Multiple-Choice-Verfahren
        
        
          abschließt. In dieser Prüfung, die gar nicht so
        
        
          leicht zu bestehen ist, geht es nur um die The-
        
        
          orie der Prinzipien und der Methodik. Nichts
        
        
          und niemand bereitet den Scrum-Master je-
        
        
          doch darauf vor, wie er mit den Herausforde-
        
        
          rungen, die sich ihm bei der praktischen Arbeit
        
        
          stellen, umgeht und Teams entwickelt. Es wird
        
        
          einfach von ihm erwartet, dass er es kann und
        
        
          ohne Ausbildung wie ein agiler Coach agiert.
        
        
          Ein agiler Coach hat viele Aufgaben und Funk-
        
        
          tionen.
        
        
          ·
        
        
          Er versteht und kennt die agilen Praktiken
        
        
          und Prinzipien und unterstützt mit Leiden-
        
        
          schaft Teams, diese zu erlernen und anzu-
        
        
          wenden.
        
        
          ·
        
        
          Er erkennt organisationale Blockaden und
        
        
          Hindernisse und coacht das Management
        
        
          und andere Betroffene bei der Agilisierung
        
        
          des Unternehmens.
        
        
          ·
        
        
          Er ist in der Lage, mediativ, moderativ,
        
        
          coachend und methodisch Teams bei ihrer
        
        
          Entwicklung zu leistungsstarken Teams zu
        
        
          begleiten.
        
        
          ·
        
        
          Er kann Führungskräfte und Vorstände von
        
        
          den Vorteilen agiler Methoden und Prozes-
        
        
          sen überzeugen und dafür begeistern.
        
        
          
            „Probleme“ werden schnell
          
        
        
          
            sichtbar ... und lösbar
          
        
        
          Konkret bedeutet dies, ein agiler Coach muss
        
        
          situations- und zielabhängig in folgende Rol-
        
        
          len schlüpfen und diese professionell wahr-
        
        
          nehmen: Berater, Trainer, Coach, Changema-
        
        
          nager ... und oft auch wirksame Führungs-
        
        
          kraft. Und das in einem Umfeld, in dem viel-
        
        
          fach angenommen wird, Agilität sei die
        
        
          Lösung aller Probleme. Da kann der Scrum-
        
        
          Master oder agile Coach nur scheitern, sofern
        
        
          es ihm durch viel Aufklärungsarbeit nicht ge-
        
        
          lingt, das Bewusstsein zu schaffen:
        
        
          Agile Me-
        
        
          thoden und Organisationsformen lösen
        
        
          keine Probleme, sie machen diese ledig-
        
        
          lich sehr schnell sichtbar.
        
        
          Das gilt auch für
        
        
          die agilen Teams selbst. Wer „richtig“ und
        
        
          „falsch“ im Team ist, zeigt sich bei der Zu-
        
        
          sammenarbeit aufgrund der Gruppendynamik
        
        
          und Transparenz sehr schnell.
        
        
          Die erkannten Probleme müssen in den Unter-
        
        
          nehmen als Chance, etwas zu verbessern, ge-
        
        
          sehen werden. Denn nur dann werden sie in der
        
        
          Regel konsequent gelöst. Diese Einstellung und
        
        
          Haltung ist auch bei der Einführung von Agilität
        
        
          wichtig. Besteht sie, erwächst hieraus die
        
        
          Chance, Probleme aufgrund der hohen Trans-
        
        
          parenz und regelmäßigen Reflektion schnell
        
        
          und klar aufzudecken und bei einer entspre-
        
        
          chenden Entschlossenheit fix zu beseitigen –
        
        
          und dass das Unternehmen eine High-Perfor-
        
        
          mance-Organisation wird oder bleibt.
        
        
          
            Autor
          
        
        
          Katja von Bergen
        
        
          arbeitet als Unternehmens- und Managementberaterin für
        
        
          die international agierende Unternehmensberatung Dr. Kraus &
        
        
          Partner, Bruchsal. Sie ist auf die Themenfelder Change-
        
        
          management, Projektmanagement und Unternehmensent-
        
        
          wicklung spezialisiert.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            CM März / April 2018