CONTROLLER Magazin 2/2018 - page 60

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wenn ich etwas Schönes erlebe, soll ich einen
Marienkäfer von der rechten in die linke Hosen-
tasche wandern lassen und das schöne Ereig-
nis dadurch verstärken, mir nochmals bewusst-
machen. Am Abend soll ich dann alle Marien-
käfer aus der linken Hosentasche herausneh-
men und mich nochmals an jedes einzelne
Ereignis dankbar erinnern. Wow, das geht ab!
Ein echter Gute-Laune-Turbo : ))
Checklisten für schwierige
Zeiten
Erstellen Sie heute – wenn es Ihnen gut geht –
drei Listen, am besten handschriftlich, für düs-
tere Stunden:
-
Liste meiner 10 positiven Charakter-
eigenschaften
-
Liste der 10 Referenzen (Freunde,
Bekannte, Chefs ...), die mich wegen
meiner Kompetenzen schätzen
-
Liste meiner 10 größten Erfolge, nicht
nur berufliche.
Lesen Sie diese Listen in schweren Zeiten (je-
derzeit auch sonst) laut vor einem Spiegel vor.
Schauen Sie sich in Ihre Augen. Nehmen Sie
sich als ganzen Menschen wahr. All das ist da.
Es ist nicht verloren. Sie finden vielleicht derzeit
nicht den Zugang. Doch machen Sie sich es im-
mer bewusst: Es ist nur verschüttet. Sie finden
das alles wieder.
Was tun bei negativen,
kreisenden Gedanken?
Der innere Kritiker kann gnadenlos sein. In Kri-
senzeiten kann eine eigene Realität entstehen.
Kummer und Sorgen prägen Ihre Gedanken
und damit auch Ihre Gefühle. Auf einer rationa-
len Ebene können Sie sich Folgendes bewusst
machen: Kummer bezieht sich auf die Vergan-
genheit. Das können Sie nicht mehr ändern. Die
Kraft, das Vergangene anzunehmen und ggf.
loszulassen ist nicht zu jedem Zeitpunkt vor-
handen. Sorgen beziehen sich meist auf die
Zukunft. Da gilt das Prinzip, dass es meistens
anders kommt als man (negativ) denkt.
Lassen Sie aufkommende negative Gedanken
möglichst schnell wieder los. Positives Den-
dann, wenn Sie es „nur“ für sich selbst an-
wenden. Loben Sie sich selbst systematisch
und regelmäßig.
Dabei ist der Start in den Morgen besonders
wichtig. Bei manchen ist zu diesem Tageszeit-
punkt der innere Kritiker besonders stark. Ge-
stalten Sie deshalb Ihr morgendliches Begrü-
ßungsritual positiv. Was denken Sie, wenn Sie
morgens in den Spiegel schauen? Wie sieht Ihr
innerer Dialog aus? Kenn ich nicht, wasch ich
nicht? Kenn ich nicht, wasch ich doch (Samari-
ter)? Mein Gott siehst Du heute wieder fertig aus!
Besser wäre eine positive Begrüßung seiner
selbst: Hey guten Morgen mein Freund! Heute
siehst Du aber gut aus! Schön, dass wir heute
wieder zusammen unterwegs sind. Wir schaf-
fen das! Freuen Sie sich auf den kommenden
Glückstag.
Auch am Abend bieten sich 5 Minuten Psy-
chohygiene an. Wenn Sie es wie das abendli-
che Zähneputzen ritualisieren könnten, wäre
das wunderbar. Loben Sie sich für das Geleis-
tete und das Vollbrachte des zurückliegenden
Tages. Machen Sie sich Ihre Erfolgserlebnisse
nochmals bewußt. Die kleinen Dinge sind
genauso wichtig. Was ist mir heute Gutes
widerfahren? Welchen lieben Menschen bin
ich begegnet? Das unverhoffte Lächeln der
Verkäuferin in der Bäckerei, war es nicht soooo
wohltuend? Konzentrieren Sie sich auf das,
was da ist und nicht auf das, was fehlt.
Marienkäfer bringen Glück
Eine gute Freundin machte mir eines Tages
ganz unverhofft ein wunderschönes kleines Ge-
schenk. Sie drückte mir drei kleine Marienkäfer
aus Holz in die Hand. Ich möge sie am Morgen
in die rechte Hosentasche stecken. Jedes Mal,
Alles kann, nichts muss!
Dies ist eine generelle Regel in der systemi-
schen Therapie und Beratung. Tun Sie nichts,
was Ihnen nicht guttut. Für die folgenden Resi-
lienztipps ist dies als Empfehlung zu verstehen,
nur das umzusetzen, was aus Ihrer Sicht hilf-
reich erscheint. Innerer Zwang ist keine gute
Grundlage für seelisches Wohlbefinden.
Doch diese vier Worte sind zugleich eines der
gewaltigsten Mantren, die ich selbst einsetze.
Jedes Mal, wenn das Wort MUSS bei mir auf-
taucht, frage ich mich, woher das kommt. Wa-
rum muss ich das jetzt tun? Ich merke dann
ziemlich schnell, dass diesem anonymen MUSS
häufig meine eigene, mehr oder minder freie
Entscheidung vorausgegangen ist. Insofern ist
der umgangssprachliche Spruch, „Ich muss gar
nichts, ich muss nur sterben!“, gar nicht so
falsch.
Wenn Sie statt „Ich muss“ „Ich will“ sagen,
klingt das ganz anders. Lassen Sie diesen Satz
auf sich wirken. Es ist eine sehr gute Übung
insbesondere für solche Menschen, die sich mit
dem Wort „Nein“ sehr schwer tun. Nicht „Nein“
sagen zu können, ist einer der stärksten Treiber
in einen Burnout. Es könnte ein Indiz für man-
gelnde Selbstfürsorge sein. „Ich muss am
Samstag ins Büro!“ oder: „Ich will am Samstag
ins Büro!“
Selbstfürsorge
Pflegen Sie einen liebevollen Umgang mit sich
selbst.
Eigenlob stimmt!
Es stinkt nicht. Es stimmt. Vielleicht hat man
Ihnen etwas anderes beigebracht. Vergessen
Sie es. „Net g’motzt, ischt g’nug g’lobt.“ Auch
dieses schwäbische Idiom ist Quatsch. Auch
Autor
Dipl.-Volkswirt Prof. Dr. Martin Hauser
ist Trainer der CA Akademie AG. Seine Schwerpunktthemen
sind wertorientierte Unternehmensführung, Performance-
Management, Center-Steuerung und Strategie-Controlling.
E-Mail:
Tipps zur Stärkung der persönlichen Resilienz
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