CONTROLLER Magazin 1/2017 - page 49

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An dieser Stelle werden komplexe Intercompa-
ny-Verflechtungen für das Controlling zum
Problem: Fertigt das Unternehmen in Deutsch-
land, Frankreich oder in Tschechien? Kommen
vielleicht noch Vorprodukte aus China oder
Rumänien dazu?
„Genau diese Vielfalt an Möglichkeiten
wollten wir im Controlling transparent und
nutzbar machen“, sagt Rainer Meyer, Leiter
Controlling Fränkische Rohrwerke.
„Wir
sind deshalb 2013 umgestiegen von einer ein-
fachen Kalkulation auf eine Mix-Kalkulation.“
Für diesen Schritt hat das Unternehmen den
Dienstleister macs Software GmbH mit im Boot:
Der Spezialist aus Zimmern ob Rottweil bietet
mit seiner Intercompany-Kalkulation auf der
Grundlage der Grenzplankostenrechnung eine
anerkannte betriebswirtschaftliche Lösung. Die
eigene Controlling Suite liefert die nötigen Tools
für die praktische Umsetzung.
Mengen, Quoten, Kapazitäten
Im Anschluss an die Absatz- und Umsatzpla-
nung erfolgt die Material- und Kapazitätsbe-
darfsermittlung. Am Anfang der Beschaffungs-
planung im Unternehmen steht die Ermittlung
der Intercompany-Bezugsmengen über einen
Zeitraum in der Vergangenheit. Sie dient als
Grundlage dafür, die einzelnen Fertigungswege
und -varianten zusammenzufügen. Dabei legt
das Unternehmen Fertigungsquoten fest – die
Mengen werden auf die verschiedenen Ferti-
gungsmöglichkeiten verteilt. Die Controller
sprechen hier von „quotierten Stücklisten“. An
dieser Stelle wird das Zahlenwerk interessant,
denn im Rückschritt wird die Fertigung auflös-
bar in Materialaufwand und Fertigungsstunden.
Ein Beispiel: Verkauft ein Geschäftsbereich ei-
nen Artikel, der fallweise einmal hier und ein-
mal dort produziert wird, dann lässt sich jetzt
exakt auflösen, welche Kapazitäten die Produk-
tion jeweils benötigt. „So erhalten wir ein sehr
gutes Bild, wie die Kapazitätsauslastung an den
verschiedenen Standorten auf Basis der Pla-
nungsprämissen aussehen wird“, erläutert Rai-
ner Meyer. Die Fertigungsplaner können jeder-
zeit eingreifen, um den Bezugsmengenmix
manuell zu überplanen und Anlagenüberbele-
gungen auszugleichen. „Die Planung wird sehr
valide – gegenüber den früheren Schätzungen
ein enormer Fortschritt.“
Außerdem wird im Rahmen der Produktkalkula-
tion der Werksmix berücksichtigt, was eine
deutlich realistischere Ermittlung von De-
ckungsbeiträgen mit sich bringt.
Die Inter-
company-Umsätze – früher gar nicht oder
nur sehr aufwändig per Hand geplant –
werden heute automatisiert ermittelt.
Ein weiterer Vorteil: Während bei geschätzten
Zahlen im Nachhinein keine Abweichungsana-
lyse möglich ist, liefern die vorab kalkulierten
Planzahlen eine solide Grundlage. Beim Ab-
gleich mit den Ist-Werten lassen sich konkrete
Schlüsse für die Zukunft ziehen, um die Pla-
nung weiter zu verfeinern oder Produktionspro-
zesse zu verbessern.
Das Thema Gruppenkapazitätsplanung und
-kalkulation wurde für 2013 erstmals angegan-
gen, im laufenden Jahr wurden viele Details an-
gepasst. „Die Lernkurve war steil, wir sind bei
der Analyse der neuen Zahlen noch einmal ge-
nauer geworden“, erklärt Rainer Meyer. Für das
nächste Jahr erwartet er deshalb eine deutliche
Beschleunigung der Planung.
Ein wesentlicher Meilenstein bei diesem
Projekt ist die Schaffung einer einheitli-
chen Datenbasis.
Dafür wurden vorhandene
Datenbestände und Prozesse einmal gründlich
„durchforstet“: Als positiver Nebeneffekt ergibt
sich schon jetzt eine höhere Qualität in der
Datenhaltung.
Kostentransparenz durch
Paradigmenwechsel
Ein Planungsansatz, der das Intercompany-
Problem überzeugend löst, erfordert ein Um-
denken und die Bereitschaft im Unternehmen,
einen gewissen Aufwand zu betreiben, damit
einmalig die Prozesse für den reibungslosen
Datenaustausch definiert und etabliert werden.
Dass diese Lösung in einem Controlling-Tool
darstellbar ist und in der Praxis funktioniert,
zeigen macs Software und Fränkische Rohr-
werke bereits in den Bereichen Herstellkosten-
kalkulation, Deckungsbeitragsrechnung und
Kapazitätsplanung.
Aktuell steht ein weiterer Schritt unmittelbar
bevor: Eine Angebotskalkulation, welche die
zentral verfügbaren Daten direkt nutzen kann,
startet gerade als Pilot. Mit ihr wird die Durch-
gängigkeit vom Angebot zur Deckungsbeitrags-
rechnung hergestellt.
Was ist das Intercompany-Problem?
Unternehmen mit mehreren Produktions-
standorten stehen bei ihrer Planung oft vor
einem Dilemma: Jeder Standort nutzt Con-
trolling-Werkzeuge und liefert seine Zahlen
pünktlich an die Zentrale. Dort ergibt die
Summe der Einzelplanungen aber kein
schlüssiges Zahlenwerk für die Gruppe. Da
beispielsweise jeder Standort eine Marge
einpreist, entsteht in der Produktionskette
am Ende ein abweichender Deckungsbei-
trag. Ebenso bleibt die konkrete Produk-
tions- und Kapazitätsplanung jedes Stand-
orts für die Zentrale eine „Black Box“. Für
Serienfertiger ist das ein Problem. Dass
wichtige Informationen fehlten, zeigt oft erst
das konsolidierte Ergebnis. Dabei ist eine
flexible Planung, welche die Intercompany-
Effekte bereits berücksichtigt, nicht nur
sinnvoll, sondern auch möglich.
Autor
Roland Schäfer
ist Geschäftsführer bei der Firma macs Software GmbH,
Stadtweg 36, 78658 Zimmern ob Rottweil.
E-Mail:
Tel.: 0741/942288-0
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