CONTROLLER Magazin 5/2017 - page 65

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Menschen sind Gewohnheitstiere – und das
scheint auch nicht minder auf uns Controller zu-
zutreffen. Mal ehrlich, tun wir nicht gern Dinge,
die wir immer schon so gemacht haben? Wenn
sich allerdings ganze Industrien und Geschäfts-
modelle von Unternehmen ändern, muss sich
doch sicherlich auch das Controlling verändern,
in dem, was es tut und wie es Dinge tut. Beson-
ders spannend scheint dies bei der Unterneh-
mensplanung zu sein, weil unsere aktuellen
Vorgehensweisen nicht mehr so recht zur Dyna-
mik und Geschwindigkeit passen, denen Unter-
nehmen heute ausgesetzt sind.
Schwächen im Planungs-Prozess
Unternehmensplanung dauert häufig viel zu
lange und zieht sich teilweise über Monate hin.
In unzähligen und zähen „Abstimmungsrun-
den“ wird um Zahlen und Budgets gerungen,
bis man sich letztendlich auf einen Plan „geei-
nigt“ hat. Das kostet nicht nur Zeit, sondern
auch ziemlich viel Geld. Unternehmensplanung
ist daher häufig eine teure Angelegenheit, wo-
bei der Nutzen in vielen Fällen beschränkt ist,
weil Planzahlen häufig schon dann veraltet
sind, wenn die Planung „abgestimmt“ worden
ist. Ist Unternehmensplanung häufig auch viel
zu granular, weil wir Controller die Zukunft so
abbilden wollen wie die Vergangenheit, näm-
lich auf Einzelkontenebene? Das Analysten-
haus BARC bringt es sehr schön auf den Punkt:
„Unternehmen leiden heute mehr denn je
unter zu langwierigen, zeitraubenden so-
wie zu komplexen, da regelmäßig zu de-
taillierten Planungsprozessen.
Dies führt alles in allem zu hohen Gesamtkos-
ten für die Planung, wobei die Ergebnisquali-
tät, gemessen am investierten Aufwand, am
Ende häufig zu wünschen übrig lässt“ (vgl.
BARC, RealityCheck – Treiberbasierte Pla-
nung –, S. 23). Aus den genannten Gründen
werden bestehende Planungsansätze zuneh-
mend in Frage gestellt und moderne Pla-
nungsmethoden nicht nur diskutiert, sondern
endlich auch umgesetzt.
(Wert-)Treiberbasierte Planung
Der Ansatz der treiberbasierten Planung ist in
aller Munde und scheint ein geeignetes Mittel
zu sein, die genannten Probleme bei der Unter-
nehmensplanung zu überwinden. Allerdings
habe ich in vielen Gesprächen mit Unterneh-
men und Systemanbietern festgestellt, dass es
kein einheitliches Verständnis über diesen An-
satz gibt. Aus meiner Sicht geht es darum, Er-
gebnisgrößen, also GuV-, Bilanz- und Cash-
flow-Positionen, nicht mehr direkt zu planen,
sondern man konzentriert sich stattdessen
auf die Planung der wesentlichen Einfluss-
faktoren (Treiber), die über Ursache-Wir-
kungs-Zusammenhänge mit den Ergebnis-
größen verbunden sind.
Über diese mathe-
matischen Verknüpfungen werden durch die
Planung der Treiber die Ergebnisgrößen auto-
Planen Sie noch oder steuern Sie schon?
Neue Wege bei der Unternehmensplanung
von Steffen Rohr
CM September / Oktober 2017
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