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(GBTA) zu dem Schluss, dass im Zeitraum von
2005-2015 diese Kosten jährlich zwar mode-
rat, jedoch kontinuierlich über den gesamten
Zeitraum in Deutschland um insgesamt nahezu
60% gestiegen sind.
Nicht nur die absoluten Kosten verändern sich,
sondern auch deren Zusammensetzung. Wa-
ren vor einigen Jahren mit Abstand die Kosten
für Flugtickets dominant, so sind diese mittler-
weile von den Übernachtungskosten überholt
worden (vgl. Abbildung 1). Zum einen darin
begründet, dass Flugpreise immer günstiger
werden, Hotelpreise gerade in großen Metro-
polen immer weiter steigen. Zum anderen
dauern die Reisen länger, und damit erhöht
sich der Anteil der Übernachtungskosten an
der Gesamtreise.
Ein genauerer Blick lohnt sich
Die Betrachtung der Kosten, die im direkten
Zusammenhang mit der Mobilität stehen, ist
jedoch nur ein Aspekt. Unternehmen stellen
zunehmend fest, dass sich ein undifferenzier-
ter Sparkurs bei Geschäftsreisen, Firmen-
fahrzeugen und Meetings negativ auf die Mo-
tivation und Produktivität der Mitarbeiter aus-
wirkt. Konkret legen insbesondere vielreisen-
de Mitarbeiter und Führungskräfte immer
mehr Wert auf die Art und Weise, wie in Un-
ternehmen die Themen Geschäftsreisen und
Mobilität gemanagt werden. Denn auch,
wenn es vordergründig attraktiv klingt, regel-
mäßig in die unterschiedlichsten Städte und
Regionen der Welt zu reisen, bedeutet es für
die Betroffenen eine nicht unerhebliche zu-
sätzliche Belastung. In der Praxis bringt daher
eine Reiserichtlinie, die ausschließlich kosten-
orientiert ist, die Gefahr mit sich, dass diese
häufiger umgangen wird und versteckte
Personalkosten durch z. B. höhere Fluktuation
verursacht. Es gibt also eine Vielzahl von
Gründen, sich mit dem Thema Unterneh-
mensmobilität, dessen Struktur, Anforderun-
gen und Kosten zu beschäftigen.
Bis zu 25% Sparpotenzial
Wie an dem eingangs skizzierten Beispiel zu er-
kennen ist, werden durch die Vielzahl unter-
schiedlicher Buchungs-, Zahlungs- und Ab-
rechnungswege im Zusammenhang mit einer
Geschäftsreise oder auch Dienstfahrzeugen
Daten bei unterschiedlichen Anbietern in
unterschiedlichen Systemen verarbeitet
und z. T. parallel gespeichert
. So sind Daten
für Flugtickets sowohl in Berichten des Kredit-
kartenanbieters als auch in den Reisebüroaus-
wertungen enthalten. Wie hoch dabei der Über-
schneidungsgrad ist, lässt sich nur mit hohem
Aufwand bestimmen. Etwas anders gelagert ist
die Situation bei Hotelbuchungen.
Erfahrungsgemäß werden über das Ge-
schäftsreisebüro lediglich 40% der Hotelbu-
chungen vorgenommen. Ein weiterer Anteil,
der von Unternehmen zu Unternehmen unter-
schiedlich ist, entfällt auf die einschlägigen
Online-Buchungsportale bzw. Direktbuchung
beim Anbieter per Telefon oder der eigenen
Website. Auswertungen aus dem eigenen
Haus, zum Beispiel aus der Reisekostenab-
rechnung oder Kreditorenbuchhaltung, spre-
chen wieder eine andere Sprache und sind
meist nicht auf dem notwendigen Detaillie-
rungsgrad für sinnvolle Analysen. Im besten
Fall liegen dort Informationen zu Lieferanten,
Rechnungsbeträgen und eventuell der Leis-
tungsbezeichnung vor. Aber auch hier sind
Daten, verglichen mit den genannten Quel-
len, nicht überschneidungsfrei und daher nur
sehr aufwendig auswertbar – meist müssen
Lücken trotzdem durch Annahmen geschlos-
sen werden. Klar, dass an eine konsequente
Steuerung der Mobilität und der damit ver-
bundenen Kosten hier nicht zu denken ist.
Geschweige denn, gezielte Maßnahmen zu
ergreifen oder glaubwürdige Verhandlungen
mit Lieferanten zu führen.
Denn mit einem
professionellen Mobilitätsmanagement
und gezielten Mitteln können Sie in Ihrem
Unternehmen nach Erhebungen des VDR
die Reisekosten
um bis zu einem Viertel
senken.
Autor
Timo Darr
ist Inhaber einer Beratungsgesellschaft, die individuelle Mobi-
litäts-Konzepte (Travel-, Fuhrpark- und Meetings) für Firmen
jeder Größe entwickelt und umsetzt. Mit über 25 Jahren Bran-
chen- und Managementerfahrung sowie einem ausgeprägten
Netzwerk in der Reise- und Automobilindustrie.
E-Mail:
Tel.: 069 - 96 86 16 66
Abb. 1: Verteilung der Geschäftsreisekosten nach Bereichen 2015 in Mrd. Euro
(Quelle: VDR – Verband Deutsches Reisemanagement e.V.)
CM September / Oktober 2017