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lisiert. Tatsächlich entsprechen die Plankosten
i.H.v. 90 €/Stk. exakt den Zielkosten, ein An-
passungsbedarf ist folglich nicht gegeben.
Aufgrund dieser Problematik wird die erste Ver-
bindungsebene um zwei weitere Kennzahlen
erweitert: Die
relative und absolute Zielkos-
tenabweichung
. Erstere wird definiert als die
Relation zwischen den Plankosten und den
Zielkosten einer Komponente.
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Sie eliminiert so
die oben dargestellte Interpretationsproblema-
tik.
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Die absolute Variante besteht wiederum
aus der Subtraktion der Zielkosten von den
Plankosten der betrachteten Komponente.
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Diese Kennzahlen nehmen im konkreten Bei-
spiel Werte an, die in der Abbildung 3 darge-
stellt werden. Hier ist klar zu erkennen, dass die
Plankosten des Radpaares mit den mit ihnen
korrespondierenden Zielkosten exakt über-
einstimmen (absolute Zielkostenabweichung
= 0 €; relative Zielkostenabweichung = 1). Dies
gilt für die Komponenten Gestell und Antrieb
nicht. Während die Plankosten des Gestells die
Zielkosten pro Stück um 25 € unterschreiten
(Plankosten entsprechen damit 81% der Ziel-
kosten), ist eine Überschreitung der Stück-Ziel-
kosten des Antriebs um 75 € durch die Stück-
Plankosten zu verzeichnen (Plankosten ent-
sprechen damit 133% der Zielkosten).
Mit der ersten Verbindungsebene wird also
deutlich, in welcher relativen und absoluten
Dimension die jeweiligen Plankosten die ent-
sprechenden Zielkosten überschreiten bzw.
unterschreiten. Daraus ergibt sich der jeweili-
ge
Anpassungsbedarf der Plankosten an
die Zielkosten
, wobei die hier definierte Ma-
xime einzuhalten ist. Der Anpassungsbedarf
„aktiviert“ so die
Steuerungsfunktion der
ersten Verbindungsebene
(gekennzeichnet
durch die in der Abbildung 3 nach unten ge-
richteten Pfeile).
Vorstellung der Istkostenebene
Nachdem die Ziel- und die Plankosten be-
stimmt und die Plankosten an die Zielkosten
angepasst wurden, können das Produkt und
seine Komponenten entwickelt und produziert
werden. Im Zuge der Entwicklung und Produk-
tion ist stets darauf zu achten, dass die
tat-
der Kennzahlen „Zielkostenindex“, „absolute
Zielkostenabweichung“ und „relative Zielkos-
tenabweichung“ bewerkstelligt.
Der
Zielkostenindex
als die Relation zwi-
schen dem Kundennutzenanteil einer Kompo-
nente am gesamten Kundennutzen des Pro-
duktes (Zähler) und dem Anteil der Plankosten
dieser Komponente an den Produkt-Plankos-
ten (Nenner)
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ergibt für die einzelnen Kompo-
nenten die Werte, die in Abbildung 3 darge-
stellt werden. Der Nutzenanteil kann jedoch
auf unterschiedlichen Wegen ermittelt werden.
Im Kontext des hier dargestellten Beispiels
wurde die Interpretation nach Brühl herange-
zogen. Er definiert den Nutzenanteil als das
Verhältnis der Zielkosten einer Komponente zu
den Zielkosten des Produktes.
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Allerdings ist die
Problematik der Fehlinter-
pretation des Zielkostenindex-Wertes
zu
beachten, wenn diese Kennzahl als Instrument
zur Beurteilung der Zielkostenerreichung die-
nen soll.
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So suggeriert bspw. der Wert 1,11
der Komponente Radpaar, dass ihr Plankosten-
anteil an Produkt-Plankosten (18%) unter ihrem
Zielkostenanteil an Produkt-Zielkosten (20%)
liegt und daher Nutzenerhöhungsbedarf signa-
der variablen Stückkosten und der auf die Kom-
ponenten proportional verteilten fixen Unter-
nehmensplankosten. Dabei werden die geplan-
ten Unternehmensfixkosten zunächst auf eine
Plan-Beschäftigungseinheit heruntergebrochen
(7.500 € / 100 Fahrräder = 75 €/Fahrrad) ge-
folgt von der Verteilung des daraus resultieren-
den Ergebnisses auf die drei Komponenten
(75 €/Fahrrad ∙ 1/3 = 25 €/Komponente). Die
so für jede Komponente berechneten Plan-
Stückkosten werden in die Plankostenebene
des Kosten-Kennzahlensystems entsprechend
eingepflegt und quantifizieren diese Dimensi-
onsebene (siehe Abbildung 3).
Vorstellung der ersten Verbindungsebene
Innerhalb des Kosten-Kennzahlensystems ver-
knüpft die erste Verbindungsebene die Zielkos-
ten- mit der Plankostenebene. Dabei wird zu-
nächst der Zweck verfolgt, entsprechend des
Target Costing-Konzepts die Zielkosten des
Fahrrads und seiner Komponenten mit jenen
der Plankosten zu vergleichen.
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Damit wird
überprüft, inwieweit die jeweiligen Plankosten
den Zielkosten entsprechen (
Informations-
funktion
). Dieser Vergleich wird hier anhand
Autoren
Prof. Dr. Thomas Henschel, MBA
lehrt an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin,
am Fachbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaften.
E-Mail:
Lukasz Bublitz-Kozuch (B.A.)
ist Student an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
im Masterstudiengang „Finance – Accounting – Corporate Law
– Taxation“.
E-Mail:
Abb. 5: Istdaten des ersten Produktionsmonats zur Berechnung der Stück-Istkosten der Komponenten
und des Fahrrads
Kostensteuerung mit einem geschlossenen Kennzahlensystem