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Eine Übersicht inklusive Kurzbeschreibung fin-
det sich in Abbildung 2.
Unter der
Ablenkungsfalle
versteht man, dass
die Simulation durch weitere Fragen oder Prob-
lemstellungen, die nicht Teil des ursprünglich
zu simulierenden Sachverhalts waren, erweitert
wird. Die
Komplexitätsfalle
beschreibt den
Versuch, das Modell so umfassend und genau
wie möglich zu konzipieren. Ein derartiges Si-
mulationsmodell wird häufig jedoch derart
komplex, dass es nicht mehr handhabbar ist.
Die
Umsetzungsfalle
tritt auf, wenn man die
IT-Unterstützung nicht in Abhängigkeit des Si-
mulationsmodells wählt, sondern auf bestehen-
de Softwarelösungen zurückgreift, die den
Sachverhalt lediglich suboptimal abbilden kön-
nen. Je länger man sich mit einem Simulations-
modell befasst, desto größer wird das Vertrau-
en in die gewonnenen Ergebnisse. Man spricht
daher von der
Interpretationsfalle
, wenn die
erforderliche kritische Distanz einem blinden
Vertrauen in die Simulationsergebnisse weicht.
Die
Akzeptanzfalle
drückt aus, dass die Simu-
lationsergebnisse Dritten gegenüber nicht ver-
mittelbar sind, beziehungsweise durch diese
angezweifelt oder abgelehnt werden.
Mit Blick auf die Studienergebnisse war die am
häufigsten auftretende Falle in der Gruppe der
Unternehmen, die Simulationen häufig anwen-
den, die Komplexitätsfalle, dicht gefolgt von der
Interpretationsfalle. Ähnlich hoch bewertet wur-
den die Akzeptanzfalle und Ablenkungsfalle.
Unter den Studienteilnehmern spielte die Um-
setzungsfalle lediglich eine untergeordnete Rol-
le, was darauf hindeutet, dass die IT-Infrastruk-
tur nur selten eine Einschränkung darstellt, wo-
bei dies abhängig von Ziel und Komplexität der
umzusetzenden Simulation variieren mag.
Simulationen und klassische
Controllinginstrumente
Aus praktischer Perspektive können Simulatio-
nen vom Unternehmen sowohl zentral als auch
direkt durch die Fachabteilungen konzipiert und
eingesetzt werden.
Insbesondere das Cont-
rolling erscheint dafür prädestiniert, den
Einsatz von Simulationen anzuregen und
bei der Umsetzung Hilfestellungen zu leis-
ten
. Neben grundsätzlichen Fähigkeiten und
Simulationsexperten zu werden.
Neben
dem Selbststudium der einschlägigen Litera-
tur zum Thema kann an dieser Stelle das
Besuchen von Workshops, Seminaren und
Tagungen genannt werden sowie in diesem
Kontext insbesondere der Austausch mit an-
deren Anwendern.
Fallen beim Einsatz von Simula-
tionen im Unternehmensalltag
Nachdem die beschriebenen Hemmnisse zum
Schritt in Richtung des Einsatzes von Simulati-
onen überwunden sind, gilt es, eine Reihe wei-
terer Herausforderungen zu meistern, die beim
praktischen Einsatz bestehen. Denn trotz aller
Vorteile von Simulation bestehen beim prakti-
schen Einsatz Schwierigkeiten, die von
Barth/
Meyer/Spitzner
(2012) in fünf Fallen unterschie-
den werden, die im Folgenden skizziert werden.
Hemmnisse sind überwindbar
Die gute Nachricht ist, dass die hier beschrie-
benen Hemmnisse überwindbar sind. Das zei-
gen die Antworten der Studienteilnehmer aus
der Gruppe der active-use companies. Diese
geben als die beiden wichtigsten Gründe für
den Einsatz von Simulationen das Gewinnen
neuer Erkenntnisse sowie eine vielschichtige
und breite Anwendbarkeit von Simulationsme-
thoden an. Das Vorhandensein von Experten
hat dagegen nur eine geringe Bedeutung, was
vor dem Hintergrund, dass ihr Fehlen als Haupt-
grund für den Nicht-Einsatz gilt, überrascht.
Zunehmende Erfahrungen mit dem Einsatz von
Simulationen nehmen den Anwendern offenbar
die Befürchtung, dass Simulationen zu komplex
und nur durch Experten beherrschbar sind.
Zudem bietet sich dem Praktiker eine
Vielzahl von Möglichkeiten, selbst zum
Autoren
Dr. Jan Spitzner
ist Inhaber der Spitzner Consulting GmbH, München.
E-Mail:
Dr. Melanie Lucia Schneider, Assistant Professor
Copenhagen Business School, Department of Accounting and
Auditing, Frederiksberg, Dänemark.
E-Mail:
Abb. 2: Typische Fallen beim Einsatz von Simulationen
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Systematischer Einsatz von Simulationen