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als Teilnehmer der Gruppe der rare-use compa-
nies den Einsatz von Simulationen als zu gering
einschätzen.
Im Folgenden werden vier Themenblöcke der
Studie im Detail vorgestellt: Zuerst werden ver-
schiedene Simulationsmethoden sowie ihr Ein-
satz im Unternehmensalltag beschrieben. An-
schließend liegt der Fokus auf wahrgenomme-
nen Hemmnissen, die dazu führen können,
dass Simulationen nicht adäquat eingesetzt
werden. Drittens werden fünf typische Fallen,
die beim praktischen Einsatz von Simulationen
auftreten können, sowie deren empfundene
Häufigkeit im Unternehmensalltag vorgestellt.
Abschließend sollen Parallelen zwischen Simu-
lationen und klassischen Controllinginstrumen-
ten am Beispiel der Nutzung von Simulationser-
gebnissen illustriert werden.
Simulationsmethoden und ihr
Einsatz im Unternehmensalltag
Ob der Vielzahl an unterschiedlichen Simulati-
onsmethoden soll genauer auf den Einsatz in
den Unternehmen der Studienteilnehmer ein-
gegangen werden. Im Fragebogen der Studie
wurde zwischen sechs Methoden von Simulati-
onen unterschieden, die kurz vorgestellt wer-
den und in Abbildung 1 zusammengestellt sind.
Deterministische Simulationen
stellen die
Frage „Was-wäre-wenn?“ ins Zentrum der
Analyse. Zu den bekanntesten Methoden ge-
hören Szenarioanalysen.
Stochastische Si-
mulationen
untersuchen eine Vielzahl an Sze-
narien beispielsweise anhand verschiedener
statistischer Kenngrößen wie Mittelwerte,
Standardabweichungen oder Quantile. Diese
Methode ist auch als Monte-Carlo-Simulation
bekannt und ist unter anderem durch den IDW-
Prüfungsstandard 340 im Risikomanagement
etabliert
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.
Agentenbasierte Simulationen
modellieren das Verhalten verschiedener
Agenten, beispielsweise bei individuellen Kauf-
entscheidungen, um Verhaltensmuster nach-
bilden zu können. Bei
ereignisdiskreten Si-
mulationen
werden Prozesse in zeitlich aufei-
nanderfolgende Ereignisse unterteilt und mo-
delliert. Ein Anwendungsbeispiel stellt die
Anzahl geöffneter Kassen im Supermarkt dar,
bei der die Optimierung bestehender Kapazitä-
ten im Vordergrund steht.
Business Warga-
ming
stellt eine Art von Planspielen dar. Dabei
werden häufig Konflikte simuliert, die es zu lö-
sen gilt. Hierbei steht im Mittelpunkt, wie sich
verschiedene Akteure oder Teams im Rahmen
der Konfliktlösung verhalten. Die letzte in der
Studie adressierte Methode basiert auf der
Systemtheorie. Demnach verfolgt
System Dy-
namics
das Ziel, das Verhalten komplexer und
dynamischer Systeme ganzheitlich zu analysie-
ren. Hierbei spielen Ursache-Wirkungs-Bezie-
hungen eine zentrale Rolle. Die Methode
kommt beispielsweise zum Einsatz, wenn es
darum geht, Entscheidungen zu treffen und
gleichzeitig ihre Tragweite zu erfassen.
Die Studienteilnehmer haben sowohl den ak-
tuellen Einsatz als auch erwartete Verbesse-
rungen durch einen zukünftigen Einsatz von
Simulationen bewertet.
Mit deutlichem Ab-
stand wurden deterministische Simulati-
onsmethoden als am häufigsten einge-
setzte Methode genannt.
Als zweithäufigste
Methode wurden stochastische Simulationen
benannt. Am seltensten verbreitet sind die
agentenbasierten Simulationsmethoden, wäh-
rend alle übrigen Methoden ungefähr gleich
häufig eingesetzt werden. Neben dem tat-
sächlichen Einsatz versprechen sich alle Teil-
nehmer durchgängig Verbesserungen mit
Blick auf einen zukünftigen Einsatz. Auch hier
rangieren die deterministischen Simulationen
auf dem ersten Platz.
Hemmnisse beim Einsatz
von Simulationen
Bei der Aufgabe, Simulationen praktisch in den
Unternehmensalltag zu integrieren, spielt eine
Reihe von Hemmnissen eine Rolle. Diese kön-
nen zur Folge haben, dass Simulationen trotz
subjektiv empfundener Vorteile und Verbesse-
rungen nicht eingesetzt werden. Laut Ergebnis-
sen der Umfrage, basierend auf den Antworten
der Gruppe der rare-use companies, stellen
fehlende Experten den Hauptgrund dar, an dem
der praktische Einsatz von Simulationen schei-
tern kann. Hier liegt die Vermutung nahe, dass
der potenzielle Anwender im Zweifel darüber
sein kann, ob aussagekräftige und damit ver-
wendbare Simulationsergebnisse auf Basis des
bestehenden Know-Hows im Unternehmen ge-
neriert werden können. Als ebenfalls sehr wich-
tig empfundene Gründe, warum Simulationen
in der Praxis nicht eingesetzt werden, wurden
der damit verbundene erwartete Zeitaufwand
und die hohe Komplexität gesehen. Beides ist
eng mit dem Fehlen von Experten verwoben,
was dazu führen kann, dass potenzielle Anwen-
der sich auf Basis einer Kosten-Nutzen-Be-
trachtung gegen den Einsatz der Methode ent-
scheiden. Des Weiteren kann der Einsatz von
Simulationen am Fehlen von Befürwortern der
Methode scheitern. Dies kann damit zusam-
menhängen, dass gerade in Unternehmen, die
Simulationen nicht oder nur rudimentär einset-
zen, die Kommunikation gewonnener Simulati-
onsergebnisse und -erkenntnisse ohne Für-
sprecher schwierig ist, da der Einstieg in die
praktische Umsetzung meist abstrakt und so-
mit schwer greifbar sein kann.
Abb. 1: Überblick zu Simulationsmethoden
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CM Juli / August 2017