Controller Magazin 3/2017 - page 78

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bewahren.“ Das sagte der ehemalige Bundes-
präsident Richard von Weizsäcker bei der
Ersten Europäischen Konferenz für Umwelt
und Gesundheit der WHO in Frankfurt am
7.12.1989. Anfang der 1990er Jahre ist die
Denkweise „Ökologie ist Ökonomie auf lange
Sicht“ in die Seminare der Controller Akademie
eingeflossen.
Schon in den ersten Jahren
des Bestehens der Controller Akademie
sagten wir, dass Controller das ökonomi-
sche Gewissen eines Unternehmens sind.
Ein Gewissen muss zwicken, jetzt auch ökolo-
gisch, also ökonomisch auf lange Sicht. Der
bewusste Verzicht auf Gewinnchancen muss
Anteilseignern und Mitarbeitern erklärt wer-
den. Das Gleiche gilt für die geplante Einbehal-
tung von Gewinnen zur Sicherung der langfris-
tigen Wettbewerbsfähigkeit.
Zur Begründung des Gewinnbedarfs
eines
Unternehmens kann man mit der Frage einstei-
gen: Wer kann einen Anspruch an das Ergebnis
des Unternehmens geltend machen?
a. Die Eigentümer auf Verzinsung
des eingesetzten Kapitals
b. Die Kreditgeber auf Fremdkapitalzinsen
c. Das Unternehmen selber für Investitionen
in die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit
d. Der Staat zur Sicherung des Gemeinwohls.
Zu Punkt d erzähle ich gerne ein Erlebnis im
Rahmen der 15. CIS Controlling Insights Steyr
am 18. November 2016, veranstaltet vom Inter-
nationalen Controller Verein. Als 2. Redner
sprach Dr. Josef Pühringer, Landeshauptmann
von Oberösterreich, zum Thema „Verantwor-
tung für die Zukunft unseres Landes“. Dr.
Pühringer berichtete sehr anschaulich von sei-
nen Projekten zur Infrastruktur, Bildung und ak-
tuell auch für Flüchtlinge. Er verwendete dabei
sehr häufig das Wort „steuern“ im Sinne von
„lenken“. Dazu fragte ich ihn in der Diskussions-
runde, in meiner Erinnerung ungefähr so:
„Herr
onierphase, es war und ist WEG-weisend (vgl.
Abbildung 4).
Welche Auswirkung haben Wachstums- und
Entwicklungsziele auf den Gewinn? Eine runde
Lösung ist zu finden. Müssen wir im Interesse
von Wachstum und Ausbau von Marktanteilen
Gewinnchancen opfern? Wollen oder müssen
wir bei der Planung des Gewinnbedarfs auch
die Kosten für die Erhaltung bzw. Wiederher-
stellung der natürlichen Lebensgrundlagen
einbeziehen? Das könnte auf den Verzicht der
Realisierung einer Produktidee oder eines Pro-
duktionsverfahrens hinauslaufen und damit
auch auf Gewinnverzicht. Die Kurzformel für
ganzheitliches Denken und Handeln hieße
dann:
Ökologie ist Ökonomie auf lange
Sicht
. Das ist im konkreten Fall nicht leicht
umzusetzen. Die Forderung nach wettbe-
werbsneutralen Rahmenbedingungen für die
Unternehmen, möglichst weltweit, ist zwar lo-
gisch, hilft aber nicht ökologisch und darf nicht
mehr als Ausrede für Nichtstun gelten. „Längst
geht es nicht mehr nur um die Frage, ob wir le-
diglich eine schönere und sauberere Umwelt
haben wollen. Die Umweltfrage ist zur Überle-
bensfrage von Mensch und Natur geworden.
Die Mahnung und die Aufgabe unserer Tage
lautet, die Schöpfung um ihrer selbst willen zu
Die Ingenieure legen los. Tradition und Können
sprechen dafür, auch sehr ehrgeizige Ziele zu
erreichen. Unerwartete Schwierigkeiten führen
zu Engpässen und Verzögerungen. Können Ter-
mine und Budgets eingehalten werden? Lassen
die „Oberen“ mit sich reden? Wie deutlich hat
man sich gegenüber der Öffentlichkeit schon
verpflichtet? Wie stehen wir da, wenn ...?
Kann es sein, dass wegen solcher Ängste die
Kreativität und Aktivität auf eine Lösung mit
„Schummelsoftware“ konzentriert wird, statt
ein ehrliches „Wir schaffen es nicht“ öffentlich
zuzugeben? Ende der Spekulation.
Chef und Mitarbeiter in Abbildung 3 sind auch
Menschen. Menschen können sich irren. Wir
würden uns leichter damit tun, wenn wir ohne
Angst planen und die Planung umsetzen könn-
ten. Projektbegleitendes Controlling könnte
helfen, dass wir Terminverschiebungen und
höhere Kosten miteinander auffangen oder
leichter tragen könnten. Wir könnten anhand
der einfachen Fragen in Abbildung 3 von An-
fang an mehr Sicherheit gewinnen, wenn
Rückfragen nicht verboten, sondern erwünscht
wären. Diese Haltung hilft uns auch später,
wenn wir unterwegs zum Ziel sind, weil wir
wissen, dass irren menschlich ist.
Gutes Con-
trolling kann Vertrauen schaffen.
WEG finden oder weg sein
Welchen WEG soll das Unternehmen gehen?
Ein Kreis, aufgeteilt in die 3 Sektoren
W
achs-
tum,
E
ntwicklung und
G
ewinn, ist vielleicht das
ausdrucksstärkste Bild im Trainingsprogramm
der Controller Akademie. Es entstand in der Pi-
Abb. 4: Ausgewogenheit bei den Unternehmenszielen; Quelle: Controller Akademie, Seminarmappe Stufe I, S. 7
Abb. 5: Gewinnbedarfsbudget; eigene Darstellung
WEG-Marken für das Controlling und die Rolle des Controllers
1...,68,69,70,71,72,73,74,75,76,77 79,80,81,82,83,84,85,86,87,88,...116
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