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            Und jetzt? Digitalisierung
          
        
        
          Was mit der Post kam:
        
        
          „Innovativ. Intelligent. International“(April
        
        
          2016), „Digitalisierung und du“(März 2016).
        
        
          Zwei kleinformatige Broschüren des Bundesmi-
        
        
          nisteriums für Wirtschaft und Energie. Google
        
        
          bläst in 3 Heften zum Aufbruch jeweils mit „Wie
        
        
          Sie ihr Geschäft digitalisieren. Ein Leitfaden“.
        
        
          Digitale Wirtschaft (01/2016): „Go digital or go
        
        
          home“, dahinter Dieter Zetsche lässig an ein
        
        
          Auto gelehnt. In der Süddeutschen Zeitung vom
        
        
          14./15.Januar 2017 lese ich im Teil Gesell-
        
        
          schaft: „Raus aus der Steinzeit.“ Deutschland
        
        
          hat bei der Digitalisierung den Anschluss ver-
        
        
          passt. In Carta 2020, einer Beilage in Die Zeit
        
        
          vom 26. Januar 2017, zitiert Telekom-Chef Ti-
        
        
          motheus Höttges in einem Essay den Medien-
        
        
          wissenschaftler Nicholas Negroponte, Profes-
        
        
          sor am Massachusetts Institute of Technology
        
        
          (MIT) mit der These: „Die digitale Revolution ist
        
        
          vorbei“, die er 1998 in der Zeitschrift „Wired“
        
        
          aufstellte. Negroponte wollte damit sagen, dass
        
        
          Digital das neue Normal ist.
        
        
          Was kann ein ehemaliger Trainer der Controller
        
        
          Akademie, der sein letztes Seminar im Jahr
        
        
          2006 gehalten hat, dazu sagen? Aus eigener
        
        
          Tätigkeit, aus eigenem Erleben – nichts. Am
        
        
          14. Oktober 2016 durfte ich an einem Seminar
        
        
          „Controller-Performance“ in München teilneh-
        
        
          men. Das Anforderungsprofil für den Controller
        
        
          4.0 und die Herausforderungen durch Big Data
        
        
          und Industrie 4.0 war eines der Themen. Der
        
        
          Internationale Controller Verein (ICV) hat Big
        
        
          Data so definiert: „Big Data beschreibt die Ana-
        
        
          lyse und Echtzeitverarbeitung großer, unstruk-
        
        
          turierter und kontinuierlich fließender Daten-
        
        
          mengen aus einer Vielfalt unterschiedlicher Da-
        
        
          tenquellen zur Schaffung glaubwürdiger Infor-
        
        
          mationen als Basis von Nutzen schaffenden
        
        
          Entscheidungen“ (2014). Wie passt das zu dem
        
        
          Leitsatz für das Controller Berichtswesen
        
        
          In-
        
        
          form
        
        
          ation bringt in
        
        
          Form
        
        
          und schafft Vertrau-
        
        
          en, der 1981 entstand? Neu ist das Big: Große,
        
        
          unstrukturierte und kontinuierlich fließende Da-
        
        
          ten aus einer Vielfalt unterschiedlicher Daten-
        
        
          quellen. Der Sinn bleibt gleich: Die Schaffung
        
        
          glaubwürdiger Informationen als Basis von Nut-
        
        
          zen schaffenden Entscheidungen.
        
        
          In dem Seminar Controller-Performance, re-
        
        
          feriert und moderiert von Gerhard Radinger,
        
        
          dargestellt. Wo soll die betriebswirtschaftliche
        
        
          Beratung des Managers, gefragt oder unge-
        
        
          fragt, stattfinden?
        
        
          Unsere Empfehlung ist,
        
        
          dass der Controller einen Hausbesuch
        
        
          macht, hingeht zum Kunden Manager.
        
        
          Das
        
        
          Zitat von Johann Wolfgang von Goethe mag
        
        
          dieser Empfehlung noch zusätzliche Akzeptanz
        
        
          verleihen. Ich erinnere an den Leitsatz für das
        
        
          Controller-Berichtswesen: Information bringt in
        
        
          Form und schafft Vertrauen. Wenn wir in das
        
        
          Herz eines so eingestellten Controllers schauen
        
        
          könnten, würden wir vielleicht die Frage lesen:
        
        
          „Wie bringe ich meine Kunden, die Manager, in
        
        
          Form, damit sie in ihre Entscheidungen auch
        
        
          die Ergebniswirkung einbeziehen können?“ In
        
        
          diesem Sinne bringen Informationen des Con-
        
        
          trollers fachlich in Form. Die Verlässlichkeit der
        
        
          Zahlen, die Aktualität, die persönliche Interpre-
        
        
          tation des Controllers, die beim Manager Ver-
        
        
          ständnis schafft, sind Bausteine für die Schaf-
        
        
          fung eines vertrauensvollen Miteinanders. Die
        
        
          Kunst der Interpretation im persönlichen Ge-
        
        
          spräch, das Eingehen auf den Kunden Mana-
        
        
          ger, auf seine direkten und indirekten („durch
        
        
          die Blume“) Fragen, auf seine Körpersprache
        
        
          (Mimik und Gestik), bleibt die Domäne des
        
        
          Menschen in der Rolle des Controllers.
        
        
          dern sorgt dafür, dass jeder sich selber kontrol-
        
        
          lieren kann im Rahmen der durch die Budgets
        
        
          definierten Maßstäbe und damit in Hinblick auf
        
        
          die Einhaltung der erarbeiteten Ziele“.
        
        
          Nicht
        
        
          auf Fremdkontrolle, sondern weitestge-
        
        
          hend auf Self-Controlling baut das Konzept
        
        
          der Controller Akademie.
        
        
          Diese Wertvorstel-
        
        
          lung bündelt Freiheit und Verantwortung.
        
        
          „Man needs at one and the same time to be a
        
        
          confirming member of a winning team and to
        
        
          be a star in his own right.“ Dieser Satz steht in
        
        
          dem Bestseller „In Search of Excellence“ der
        
        
          amerikanischen Autoren T.J. Peters und R.H.
        
        
          Waterman , erschienen in der ersten Hälfte der
        
        
          1980er Jahre. Der Mensch will im Team nicht
        
        
          untergehen, erst recht nicht als Zahl im Bud-
        
        
          get. Er will nicht zur Zahl, zur Nummer degra-
        
        
          diert werden, er will zählen! Damit das Team
        
        
          auf der Suche nach Excellence auch gute Er-
        
        
          gebnisse erzielt, braucht es ein Budget zum
        
        
          Self-Controlling und bei Bedarf, aber auch un-
        
        
          gefragt, die betriebswirtschaftliche Beratung
        
        
          des Controllers.
        
        
          In Abbildung 8 wird das Zusammenspiel zwi-
        
        
          schen Manager und Controller noch einmal
        
        
          
            Abb. 8: Das Zusammenspiel zwischen Manager und Controller; Projekt-Controlling, 2001, S. 228
          
        
        
          
            CM Mai / Juni 2017