84
          
        
        
          stabilen Gewinnerhöhungstrend zeigen zu
        
        
          können. Die erwähnte Erhöhung der Eigenzu-
        
        
          lassungen in der Autobranche kann als Bei-
        
        
          spiel gelten. So lag bei Opel die Quote in 2016
        
        
          fast bei 50% (vgl. T-Online vom 6.12.2016, S.
        
        
          1). Damit werden bereits Gewinne realisiert,
        
        
          obwohl die Fahrzeuge noch nicht beim End-
        
        
          kunden angelangt sind. Dies ist meistens nicht
        
        
          mehr im Interesse der Aktionäre, denn die ei-
        
        
          gen zugelassenen Fahrzeuge müssen im
        
        
          nächsten Jahr mit hohen Rabatten verkauft
        
        
          werden und verstopfen die Pipeline für neue
        
        
          Fahrzeuge.
        
        
          Ähnlich problematisch ist die Unterlassung von
        
        
          Entscheidungen, die kurzfristig das Ergebnis
        
        
          belasten, langfristig aber notwendig und für die
        
        
          nachhaltige Gewinnentwicklung wichtig sind.
        
        
          Dies gilt für die meisten Investitionsentschei-
        
        
          dungen. Bei ihnen entsteht im Startjahr meis-
        
        
          tens zunächst ein negativer Ergebniseffekt, weil
        
        
          z. B. Investitionen in Personal oder in Marken
        
        
          nicht aktiviert werden dürfen. Man lebt in die-
        
        
          sen Fällen also auf Kosten der Zukunft, wobei
        
        
          die Grenzen der Gesetze noch nicht überschrit-
        
        
          ten werden, auch wenn man sich manchmal
        
        
          fragen muss, ob ggf. Untreue gegenüber dem
        
        
          Arbeitgeber vorliegt. Aber die Boni fließen ...
        
        
          In dieser Phase kann es sein, dass die Manager
        
        
          den Boden der Tatsachen verlieren und sich
        
        
          einbilden – wohl auch aus Selbstschutz –, dass
        
        
          alles mit rechten Dingen zugeht.
        
        
          Die postfak-
        
        
          tische Phase ist damit erreicht.
        
        
          Leider trifft
        
        
          man nicht selten Manager, die Probleme vehe-
        
        
          ment verleugnen und Kritiker entsprechend
        
        
          brutal angehen.
        
        
          Phase 6: Ergebnismanipulation
        
        
          außerhalb der Gesetze
        
        
          Wenn die noch halbwegs legalen Tricks ausge-
        
        
          schöpft sind, so müssen die Manager entweder
        
        
          den Offenbarungseid leisten oder zu illegalen
        
        
          Manipulationen greifen. Da die Manager schon
        
        
          in den vorgelagerten Stufen nicht mehr im Sin-
        
        
          ne der Eigenkapitalgeber gehandelt haben, ist
        
        
          das Eingestehen der Fehltaten außerordentlich
        
        
          schwierig. Denn die Wahrscheinlichkeit ist
        
        
          hoch, dass sie dann sofort ihren Posten verlie-
        
        
          ren würden. Insofern werden dann einige Ma-
        
        
          nager kriminell, um die Enttarnung noch etwas
        
        
          aufzuschieben. Denn eine saubere Lösung ist
        
        
          me ein deutlich besseres Ergebnis gezeigt wer-
        
        
          den. Die Maßnahmen scheinen also zu greifen
        
        
          und die Aktionäre sind zunächst einmal zufrie-
        
        
          den mit der Aufwärtsbewegung. Dass das Un-
        
        
          ternehmen in einer noch besseren Ausgangs-
        
        
          position sein könnte, wird nicht untersucht. Und
        
        
          die Boni fließen ...
        
        
          Phase 3: Ergebnisdämpfung
        
        
          Die Verbesserungen haben gegriffen und die
        
        
          externen Analysten können wieder zuverlässi-
        
        
          gere Prognosen liefern, welche dann von den
        
        
          Managern erreicht werden müssen. Im Rahmen
        
        
          des Ergebnismanagements versuchen sie, sich
        
        
          in der Aufwärtsbewegung Reserven zu schaf-
        
        
          fen, solange die Resultate weiterhin gut sind.
        
        
          Ziel ist es, die Analystenvorhersagen nur knapp
        
        
          zu übertreffen. Die Differenz zum möglichen
        
        
          höheren Ergebnis wird mit den oben beschrie-
        
        
          benen Maßnahmen „gebunkert“ für schlechte
        
        
          Zeiten. Und die Boni fließen ...
        
        
          Phase 4: Ergebniskosmetik
        
        
          Die Analysten fordern unerbittlich bessere Er-
        
        
          gebnisse, auch um ihre eigenen Aktienempfeh-
        
        
          lungen zu stützen. Aber kein Geschäft entwi-
        
        
          ckelt sich ununterbrochen positiv. Sobald es
        
        
          Probleme mit der Zielerreichung gibt, werden
        
        
          viele Manager gegensteuern. Zunächst können
        
        
          sie noch Ergebnisreserven, die in Phase 3 ge-
        
        
          bildet wurden, mobilisieren. Auch können bis-
        
        
          her vorsichtige Bilanzierungspraktiken in neut-
        
        
          rale verwandelt werden. Wenn vorher aus Vor-
        
        
          sichtsgründen eher zu kurz abgeschrieben
        
        
          wurde, könnte nun die tatsächlich erwartete
        
        
          Nutzungsdauer oder eine leicht höhere ange-
        
        
          setzt werden. Wenn das nicht mehr reicht, wer-
        
        
          den teilweise Maßnahmen ergriffen, welche
        
        
          schon als Manipulation bezeichnet werden
        
        
          müssen. Aber die Boni fließen ...
        
        
          Phase 5: Ergebnismanipulation
        
        
          im Rahmen der Gesetze
        
        
          Da die Maßnahmen der Ergebniskosmetik
        
        
          häufig zulasten der Folgeperioden erreicht
        
        
          wurden, müssen immer härtere Maßnahmen
        
        
          durchgeführt werden, um nach außen einen
        
        
          selten geprüft. Zu Recht beginnt das neue Ma-
        
        
          nagement seine Aufgabe mit einer Bestands-
        
        
          aufnahme, um auf deren Basis neu starten zu
        
        
          können. Darin enthalten ist das Aufräumen von
        
        
          Altlasten.
        
        
          Es kommt allerdings nicht selten vor, dass das
        
        
          neue Management überreagiert, weil es im
        
        
          Übergangsjahr nicht verantwortlich ist. Je mehr
        
        
          Probleme noch auf das alte Management ge-
        
        
          schoben werden können, umso strahlender ist
        
        
          dann der Ergebnisanstieg im Folgejahr. Was aus
        
        
          Sicht der Manager noch halbwegs verständlich
        
        
          ist, muss aus Shareholdersicht hart kritisiert
        
        
          werden. Denn im Übergangsjahr entstehen dann
        
        
          zusätzliche Verluste, welche nur die Aktionäre zu
        
        
          tragen haben. Häufig trösten diese sich mit dem
        
        
          Gedanken, dass die harten Maßnahmen unver-
        
        
          meidlich waren. Aber dies ist nicht immer der
        
        
          Fall. Nicht selten werden Mitarbeiter mit hohen
        
        
          Abfindungen entlassen, die man kurze Zeit spä-
        
        
          ter eigentlich wieder brauchen würde. Es entste-
        
        
          hen also mehrfache Schäden:
        
        
          a)  Zu hohe Kosten z. B. für Abfindungen
        
        
          im Übergangsjahr
        
        
          b) Glaubwürdigkeitsprobleme bei dem
        
        
          verbleibenden Teil der Mitarbeiter mit der
        
        
          Gefahr der Abwanderung der Leistungs-
        
        
          träger
        
        
          c) Operative Friktionen, weil Mitarbeiter
        
        
          fehlen bzw. eingeschüchtert sind
        
        
          d)  Verlust von Knowhow, das später teuer
        
        
          wieder aufgebaut werden muss
        
        
          e)  Schwächung der Marktposition mit nega-
        
        
          tiven Folgen in den kommenden Perioden.
        
        
          Durch diese Folgen kann der Ergebniseffekt viel
        
        
          tiefer und langwieriger sein als er sein müsste.
        
        
          Aber dies tritt nicht zutage, weil es kein verläss-
        
        
          liches Reporting in Krisenzeiten gibt.
        
        
          Denn es
        
        
          gibt im Rechnungswesen keine Zahlen für
        
        
          nicht getätigte Investitionen und Umsätze
        
        
          oder eine Unterscheidung in notwendige
        
        
          und nicht notwendige Kosten.
        
        
          Und die ent-
        
        
          täuschten Aktionäre sind kaum in der Lage zu
        
        
          beurteilen, ob die harten Einschnitte vollum-
        
        
          fänglich notwendig waren.
        
        
          Phase 2: Große Ergebnissteigerung
        
        
          Aufgrund der sehr viel niedrigeren Basis im
        
        
          Übergangsjahr kann im Folgejahr ohne Proble-
        
        
          
            Teuflischer Zyklus gegen Aktionäre