Controller Magazin 3/2017 - page 62

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Die Digitalisierung ist kein hypothetisches Zu-
kunftsszenario, sondern ein langfristig anhal-
tender Wandlungsprozess, der bereits heute je-
des Unternehmen betrifft. Durch neue Enabler-
Technologien werden unternehmensintern und
-extern Daten erzeugt, deren Nutzung für Un-
ternehmen zunehmend zum erfolgskritischen
Faktor wird. Im Hinblick auf die Unternehmens-
steuerung bedeutet dieser Wandel, dass die
bestehenden Reportingstrukturen zum einen
neue Geschäftsmodelle abbilden und zum an-
deren schneller, einfacher und effizienter wer-
den müssen. Was dies konkret für das Ma-
nagement Reporting bedeutet, wird nachfol-
gend ausgeführt.
Management Reporting im
Kontext der Digitalisierung
Zweck des Management Reportings ist es seit
jeher, die Führungskräfte im Unternehmen mit
entscheidungs- bzw. steuerungsrelevanten In-
formationen zu versorgen und sie in die Lage zu
versetzen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Während im Zuge der Digitalisierung die grund-
sätzliche Aufgabe des Reportings dieselbe
bleibt, wandeln sich sowohl die Reporting-In-
halte als auch die Art und Weise, wie Berichte
erstellt, verbreitet und letztlich gelesen werden.
Übergreifend sind vier grundsätzliche Stoßrich-
tungen für ein digitales Reporting zu beobach-
ten (siehe Abbildung 1):
·
Mehr
Flexibilität
im Reporting durch die
stärkere Integration von finanziellen und
nicht-finanziellen Forecasts sowie die Mög-
lichkeit, Steuerung und Reporting flexibel auf
situativ relevante bzw. prognostizierte Inhal-
te/KPIs anzupassen.
·
Umfassende
Zusammenführung
und
Inte-
gration
externer wie interner Daten für die
Stärkung einer allgemeinen Entscheidungs-
grundlage.
·
Höhere
Individualisierung
der Informati-
onsbereitstellung durch Betonung der Pull-
bzw. Empfängersicht sowie die Stärkung
kontextabhängiger Darstellungen.
·
Fundamentale Verbesserung der
Effizienz
in der Datenermittlung und -bereitstellung
durch Standardisierung, Fokussierung und
Verschlankung.
Was dies konkret für die Gestaltung und den
Aufbau einer Reporting-Lösung bedeutet, soll
im Folgenden weiter konkretisiert werden.
Ausweitung und intelligente Nutzung
der Berichtsinhalte
Heute oftmals bestehende isolierte Berichts-
lösungen („Silos“) für einzelne Inhalte und
Funktionen werden in einem zentralen Data
Warehouse zusammengeführt. Auf diese
Weise können operative und finanzielle Infor-
mationen kombiniert und zusätzlich mit exter-
nen Daten angereichert werden. Im Ergebnis
kann im Reporting eine
breitere Informati-
onslage
abgebildet werden. Damit dies gelin-
gen kann, sind bestehende BI-Landschaften
zu harmonisieren und Mindeststandards in
Bezug auf Datenstrukturen zu definieren und
sicherzustellen.
Neben der Ausweitung der Informationsbreite
zeichnet sich das digitale Reporting durch eine
größere
Informationstiefe
aus. Beginnend mit
den aggregierten Key Performance Indicators
(KPIs) eines Management Cockpits sind bspw.
Drill-downs und Absprünge bis in die operati-
ven Details auf Transaktions- bzw. Einzelbeleg-
ebene möglich. Da eine derart detaillierte Auf-
gliederung in der Praxis nicht von allen Nutzern
gewünscht ist, müssen entsprechende Gover-
nance-Strukturen und Leitplanken eine adres-
satengerechte Navigation in den Berichten und
Daten gewährleisten.
Letztlich erfolgt eine Abkehr vom starren hin
zum
flexiblen und zukunftsorientierten Re-
porting
. Bestehende „Ist vs. Ist“- oder „Ist vs.
Plan“-Vergleiche werden künftig stärker durch
„Ist vs. Forecast“-Betrachtungen ersetzt und
bauen auf diese Weise den oft eingeschränkten
Blick „nach vorne“ aus. Darüber hinaus ist eine
„Renaissance“ des
Exception Reporting
zu
erwarten. Dabei können Algorithmen die ver-
wendeten Kennzahlen regelmäßig auf ihre em-
pirische Relevanz prüfen und situativ auf Basis
der jeweils aktuellen Datenlage anpassen. So
erkennt die „Maschine“ die gerade aktuellen
Werttreiber. Anschließend passen sich Berichte
ihrem Aufbau automatisch so an, dass die rele-
vanten Stellhebel zur Gegensteuerung priori-
siert dargestellt werden.
Reporting 4.0
Management Reporting im digitalen Kontext
von Jens Gräf, Johannes Isensee und Angelina Schulmeister
Abb. 1: Stoßrichtungen für das digitale Reporting („Reporting 4.0“)
Reporting 4.0
1...,52,53,54,55,56,57,58,59,60,61 63,64,65,66,67,68,69,70,71,72,...116
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