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          Die Digitalisierung ist kein hypothetisches Zu-
        
        
          kunftsszenario, sondern ein langfristig anhal-
        
        
          tender Wandlungsprozess, der bereits heute je-
        
        
          des Unternehmen betrifft. Durch neue Enabler-
        
        
          Technologien werden unternehmensintern und
        
        
          -extern Daten erzeugt, deren Nutzung für Un-
        
        
          ternehmen zunehmend zum erfolgskritischen
        
        
          Faktor wird. Im Hinblick auf die Unternehmens-
        
        
          steuerung bedeutet dieser Wandel, dass die
        
        
          bestehenden Reportingstrukturen zum einen
        
        
          neue Geschäftsmodelle abbilden und zum an-
        
        
          deren schneller, einfacher und effizienter wer-
        
        
          den müssen. Was dies konkret für das Ma-
        
        
          nagement Reporting bedeutet, wird nachfol-
        
        
          gend ausgeführt.
        
        
          
            Management Reporting im
          
        
        
          
            Kontext der Digitalisierung
          
        
        
          Zweck des Management Reportings ist es seit
        
        
          jeher, die Führungskräfte im Unternehmen mit
        
        
          entscheidungs- bzw. steuerungsrelevanten In-
        
        
          formationen zu versorgen und sie in die Lage zu
        
        
          versetzen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
        
        
          Während im Zuge der Digitalisierung die grund-
        
        
          sätzliche Aufgabe des Reportings dieselbe
        
        
          bleibt, wandeln sich sowohl die Reporting-In-
        
        
          halte als auch die Art und Weise, wie Berichte
        
        
          erstellt, verbreitet und letztlich gelesen werden.
        
        
          Übergreifend sind vier grundsätzliche Stoßrich-
        
        
          tungen für ein digitales Reporting zu beobach-
        
        
          ten (siehe Abbildung 1):
        
        
          ·
        
        
          Mehr
        
        
          Flexibilität
        
        
          im Reporting durch die
        
        
          stärkere Integration von finanziellen und
        
        
          nicht-finanziellen Forecasts sowie die Mög-
        
        
          lichkeit, Steuerung und Reporting flexibel auf
        
        
          situativ relevante bzw. prognostizierte Inhal-
        
        
          te/KPIs anzupassen.
        
        
          ·
        
        
          Umfassende
        
        
          Zusammenführung
        
        
          und
        
        
          Inte-
        
        
          gration
        
        
          externer wie interner Daten für die
        
        
          Stärkung einer allgemeinen Entscheidungs-
        
        
          grundlage.
        
        
          ·
        
        
          Höhere
        
        
          Individualisierung
        
        
          der Informati-
        
        
          onsbereitstellung durch Betonung der Pull-
        
        
          bzw. Empfängersicht sowie die Stärkung
        
        
          kontextabhängiger Darstellungen.
        
        
          ·
        
        
          Fundamentale Verbesserung der
        
        
          Effizienz
        
        
          in der Datenermittlung und -bereitstellung
        
        
          durch Standardisierung, Fokussierung und
        
        
          Verschlankung.
        
        
          Was dies konkret für die Gestaltung und den
        
        
          Aufbau einer Reporting-Lösung bedeutet, soll
        
        
          im Folgenden weiter konkretisiert werden.
        
        
          Ausweitung und intelligente Nutzung
        
        
          der Berichtsinhalte
        
        
          Heute oftmals bestehende isolierte Berichts-
        
        
          lösungen („Silos“) für einzelne Inhalte und
        
        
          Funktionen werden in einem zentralen Data
        
        
          Warehouse zusammengeführt. Auf diese
        
        
          Weise können operative und finanzielle Infor-
        
        
          mationen kombiniert und zusätzlich mit exter-
        
        
          nen Daten angereichert werden. Im Ergebnis
        
        
          kann im Reporting eine
        
        
          breitere Informati-
        
        
          onslage
        
        
          abgebildet werden. Damit dies gelin-
        
        
          gen kann, sind bestehende BI-Landschaften
        
        
          zu harmonisieren und Mindeststandards in
        
        
          Bezug auf Datenstrukturen zu definieren und
        
        
          sicherzustellen.
        
        
          Neben der Ausweitung der Informationsbreite
        
        
          zeichnet sich das digitale Reporting durch eine
        
        
          größere
        
        
          Informationstiefe
        
        
          aus. Beginnend mit
        
        
          den aggregierten Key Performance Indicators
        
        
          (KPIs) eines Management Cockpits sind bspw.
        
        
          Drill-downs und Absprünge bis in die operati-
        
        
          ven Details auf Transaktions- bzw. Einzelbeleg-
        
        
          ebene möglich. Da eine derart detaillierte Auf-
        
        
          gliederung in der Praxis nicht von allen Nutzern
        
        
          gewünscht ist, müssen entsprechende Gover-
        
        
          nance-Strukturen und Leitplanken eine adres-
        
        
          satengerechte Navigation in den Berichten und
        
        
          Daten gewährleisten.
        
        
          Letztlich erfolgt eine Abkehr vom starren hin
        
        
          zum
        
        
          flexiblen und zukunftsorientierten Re-
        
        
          porting
        
        
          . Bestehende „Ist vs. Ist“- oder „Ist vs.
        
        
          Plan“-Vergleiche werden künftig stärker durch
        
        
          „Ist vs. Forecast“-Betrachtungen ersetzt und
        
        
          bauen auf diese Weise den oft eingeschränkten
        
        
          Blick „nach vorne“ aus. Darüber hinaus ist eine
        
        
          „Renaissance“ des
        
        
          Exception Reporting
        
        
          zu
        
        
          erwarten. Dabei können Algorithmen die ver-
        
        
          wendeten Kennzahlen regelmäßig auf ihre em-
        
        
          pirische Relevanz prüfen und situativ auf Basis
        
        
          der jeweils aktuellen Datenlage anpassen. So
        
        
          erkennt die „Maschine“ die gerade aktuellen
        
        
          Werttreiber. Anschließend passen sich Berichte
        
        
          ihrem Aufbau automatisch so an, dass die rele-
        
        
          vanten Stellhebel zur Gegensteuerung priori-
        
        
          siert dargestellt werden.
        
        
          
            Reporting 4.0
          
        
        
          
            Management Reporting im digitalen Kontext
          
        
        
          von Jens Gräf, Johannes Isensee und Angelina Schulmeister
        
        
          
            Abb. 1: Stoßrichtungen für das digitale Reporting („Reporting 4.0“)
          
        
        
          
            Reporting 4.0