51
          
        
        
          Controller an den Kopf geworfen werden,
        
        
          wenn er selbstverständliche Gewohnheiten
        
        
          angreift.
        
        
          ·
        
        
          Und schließlich den
        
        
          Mut zum Aufbrechen
        
        
          bestehender „abteilender“ Hierarchien
        
        
          zu-
        
        
          gunsten von prozessbezogener Führung. Das
        
        
          erscheint mir aus meinen vielfältigen prakti-
        
        
          schen Erfahrungen als das massivste Hinder-
        
        
          nis. Das Denken und Handeln „in Silos“ erweist
        
        
          sich oft als wesentlich stärker gegenüber logi-
        
        
          scher Rationalität. Da werden nicht nur Macht-
        
        
          positionen berührt, sondern auch tief verwur-
        
        
          zelte Menschen- und Strukturbilder.
        
        
          Daran zeigt sich, wie stark die praktische
        
        
          Transformation von Geld in Kaufkraft und
        
        
          die damit verbundene Knüpfung und Nut-
        
        
          zung von Wertschöpfungs-Netzwerken mit
        
        
          der alltäglich gelebten Kultur im Unterneh-
        
        
          men zusammenhängt.
        
        
          Darauf wird der kom-
        
        
          mende Beitrag eingehen.
        
        
          
            Fußnoten
          
        
        
          1
        
        
          Vgl. ControllingWiki, Stichwort „Risikoma-
        
        
        
        
        
          2
        
        
          Schmidt, W. et.al. (2015): „Moderne Wertori-
        
        
          entierung“ (aus der Schriftenreihe „Leitfaden“
        
        
          des Internationalen Controller Vereins), Haufe,
        
        
          S. 145.
        
        
          3
        
        
          Vgl. Dieter Zetsche – Bremst Erfolg den Er-
        
        
          folg; 
        
        
        
          bremst-erfolg-den-erfolg-713; 10.05.2016.
        
        
          4
        
        
          Vgl. Feldmann, C. (2016): Interview zum The-
        
        
          ma „Einkaufcontrolling“, in Klein, A. / Schentler,
        
        
          P. (Hrsg.): Der Controlling-Berater, Bd. 46, Hau-
        
        
          fe, S.15.
        
        
          5
        
        
          Vgl. Schmidt, W. (2016): PreisGeld – mehr als
        
        
          eine Recheneinheit, in Controller Magazin
        
        
          6/2016, S. 69.
        
        
          6
        
        
          Abb.4 ist angelehnt an den ICV-Leitfaden zu
        
        
          Controlling und Qualität; vgl. Vieregge, R. et.al.
        
        
          (2014).
        
        
          7
        
        
          Vgl. Kamiske, G.F. (2010): Effizienz und Qualität:
        
        
          Systematisch zum Erfolg, Symposion, S. 47 ff.
        
        
          8
        
        
          S. FN 5.;
        
        
          9
        
        
          Vgl. Little, A.D. (1997): Management von In-
        
        
          novation und Wachstum, Gabler, S. 303 ff.
        
        
          lem bei der Entwicklung neuer Produkte und
        
        
          Leistungen angewandt. Die Idee der Zielkosten-
        
        
          planung kann aber auch – über den Entwick-
        
        
          lungsbereich hinaus – als Instrument der lang-
        
        
          und mittelfristigen Orientierung des gesamten
        
        
          Unternehmens genutzt werden. Ausgangspunk-
        
        
          te sind dann zum einen Kundengruppen-spezifi-
        
        
          sche Preis- und Absatz-Einschätzungen und
        
        
          zum anderen das zu erwirtschaftende Gewinn-
        
        
          volumen, das zur Finanzierung der Strategie
        
        
          mindestens erforderlich ist. Aus den Preis- und
        
        
          Absatz-Einschätzungen ergeben sich Anforde-
        
        
          rungen an die Finanzierung adäquater Aktivitä-
        
        
          ten für F&E, Marketing & Kommunikation und
        
        
          die Qualitätspolitik.
        
        
          Im Ergebnis entsteht eine
        
        
          Orientierung für die erlaubten Kosten in den
        
        
          Fertigungs-, Vertriebs- und Verwaltungsbe-
        
        
          reichen.
        
        
          Daraus wiederum lassen sich Anfor-
        
        
          derungen an die Knüpfung der Wertschöp-
        
        
          fungs-Netzwerke und deren Verbindung mit den
        
        
          Prozessen des Unternehmens ableiten. Auf die-
        
        
          se Weise ermöglich die Zielkostenplanung eine
        
        
          durchgängige strategische Orientierung aller
        
        
          Bereiche im Unternehmen.
        
        
          Nun kann man auch hier einwenden, dass im
        
        
          Grunde alles bekannt ist. Doch das ist die The-
        
        
          orie.
        
        
          In der Praxis bedarf es wiederum des
        
        
          Mutes von Controllern, die genannten Inst-
        
        
          rumente zu testen und auf die eigenen Ge-
        
        
          gebenheiten anzupassen.
        
        
          ·
        
        
          Zunächst den
        
        
          Mut zur Transparenz
        
        
          . Die
        
        
          verdeckten Wirkungen unzureichender Pro-
        
        
          zesse lassen sich meist ohne übermäßige
        
        
          Aufwendungen erfassen. Aber diese Trans-
        
        
          parenz ist nicht immer gewollt und ohne Kon-
        
        
          flikte nicht durchzusetzen. Wollen wir die
        
        
          Konflikte?
        
        
          ·
        
        
          Dann den
        
        
          Mut und die Geduld zum Verän-
        
        
          dern eingefahrener Rituale
        
        
          . „Das haben
        
        
          wir schon immer so gemacht“ oder „Führ
        
        
          Dich hier nicht als Besserwisser auf“ sind
        
        
          noch freundliche Kommentare, die einem
        
        
          sätze für Maßnahmen abgeleitet mit einem Ein-
        
        
          sparpotenzial von mehr als 7 Mio €. In einem
        
        
          Workshop wurden die Maßnahmen priorisiert
        
        
          und sofort umsetzbare „Quick Wins“ mit einem
        
        
          Potenzial von 1,5 Mio € entschieden. Das zeigt
        
        
          die enorme Leistungsfähigkeit dieses Control-
        
        
          ling-Instruments.
        
        
          Für die wirtschaftliche Wir-
        
        
          kung ist es allerdings wesentlich, inwieweit die
        
        
          eingesparte Arbeitszeit durch Umsatzwachstum
        
        
          ökonomisch genutzt werden kann. Gelingt das
        
        
          nicht, kommt es entweder zu keiner oder nur
        
        
          geringen abrechenbaren Leistungssteigerung
        
        
          oder es entsteht Druck auf den Abbau von Ar-
        
        
          beitsplätzen. Letzteres wirkt bereits demotivie-
        
        
          rend, sofern es nur als „Gefahr“ befürchtet wird.
        
        
          Dann treffen die Effizienzmaßnahmen auf er-
        
        
          hebliche Widerstände. In dem Beispiel-Unter-
        
        
          nehmen konnten aus genau diesen Gründen die
        
        
          aufgedeckten Einsparungspotenziale nur zu ei-
        
        
          nem Teil umgesetzt werden. Den Führungskräf-
        
        
          ten war es nicht gelungen, ein Wachstumsklima
        
        
          zu erzeugen.
        
        
          Deshalb ist es aus Motivations-Sicht güns-
        
        
          tig, Effizienzmaßnahmen in einer Wachs-
        
        
          tumsphase einzuleiten. Dann ist der Druck
        
        
          auf die Arbeitszeit hoch und die Einsparung
        
        
          wird als Entlastung erlebt.
        
        
          Leider werden
        
        
          diese Chancen zu oft versäumt. In einer Stag-
        
        
          nations- oder Abschwungsphase hingegen
        
        
          lähmt die Angst um den Verlust des eigenen Ar-
        
        
          beitsplatzes jeden Elan.
        
        
          Die Zielkostenplanung
        
        
          Dieses Instrument wurde bereits in den 30er
        
        
          Jahren des 20. Jahrhundert bei der Entwick-
        
        
          lung des ersten VW-Käfer eingesetzt. Im 2.
        
        
          Weltkrieg wurde die Zielkostenplanung „verges-
        
        
          sen“, 1965 von Toyota „wiederentdeckt“ und
        
        
          kam in den 70er Jahren als „Target Costing“
        
        
          nach Deutschland zurück. Sie wird heute vor al-
        
        
          
            Autor
          
        
        
          Dr. Walter Schmidt
        
        
          Executive Advisor des Vorstands und Fachdelegierter im
        
        
          Internationalen Controller Verein (ICV) e. V.
        
        
          E-Mail:
        
        
        
          
            CM Mai / Juni 2017