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ventioneller Methoden zur Stromerzeugung
erfordert eine sorgfältige Analyse der Annah-
men – da die Berechnung anlagenbezogen er-
folgen muss, sind externe Umweltkosten u. U.
in unterschiedlichem Umfang berücksichtigt.
Für den Vergleich erneuerbarer und konventio-
neller Methoden der Stromerzeugung auf Basis
der LCOE ist das eine wichtige Einschränkung.
Aus Controlling-Sicht ist klar, dass jede Kenn-
zahl nur eine modellhafte Annäherung an den
abzubildenden Sachverhalt darstellen kann.
Stellt man die Art der Herleitung nicht in Frage,
sind zwei Arten von Effekten zu beachten:
·
Effekte aus der Verwendung der Barwert-
rechnung
·
Effekte aus speziellen Eingangsgrößen der
Kennzahl
Bei der Abzinsung sind in der dynamischen
Rechnung die sehr langen Laufzeiten der Anla-
gen (in den IAE-Studien zwischen 20 und 80
Jahre) zu beachten. Technologieabhängige Un-
terschiede in den Zahlungsreihen und bei den
Zinssätzen wirken sich stark aus. In Verbindung
mit den sehr großen Unsicherheiten bei den
notwendigen Prognosen ergeben sich für die
Kennzahl eher Intervalle bzw. Szenarien als Er-
gebnis (vgl. Abbildung 1).
Die Eingangsgrößen für die Berechnung sind
technologieabhängig und standortspezifisch für
konkrete Anlagetypen zu ermitteln (vgl. Abbil-
dung 1 – PV und Wind). Speziell die Auszahlun-
gen für Betriebsstoffe, Instandhaltung und Au-
ßerbetriebnahme, aber auch die Volllaststun-
den sind als unsichere Parameter anzusehen.
Zur Kennzahl müssen die Annahmen zu diesen
Größen transparent dokumentiert werden. Un-
terschiedliche Prämissen führen zwangsläufig
dazu, dass die LCOE-Kennzahl für eine Techno-
logie von Analyse zu Analyse variiert.
Handlungsempfehlung
Die LCOE können
als Indikator in der strategischen Planung ein-
gesetzt werden, wenn es um die Abschät-
zung langfristiger Trends in der Energiever-
sorgung geht. Hierbei können Analysen exter-
ner Institutionen genutzt werden. Wichtig ist
dabei, Studien zu identifizieren, deren Annah-
men zu den Rahmenbedingungen des Unter-
nehmens passen.
Für eigene Projekte können externe LCOE-Wer-
te als Benchmark genutzt werden. Das setzt
aber voraus, dass für die Projekte intern LCOE
Berechnungen durchgeführt werden. Steht die
Vergleichbarkeit mit anderen internen Projekten
im Vordergrund, ist die Verwendung einer
LCOE-Analyse nicht zu empfehlen.
Ausblick
Alternativen zur Kennzahl LCOE sind
aktuell erst in der Diskussion. Die Auseinander-
setzung mit der Kennzahl ist daher für das Con-
trolling in den nächsten Jahren wichtig.
Literatur
Fraunhofer ISE (2013): Stromgestehungskos-
ten Erneuerbare Energien, Freiburg.
International Energy Agency (2010): Projected
Costs of Generating Electricity 2010 Edition,
Paris.
Konstantin, P. (2013): Praxisbuch Energiewirt-
schaft, 3. Aufl., Berlin Heidelberg.
Autor
Prof. Dr. Hans Schmitz
ist seit 2004 Professor für Betriebswirtschaftslehre und Controlling
an der Beuth Hochschule für Technik, Berlin. Seine Arbeitsgebiete
sind Gestaltung des internen Rechnungswesens, Verhaltensorien-
tierung im Controlling. Er ist Mitglied des Arbeitskreises der Con-
trolling-Professoren an Hochschulen.
E-Mail:
www:ak-controlling-profs.de
Sprecher dieser Artikelreihe:
Prof. Dr. Andreas Wiesehahn, Hochschule Bonn-
Rhein-Sieg
E-Mail:
Wissenschaftlicher Beirat:
Prof. Dr. Hanno Drews (Verhaltensorientiertes Con-
trolling), Prof. Dr. Britta Rathje (Operatives Control-
ling, insb. Kosten- und Erfolgsmanagement), Prof.
Dr. Solveig Reißig-Thust (Controlling und Compli-
ance, Value Based Management, Unternehmensbe-
wertung, Controlling in Gründungsunternehmen),
Prof. Dr. Andreas Taschner (Management Re-
porting, Investitionscontrolling, Supply Chain Cont-
rolling), Prof. Dr. Andreas Wiesehahn (Nachfolge-
controlling, Nachhaltigkeitscontrolling)
Abb. 1: Beispiel: LCOE-Werte für Elektrizitätserzeugung auf erneuerbarer und konventioneller Basis (in Anlehnung an Fraunhofer ISE 2013, S. 16)
CM Mai / Juni 2017