54
          
        
        
          Seit dem Aufkommen in den 1990er Jahren
        
        
          haben sich Enterprise-Resource-Planning-Sys-
        
        
          teme (ERP-Systeme) zur unternehmenskriti-
        
        
          schen Software entwickelt und gelten als die
        
        
          vermeintlich bedeutendste Entwicklung unter-
        
        
          nehmensbezogener Informationstechnologien
        
        
          der letzten Jahre. Eine ERP-System-Implemen-
        
        
          tierung sowie -Nutzung erfolgt
        
        
          zumeist auf
        
        
          den Ressourcen innerbetrieblicher Re-
        
        
          chenzentren
        
        
          (sogenannte
        
        
          on-premise
        
        
          Lö-
        
        
          sung). Dabei werden die Softwarepakete zu-
        
        
          nächst
        
        
          über ein Lizenzmodell bezogen
        
        
          , bei
        
        
          dem die Unternehmen zu Beginn eine einmalige
        
        
          Lizenzgebühr sowie in weiterer Folge Gebühren
        
        
          für Support und Upgrades leisten (vgl. Benlian
        
        
          et al. (2009), S. 14). ERP-Systeme, die mit ih-
        
        
          rem modularen Aufbau (z. B. Controlling, Pro-
        
        
          duktion) und einer zentralen, redundanzfreien
        
        
          Datenbank sämtliche Unternehmensprozesse
        
        
          unterstützen, werden gegenwärtig bereits von
        
        
          den meisten Großunternehmen eingesetzt (vgl.
        
        
          Davenport (1998), S. 123 f.).
        
        
          Der hohe Preis,
        
        
          der für Anschaffung, Implementierung, Be-
        
        
          trieb und Wartung dieser Systeme notwen-
        
        
          dig ist
        
        
          , hat es bis dato vor allem Klein- und
        
        
          teilweise auch Mittelunternehmen (KMU) er-
        
        
          schwert, in derartige Softwarepakete zu inves-
        
        
          tieren (vgl. Elragal/Kommos (2012), S. 11;
        
        
          Makkar/Meenakshi (2012), S. 141).
        
        
          Nun scheint sich jedoch ein
        
        
          Paradigmen-
        
        
          wechsel abzuzeichnen
        
        
          , bei dem die ERP-
        
        
          Systeme nicht wie bisher betriebsintern imple-
        
        
          mentiert, betrieben und gewartet werden, son-
        
        
          dern
        
        
          an Drittanbieter ausgelagert und über
        
        
          das Internet als Software as a Service
        
        
          (SaaS-Cloud Computing)
        
        
          angeboten werden.
        
        
          Unter
        
        
          Cloud Computing wird ein Outsour-
        
        
          cing-Modell
        
        
          zur Bereitstellung von IT-Services
        
        
          verstanden, bei dem
        
        
          mehrere Nutzer
        
        
          (multi-
        
        
          tenant)
        
        
          über ein Netzwerk
        
        
          (broad network
        
        
          access)
        
        
          auf einen gemeinsam genutzten
        
        
          Pool von IT-Ressourcen (z. B. Softwarean-
        
        
          wendungen, Speicher) zugreifen
        
        
          und die be-
        
        
          liebig skalierbaren Leistungen bei Bedarf (
        
        
          on-
        
        
          demand
        
        
          ) unabhängig von Zeit und Ort selbst-
        
        
          ständig beziehen und ebenso flexibel zurückge-
        
        
          ben können (
        
        
          rapid elasticity
        
        
          ), wobei die
        
        
          Vergütung der Services auf Basis des Ausma-
        
        
          ßes der Inanspruchnahme erfolgt (
        
        
          pay-per-
        
        
          use
        
        
          ) (vgl. Arnesen (2013), S. 46). Diese neue,
        
        
          zumeist kostengünstigere Lösung erleichtert es
        
        
          KMU gleichermaßen wie Großunternehmen,
        
        
          von den Vorteilen einer alle Unternehmensbe-
        
        
          reiche integrierenden Business-Software Ge-
        
        
          brauch zu machen.
        
        
          Laut einer Studie der International-Data-Corpo-
        
        
          ration (vgl. IDC (2014), Internet) betrug der
        
        
          weltweite Umsatz mit Public-Cloud-Compu-
        
        
          ting-Services im Jahr 2014 56,6 Mrd. US-Dol-
        
        
          lar und wird gemäß Prognose bis zum Jahr
        
        
          2018 auf 127 Mrd. US-Dollar ansteigen. Dies
        
        
          entspricht einer durchschnittlichen jährlichen
        
        
          Wachstumsrate von 22,8 %. Darüber hinaus
        
        
          werden sich Public-Cloud-Computing-Services
        
        
          im Jahr 2018 für mehr als die Hälfte aller Inves-
        
        
          titionen in Software, Server und Speicherres-
        
        
          sourcen verantwortlich zeichnen.
        
        
          
            ERP as a Service – Chancen und Risiken einer
          
        
        
          
            Auslagerung von ERP-Systemen in die Cloud
          
        
        
          von Bernhard Gärtner und Sven Valek
        
        
          
            ERP as a Service