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Seit dem Aufkommen in den 1990er Jahren
haben sich Enterprise-Resource-Planning-Sys-
teme (ERP-Systeme) zur unternehmenskriti-
schen Software entwickelt und gelten als die
vermeintlich bedeutendste Entwicklung unter-
nehmensbezogener Informationstechnologien
der letzten Jahre. Eine ERP-System-Implemen-
tierung sowie -Nutzung erfolgt
zumeist auf
den Ressourcen innerbetrieblicher Re-
chenzentren
(sogenannte
on-premise
Lö-
sung). Dabei werden die Softwarepakete zu-
nächst
über ein Lizenzmodell bezogen
, bei
dem die Unternehmen zu Beginn eine einmalige
Lizenzgebühr sowie in weiterer Folge Gebühren
für Support und Upgrades leisten (vgl. Benlian
et al. (2009), S. 14). ERP-Systeme, die mit ih-
rem modularen Aufbau (z. B. Controlling, Pro-
duktion) und einer zentralen, redundanzfreien
Datenbank sämtliche Unternehmensprozesse
unterstützen, werden gegenwärtig bereits von
den meisten Großunternehmen eingesetzt (vgl.
Davenport (1998), S. 123 f.).
Der hohe Preis,
der für Anschaffung, Implementierung, Be-
trieb und Wartung dieser Systeme notwen-
dig ist
, hat es bis dato vor allem Klein- und
teilweise auch Mittelunternehmen (KMU) er-
schwert, in derartige Softwarepakete zu inves-
tieren (vgl. Elragal/Kommos (2012), S. 11;
Makkar/Meenakshi (2012), S. 141).
Nun scheint sich jedoch ein
Paradigmen-
wechsel abzuzeichnen
, bei dem die ERP-
Systeme nicht wie bisher betriebsintern imple-
mentiert, betrieben und gewartet werden, son-
dern
an Drittanbieter ausgelagert und über
das Internet als Software as a Service
(SaaS-Cloud Computing)
angeboten werden.
Unter
Cloud Computing wird ein Outsour-
cing-Modell
zur Bereitstellung von IT-Services
verstanden, bei dem
mehrere Nutzer
(multi-
tenant)
über ein Netzwerk
(broad network
access)
auf einen gemeinsam genutzten
Pool von IT-Ressourcen (z. B. Softwarean-
wendungen, Speicher) zugreifen
und die be-
liebig skalierbaren Leistungen bei Bedarf (
on-
demand
) unabhängig von Zeit und Ort selbst-
ständig beziehen und ebenso flexibel zurückge-
ben können (
rapid elasticity
), wobei die
Vergütung der Services auf Basis des Ausma-
ßes der Inanspruchnahme erfolgt (
pay-per-
use
) (vgl. Arnesen (2013), S. 46). Diese neue,
zumeist kostengünstigere Lösung erleichtert es
KMU gleichermaßen wie Großunternehmen,
von den Vorteilen einer alle Unternehmensbe-
reiche integrierenden Business-Software Ge-
brauch zu machen.
Laut einer Studie der International-Data-Corpo-
ration (vgl. IDC (2014), Internet) betrug der
weltweite Umsatz mit Public-Cloud-Compu-
ting-Services im Jahr 2014 56,6 Mrd. US-Dol-
lar und wird gemäß Prognose bis zum Jahr
2018 auf 127 Mrd. US-Dollar ansteigen. Dies
entspricht einer durchschnittlichen jährlichen
Wachstumsrate von 22,8 %. Darüber hinaus
werden sich Public-Cloud-Computing-Services
im Jahr 2018 für mehr als die Hälfte aller Inves-
titionen in Software, Server und Speicherres-
sourcen verantwortlich zeichnen.
ERP as a Service – Chancen und Risiken einer
Auslagerung von ERP-Systemen in die Cloud
von Bernhard Gärtner und Sven Valek
ERP as a Service