CONTROLLER_MAGAZIN_04/2016 - page 87

85
Wer heute einen Controller nach der
Rolle
fragt,
die er in Zukunft spielen will, wird mit großer
Wahrscheinlichkeit eine übereinstimmende Ant-
wort bekommen: die des
Business Partners
.
Was sich im Detail dahinter verbirgt, ist aber
nicht ganz klar. Schaut man in die Unterneh-
men, stößt man vereinfachend auf zwei Lager:
Für die einen ist der Business Partner eine
anzustrebende Philosophie
. Wer länger dabei
ist, wird an das alte Deyhle´sche Bild des (Zah-
len-)Verkäufers erinnert; es geht um Kundenori-
entierung, um das Schaffen von konkretem
Mehrwert für den Manager. Für den, der den
Business Partner so sieht, sollten alle Controller
der Rolle folgen.
Das andere Lager
bezieht die
Rolle des Business Partners dagegen nur für
diejenigen Controller, die einen
unmittelbaren
Kontakt zum Manager haben.
Daneben gibt
es weiterhin Controller, die im Hintergrund ar-
beiten und die Kollegen „an der Manager-Front“
mit Zahlen und Analysen unterstützen.
Welche
Position haben Sie? Wissen Sie, wie (unter-
schiedlich) Ihre Kollegen darüber denken?
Experten unterstützen
mit Zahlen und Analysen
Welche Position sich in Zukunft durchsetzen
wird, hängt wesentlich davon ab, wie weitge-
hend sich die
„technischen Basistätigkeiten“
der Controller in IT-Systeme verlagern
las-
sen. Im Grenzfall ist dort alles so vorhanden, wie
es ein Controller zur Unterstützung seiner Mana-
ger benötigt. Dann werden
nur noch Business
Partner gebraucht
. Wenn man dieses Szenario
überhaupt für realistisch erachtet, wird bis zu
seinem Eintreffen aber noch (sehr) viel Wasser
den Rhein hinunterfließen. Die aktuelle Datenla-
ge in den Unternehmen ist zum Teil noch Licht-
jahre davon entfernt. Auf Sicht wird es also bei
zwei sehr unterschiedlichen Aufgabenfel-
dern für Controller
bleiben, die zumeist – zu-
mindest in größeren Unternehmen – mit unter-
schiedlich spezialisierten Stellen verknüpft sind.
Nennen wir sie – um den Begriff des Business
Partners zu vermeiden –
Berater und Experten
Sind die Experten Controller
zweiter Klasse?
Experten befinden sich derzeit in keiner komfor-
tablen Situation. Auf der einen Seite wird – wie
angesprochen – unisono nur der Business Part-
ner als anzustrebendes Ziel propagiert. Auf der
anderen Seite findet sich zunehmend die Prog-
nose, dass viele der traditionellen zahlenorien-
tierten
Basistätigkeiten der Controller stan-
dardisiert und möglichst automatisiert
wer-
den. Zudem müssen sich Controller in größeren
Unternehmen zunehmend auch mit der
Shared
Service Center-Idee
anfreunden: Standard­
tätigkeiten werden weiter von Controllern ge-
macht, nur sitzen diese dann nicht mehr vor Ort,
sondern
zentralisiert in Bratislava, Shanghai
oder Manila
. Sieht man beide Entwicklungen
im Zusammenhang, dann verwundert es nicht,
dass der Wert der Arbeit der Experten oftmals
nicht mehr hinreichend gewürdigt wird. Den-
noch sind die Berater noch auf lange Sicht auf
die Experten angewiesen. Sie sollten sich des-
halb entsprechend um sie kümmern. Sie sollten
die Idee des Partnering nicht auf die Manager
beschränken, sondern auch auf die Experten
ausdehnen. Controller in der Business Partner-
Funktion sollten stets
darauf achten
, dass im
Controllerdienst
kein Zweiklassensystem ent-
steht
. Diesen Ratschlag zu befolgen, heißt, sich
um zwei Komponenten zu kümmern, um die
fachliche ebenso wie um die psychologische.
Auch Experten brauchen
Geschäftskenntnis
Fachlich geht es um die Erkenntnis, dass der,
der Daten produzieren soll, wissen muss, wofür
sie gebraucht werden. Die derzeit allseits erho-
bene Forderung nach
mehr Geschäftskennt-
nis
der Controller ist deshalb nicht auf die Be-
rater beschränkt, sondern
gilt auch für die
Experten
. Die enge Nähe zum Manager und
das dabei täglich gewonnene Wissen macht die
Berater an dieser Stelle in Richtung Experten
kommunikationspflichtig. Psychologisch geht
es darum, den Controllerdienst stimmungsmä-
ßig zusammenzuhalten. Erforderlich ist ein Wir-
Gefühl, das zugehörig Fühlen zu einer Control-
ling-Community, in der Controller unterschied­
licher Spezialisierung eng zusammenarbeiten.
Von alleine entsteht dies nicht. Jede Investition
in diese Community ist aber gut angelegt!
Partnerschaft zwischen
Business Partnern und Experten
von Jürgen Weber
Autor
Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Weber
ist Direktor des Instituts für Management und Controlling (IMC)
der WHU – Otto Beisheim School of Management Campus Val-
nationalen Controller Vereins (ICV).
E-Mail:
CM Juli / August 2016
1...,77,78,79,80,81,82,83,84,85,86 88,89,90,91,92,93,94,95,96,97,...116
Powered by FlippingBook