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gewerblichen Vermieter, Lieferanten oder Mitbe-
werber. Oft liegen gegenseitige vertragliche Ver-
einbarungen vor in der Form, dass z. B. Unter-
nehmen A im Störfall bestimmte Produkte bei
Unternehmen B produzieren lässt und vice ver-
sa. Unabhängig von der örtlichen und vertrag
lichen Gestaltung müssen der Ersatz
schnell
bzw. in akzeptabler Zeit zur Verfügung ste-
hen
und die (umgeleiteten) Güter- und Kommu-
nikationsprozesse reibungslos funktionieren
(vgl. Abbildung 4).
In Abhängigkeit von der
Schnelligkeit des An-
laufs
unterscheidet man:
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·
·
Cold Site:
Anlage mit ausreichend Platz und
Infrastruktur (Anschlüsse für Gas, Wasser,
Strom, Telefon usw.), aber lediglich einer
Grundeinrichtung. Spezielle Geräte (Maschi-
nen, Computer usw.) fehlen.
·
·
Warm Site:
Teilweise bereits ausgestattet
mit (genereller) Hard- und Software, Telefo-
auswählen; ebenso: Ausleihen von Notstrom-
aggregaten; Einrichten Krisenstab usw.).
Alternativer Standort
als Kompensationsstrategie
Eine wesentliche Grundoption ist es, den
Wegfall von Personen, Anlagen, Produkten,
Materialien oder sogar Kundensegmenten
durch geeigneten Ersatz zu kompensie-
ren.
Hier betrachten wir alternative Produk
tionsstätten und andere Ersatzanlagen
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(Pro-
duktionsstraße, Maschinenhalle, Lager, Büro-
räume, Fuhrpark, Verkaufsräume usw.) exem-
plarisch näher. Ein alternativer Standort („Site“)
für Produktion, Lagerung, Verwaltung oder
sonstige Betriebsprozesse kann grundsätzlich
im Werk selbst,
innerhalb
des Unternehmens,
aber an anderem Ort, genauso aber auch
außer-
halb
des Unternehmens liegen, z. B. bei einem
Beispiel Stromausfall:
·
·
Treffen Sie Vorkehrungen für eine Störung
der Stromversorgung!
·
·
Welche Systeme dürfen keinesfalls ausfallen?
·
·
Welche Prozesse sind ggf. wie lange ver-
zichtbar?
·
·
Welche können ggf. verschoben werden,
welche nicht?
·
·
In welchem Maß können Sie kurzfristige Stö-
rungen selbst überbrücken?
·
·
Welche Ersatzlösungen (z. B. Notstromaggre-
gate) bestehen bzw. werden noch benötigt?
·
·
Haben Sie ausreichend Diesel für Notstrom-
aggregate? usw.
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Denken Sie das Beispiel einmal für ein Kran-
kenhaus durch: Beatmungsmaschinen, OP-Ge-
räte, Kühlung von Organen, Licht, Computer
mit Patientendaten, Großküche usw. haben un-
terschiedliche Prioritäten; Gleiches gilt für un-
terschiedliche Behandlungen und Operationen
und grundsätzlich für die verschiedensten Pro-
zesse im Unternehmen, für Produkte, Kunden,
Personal usw. gleichermaßen.
Bei den konkreten Maßnahmen für einzelne Be-
reiche wie z. B. Anlagen (vgl. Abbildung 4)
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oder
Werkstoffe bzw. Lieferantenausfall (vgl. Abbil-
dung 6) ist auch zu überlegen, welche zeit- und
mengenmäßige Wirkung diese haben. Grund-
sätzlich kann -1- der Beginn der Störung verzö-
gert, -2- ihr Ende beschleunigt und -3- die Hef-
tigkeit der Störung reduziert werden (vgl. Abbil-
dung 3).
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Unter dem Aspekt der Planungs- und Umset-
zungs
dauer
sowie der
Dringlichkeit
sind
Maßnahmen wie folgt zu überlegen:
·
·
Maßnahmen, die direkt bzw.
innerhalb kurzer
Zeit
umgesetzt werden können (z. B. Störung
durch Flugzeugabsturz und Verlust des kom-
pletten Vorstands: Vorstandsmitglieder flie-
gen nicht gemeinsam). Viele Personalfragen,
z. B. Ersatz von Schlüsselpersonen, können
schnell gelöst werden.
·
·
Maßnahmen, die
langfristig angegangen
werden müssen (z. B. Aufbau einer flexiblen
Produktion oder neuer Ersatzstandorte).
·
·
Maßnahmen, die jetzt geplant werden, um
im
Störungs- oder Notfall spontan
ergriffen zu
werden (z. B. Mobile Bürocontainer oder Al-
ternativlieferanten: jetzt schon Bezugsquellen
Abb. 3: Grundoptionen zur Minimierung von Ausfall und Schaden
Abb. 4: Kontinuitätsoptionen für Anlagen und Personal
CM Juli / August 2016