 
          
            78
          
        
        
          Alle Teiloptionen sind einzeln oder im Verbund
        
        
          anwendbar. Genauso gilt, dass z. B. Engpässe
        
        
          bzw. Ausfälle in der Produktion anders gelöst
        
        
          werden als bei der Rohstoffversorgung, und
        
        
          für Störungen im Personalbereich wiederum
        
        
          andere Kontinuitätsstrategien gewählt wer-
        
        
          den. In jedem Fall erhöht
        
        
          proaktives Han-
        
        
          deln
        
        
          (also vor dem Eintreten einer Störung)
        
        
          das Handlungsspektrum
        
        
          deutlich. Die Sub-
        
        
          stitution von Produkten, Materialien, Perso-
        
        
          nen, Prozessen, Märkten, Vertriebskanälen
        
        
          usw. und die Kompensation eines Ausfalls
        
        
          bzw. einer Ressource sind dabei klassische
        
        
          strategische Optionen. Ebenso zu beachten
        
        
          sind
        
        
          Alternativpläne
        
        
          und Notfallpläne (‚Con-
        
        
          tingency plans‘), die bereits für den Fall X als
        
        
          Plan B vorliegen.
        
        
          3
        
        
          Strategien und Maßnahmen müssen realistisch
        
        
          und wirksam sein, dabei gut vorbereitbar und
        
        
          unter Kosten-Nutzen-Aspekten ausgewählt
        
        
          werden. Dies geschieht konkret in Phase 5.
        
        
          
            Phase 5: Maßnahmen planen
          
        
        
          Auf Basis der in Phase 4 formulierten Kontinu-
        
        
          itätsstrategien werden nun für einzelne Stö-
        
        
          rungen bzw. die betroffenen Prozesse, Poten-
        
        
          ziale und Produkte differenziert Kontinuitäts-
        
        
          pläne entwickelt; abhängig von der Relevanz
        
        
          und der Sensibilität sowie der zur Verfügung
        
        
          stehenden Optionen mögen diese ganz unter-
        
        
          schiedlich ausfallen. So kann z. B. ein Produkt
        
        
          derzeit schon an mehreren Standorten herge-
        
        
          stellt werden, wodurch sich eine andere Dring-
        
        
          lichkeit ergibt als für ein Produkt, das tatsäch-
        
        
          lich nur in einem Werk produziert wird. Eine
        
        
          mehrwöchige Produktionsunterbrechung wird
        
        
          vom Kunden bei einem Luxussportwagen eher
        
        
          akzeptiert als bei einem Mittelklassewagen.
        
        
          Manche Produkte können in gewissem Maße
        
        
          substituiert werden (z. B. Pkw mit Benzin- bzw.
        
        
          Dieselmotoren), andere hingegen kaum oder
        
        
          gar nicht (z. B. Medikamente für unterschiedli-
        
        
          che Indikationen). Im letzten Beispiel spielen
        
        
          außerdem die lange Dauer von Entwicklung
        
        
          und Genehmigungsverfahren eine große Rolle
        
        
          (abhängig vom Absatzmarkt), bei anderen Pro-
        
        
          dukten ist dies nicht der Fall. Es sind also ins-
        
        
          gesamt
        
        
          kapazitätsmäßige, marktseitige,
        
        
          technische sowie zeitliche Restriktionen
        
        
          zu beachten.
        
        
          Ein weiterer Aspekt, den es hier grundsätzlich
        
        
          zu klären gilt, ist, welche Teiloptionen als An-
        
        
          satzhebel zu stellen sind. Davon sind drei mög-
        
        
          lich (vgl. Abbildung 5):
        
        
          1. Soll die
        
        
          Störung
        
        
          an sich (wegfallende Park-
        
        
          platzkapazität) angegangen werden?
        
        
          2. Soll den
        
        
          Auswirkungen
        
        
          begegnet werden
        
        
          (z. B. Ordnungskräfteeinsatz, um ein Ver-
        
        
          kehrschaos oder unerwünschtes Wildparken
        
        
          als Folge der Störung zu handhaben)?
        
        
          3. Sollen die
        
        
          Ursachen
        
        
          angegangen werden,
        
        
          z. B. Hochwasserschutzmaßnahmen, um die
        
        
          Überflutung des Hauptparkplatzes zu ver-
        
        
          hindern?
        
        
          platz mit 500 Stellplätzen weg; diese werden
        
        
          durch verschiedene andere Kapazitäten, teils
        
        
          mit Vorlaufzeit (C) oder nur am Wochenende
        
        
          verfügbar (D), aufgefangen (vgl. Abbildung 2).
        
        
          Diese Grundüberlegungen gelten für jedes Ka-
        
        
          pazitätsproblem, genauso aber auch für unter-
        
        
          schiedliche Produkte oder Marktsegmente, die
        
        
          einen (partiellen) Substitutionsbeitrag für aus-
        
        
          fallende Produkte und die damit generierten
        
        
          Umsätze leisten können: So können wegbre-
        
        
          chende Umsätze evtl. durch erhöhte oder neue
        
        
          Umsätze in anderen Geschäftsfeldern oder zu-
        
        
          mindest durch andere Produkte teilweise oder
        
        
          ganz kompensiert werden.
        
        
          
            Abb. 1: Der BC-Prozess
          
        
        
          
            Abb. 2: Additive Lösungen
          
        
        
          
            Business Continuity Management